• 09.09.2006 09:24

  • von Fabian Hust

Brawn: "Das könnte ein Faktor werden"

Ferraris Technischer Direktor über das Rennen in der Türkei, die unterschiedliche Motorensituation bei Schumacher und Alonso sowie die Entwicklungsarbeit

(Motorsport-Total.com) - Das Renault-Team war im Freien Training am Freitag in Monza erstaunlich langsam unterwegs, scheinbar hat man sich bei den Testfahrten in der vergangenen Woche schon mit der Erkenntnis abgefunden, dass man in der Qualifikation keine Chance gegen Ferrari haben dürfte und konzentriert sich stattdessen voll und ganz auf die Abstimmung für das Rennen. So könnte man am Ende wie schon beim vergangenen Rennen in Istanbul die "Roten" im Rennen schlagen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn: Ein Vorteil, dass Schumacher das Saisonfinale mit frischem Motor fährt

Ross Brawn, Technischer Direktor der Italiener, geht jedenfalls davon aus, dass es ein hart umkämpftes Rennen geben wird: "Wir wissen nicht, mit welchen Benzinmengen die Leute am Freitag gefahren sind und ich denke, dass die Reifen erst gut sein werden, wenn die Strecke sich in einem guten Zustand befindet. Auf den Longruns waren wir sehr gut, aber das war auch Renault."#w1#

Brawn trauert den Punkten aus der Türkei hinterher

Auch wenn Michael Schumacher nach dem Rennen in der Türkei den Titel nicht mehr aus eigener Kraft gewinnen kann, wird man laut Brawn nichts an der Herangehensweise an die Rennen ändern: "Es ist enttäuschend, dass wir mit Michael ein paar Punkte verloren haben, denn wir hatten in der Türkei ein sehr konkurrenzfähiges Paket. Wir waren aus diesem Grund vom Ergebnis in der Türkei frustriert, jedoch natürlich für Felipe erleichtert. Die Umstände hätten jedoch anders sein können."

In den Augen des 51-Jährigen hat man nicht nur zwei Punkte auf den Spanier verloren: "Man kann argumentieren, dass uns in der Türkei sechs Punkte entgangen sind, denn wenn das Safety Car nicht auf die Strecke gegangen wäre, dann wäre es sehr wahrscheinlich gewesen, dass Michael beim ersten Boxenstopp an Felipe vorbeigegangen wäre, da sie auf verschiedenen Strategien waren. Und Felipe hätte wohl seine Position gegen Fernando verteidigt."

Unterschiedlicher Motor-Zyklus ein Faktor?

Interessant ist, dass Fernando Alonso in Monza mit einem neuen Motor ins Rennen geht, wohingegen Michael Schumacher mit jenem Triebwerk startet, das schon in Istanbul im Heck seines Ferrari steckte: "Das könnte ein Faktor werden. Ich weiß nicht, ob es ein großer Faktor sein wird, denn wir haben in diesem Jahr 18 Rennen und ich nehme an, dass wir aus dem Rhythmus sind, da wir zuvor im Jahr Probleme gehabt haben."

"Aber es könnte ein Faktor werden, denn die Realität ist, dass wir in Brasilien einen Motor haben werden, der nur dieses eine Rennen zu absolvieren hat", so der Brite weiter. "Wir werden keinerlei besondere Motoren haben, aber natürlich ist jeder Motor, der zwei Rennen zu überstehen hat, mit einem höheren Ausfallrisiko versehen als ein Triebwerk, das nur ein Rennen zu überdauern hat."

Brawn sieht seinen Fahrer beim Heimrennen von Ferrari auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke jedenfalls nur bedingt im Nachteil: "Michael hat einen Motor, der die Rennen in der Türkei und in Monza überstehen muss, was zwei der härtesten Rennen sind. Fernando hat einen Motor, der in Monza und in China zum Einsatz kommt, was nicht so hart ist. Man kann in beide Richtungen argumentieren. Ich denke nicht, dass dies ein großes Problem ist."

Wie viel darf man dem Motor zumuten?

Natürlich hatte man beim vergangenen Rennen in der Türkei im Hinterkopf, dass man den selben Achtzylinder auch in Monza verwenden muss, dennoch nutzte Schumacher zeitweise die volle Drehzahl, um zu versuchen, doch noch ein Alonso vorbei zu kommen, ganz einfach, da man im Vorfeld ja nicht wissen kann, was in Monza passiert.

"Man ist natürlich aber auch ein mutiger Mann, wenn man die Drehzahlen komplett in einem Rennen nutzt und dann für das kommende nichts mehr in der Hinterhand hat. Wir haushalten mit den Drehzahlen auf verschiedenen Gebieten. Wenn man sich die Höchstgeschwindigkeiten heute auf den Geraden angeschaut hat, dann waren sie ziemlich niedrig. Man wird am Sonntag und im Qualifying sehen, dass sie viel höher sein werden, da wir die Drehzahlen nach oben schrauben werden."

Ferrari geht bei der Entwicklung keine unnötigen Risiken ein

Im Kampf um den Titel wird man bei Ferrari keine Entwicklungen vorzeitig einführen, das ist nun auch nicht mehr möglich, da es nach Monza nur noch drei Rennen geben wird: "Wir werden für die letzten drei Rennen ein neues Aerodynamik-Paket haben, was so geplant war. In Bezug auf die Tests im Windkanal, auf der Strecke und all diese Dinge muss man dies in gewisser Weise so planen."

"Wir haben keine Technologie, von der wir sagen, dass wir sie einführen, bevor sie zuverlässig ist. Die Veränderungen, die wir für die letzten Rennen vornehmen werden, sind Modifikationen am Chassis, damit ist ein sehr geringes Risiko verbunden. Es mag vielleicht ein paar Dinge am Motor geben, aber das sind keine großen Dinge. Ich denke nicht, dass dies etwas ist, das mit einem großen Risiko verbunden ist."