Boullier enttäuscht: "Eines der schlechtesten Qualifyings"

Ursachenforschung bei Lotus: Warum das Qualifying in Montreal danebengegangen ist und was Kimi Räikkönen für das Rennen optimistisch stimmt

(Motorsport-Total.com) - Der Circuit Gilles Villeneuve mit seinen langen Geraden und wenigen richtigen Kurven ist kein Lotus-Terrain, und das zeigte sich während des heutigen Qualifyings zum Grand Prix von Kanada recht deutlich. Romain Grosjean zog als Siebter zwar immerhin ins Top-10-Finale in Montreal ein, aber Kimi Räikkönen scheiterte als Zwölfter schon in Q2. Schlechter stand Lotus im Durchschnitt nur beim Saisonauftakt in Melbourne da, dort erreichte aber Grosjean den sensationellen dritten Platz und der Schnitt wurde nur durch Räikkönen (17.) gedrückt.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Eric Boullier ist enttäuscht über das heutige Qualifying in Montreal

"Ich bin enttäuscht", erklärt daher Teamchef Eric Boullier gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Das ist eines der schlechtesten Qualifyings, das wir seit dem Saisonbeginn hatten. Am Saisonbeginn war unser Auto für die Fahrer von der Balance her sehr einfach auszuschöpfen. Dieses Wochenende haben wir nie die richtige Balance mit dem richtigen Gripniveau der Strecke zusammengebracht. Darum unterliefen den Fahrern kleine Fehler, als sie versuchten, das Beste herauszuholen, und das kann bei so geringen Zeitabständen gleich ein paar Positionen ausmachen."

Je heißer, desto besser

Das größte Lotus-Problem sind an diesem Wochenende die Reifen, die Grosjean und Räikkönen nicht auf Temperatur bekommen. "Wir hätten uns höhere Asphalttemperaturen gewünscht", gibt Grosjean zu. "Der offizielle Monitor hat 40 Grad angezeigt, aber tatsächlich waren es nur 35 oder 36." Insofern ein gutes Zeichen, dass es morgen noch sonniger und noch wärmer werden soll. Kombiniert mit der Tatsache, dass der E20 als "Reifenflüsterer" gilt, spricht das für eine verbesserte Performance im Rennen.

"Unser Team hat ein gutes Auto gebaut, das die Reifen schont und meistens einfach zu fahren ist. Das ist klug", sagt Boullier. "Aber es stimmt, dass wir Probleme haben, wenn wir mit den Reifen nicht im richtigen Temperaturfenster sind, auch im Rennen. Das Problem ist: Wenn das Wetter am Samstag anders ist als am Sonntag, musst du dich anpassen. Daher ist es schwierig, ein ganzes Rennwochenende zu handhaben."

Grosjean kann dem Ganzen jedoch auch etwas Gutes abgewinnen: "Es ist nicht das leichteste Wochenende für uns, aber obwohl wir uns schwer tun, bin ich Siebter. Das ist ein gutes Zeichen", so der Franzose, der in dieser Saison schon mehrmals in Startkollisionen verwickelt wurde, zuletzt in Monaco. Das soll sich morgen nicht wiederholen, denn: "Wir haben an der Prozedur gearbeitet. Es wird deutlich besser. Dann werden wir sehen, wie wir in die erste Kurve kommen."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Kanada, Samstag


Räikkönen für das Rennen optimistisch

Räikkönen rechnet sich für morgen ebenfalls noch Chancen aus, wenn es tatsächlich wärmer wird: "Das ist gut für uns", glaubt der "Iceman". "Unser Auto funktioniert eigentlich auch hier gut, wenn wir es nur zum Arbeiten bekommen. Aber morgen ist der Tag, an dem es die Punkte gibt, und nur das zählt. Wir werden versuchen, gut zu starten und uns aus allen Gerangeln rauszuhalten, dann schauen wir weiter. Normalerweise sind wir im Rennen besser, daher glaube ich schon, dass wir gute Punkte holen können."

Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen ist optimistisch, dass er morgen noch zulegen kann Zoom

Was seine technischen Probleme angeht, so war "nicht dass Differenzial selbst" defekt, "sondern die Hydraulik. Daher hat auch das Differenzial nicht mehr so funktioniert, wie es sollte. Es funktioniert noch, aber nicht richtig", berichtet Räikkönen. Im Freien Training sei noch alles bestens gewesen, aber "ab dem ersten Qualifying" steckte der Hydraulikdruck dann bei 50 bar fest. Da halfen auch verschiedene Umstellungen am Lenkrad nichts, zu dem ihm das Team mittels Boxenfunk riet.