Brabham: "Fahrer haben heute nicht mehr so viel Spaß"

Ex-Formel-1-Weltmeister Jack Brabham trauert den alten Zeiten in der Formel 1 nach, findet aber auch an der Gegenwart Gutes

(Motorsport-Total.com) - Vor 35 Jahren nahm Jack Brabham in Mexiko zum letzten Mal an einem Grand Prix teil. Bis heute ist der Australier der einzige Weltmeister, der in einer Eigenkonstruktion den Titel gewann. Zusätzlich zur WM-Krone 1966 sicherte er sich 1959 und 1960 für andere Teams zwei weitere Championate. Heute ist Brabham 79 Jahre alt - und nach wie vor eine Ikone des Grand-Prix-Sports.

Titel-Bild zur News: Jack Brabham

Sir Jack Brabham würde gerne auch mal einen aktuellen Formel-1-Renner testen

Als solche besuchte der Ex-Teamkollege von Bruce McLaren kürzlich die ultramoderne Fabrik von McLaren-Mercedes im britischen Woking, wo er mit einem Journalisten des Magazins 'Racing Line', quasi die Haus- und Hofpublikation von Ron Dennis, über frühere und aktuelle Zeiten in der Formel 1 sprach. Interessante Erkenntnis: Brabham trauert zwar durchaus den 60ern nach, findet aber auch an der Gegenwart viel Gutes.#w1#

"Alles ist heute viel sicherer als früher"

"Wir blicken auf meine Zeit immer als goldene Ära zurück, aber aus meiner Sicht war das nicht so", erklärte er. "Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Fahrer heute genauso viel Spaß haben wie wir damals, aber alles ist heute viel sicherer als früher. Ich habe in meiner Zeit als Rennfahrer um die 30 Freunde verloren. Es ist gut zu sehen, dass sich das geändert hat, denn heute verlieren wir kaum noch Fahrer."

Brabham lobte in diesem Zusammenhang vor allem die Stabilität der modernen Monocoques und die sicherer gewordenen Rennstrecken. Nicht zuletzt deshalb würde er gerne einen aktuellen Formel-1-Renner ausprobieren, "um die Verbesserungen spüren zu können, aber schon im TV bekommt man mit, dass das weit weg ist von dem, was ich seinerzeit gefahren bin. Durch die Regeln werden heute aber alle Autos gleich gebaut. Dadurch ist das Überholen viel schwieriger geworden", analysierte er.

Techniker im Cockpit sind heutzutage nicht mehr gefragt

"Die Formel-1-Fahrer müssen heute ein Gespür für das Auto haben und die Fähigkeit, dem Team sinnvolle Anregungen für das Setup zu geben", so der Australier weiter. "Ich war vor meiner Fahrerkarriere Ingenieur, aber heute sind die Chancen sehr gering, dass ein Fahrer in das Ingenieurswesen involviert wird. Ich halte das für eine gute Sache, denn das Team muss sich als Ganzes weiterentwickeln. Wenn man die richtigen Ingenieure hat, muss sich der Fahrer nicht um diese Dinge kümmern. Wahrscheinlich wäre das gar nicht mehr möglich, denn das Ingenieurswesen hat sich weiterentwickelt und ist heute technologisch ungemein fortgeschritten."

Tatsächlich wäre es völlig undenkbar, dass heutzutage ein Fahrer in seinem eigenen Rennwagen an den Start geht. Im Gegensatz zu Brabhams Zeiten bestehen die Teams nicht aus ein paar engagierten Garagisten, sondern aus bis zu 1.000 Mitarbeitern, die zum Teil extrem spezialisiert sind.