• 20.10.2006 01:07

  • von Stracke / Hust

BMW Sauber F1 Team: Blick zurück und nach vorn

Mit der ersten Saison kann der Rennstall sehr zufrieden sein, die Planungen für die Zukunft klingen ebenfalls viel versprechend

(Motorsport-Total.com) - Schon am Donnerstag gab das BMW Sauber F1 Team die Fahrer für die Saison 2007 bekannt: "Sie können mir höchstens vorwerfen, es vier Tage zu früh getan zu haben", scherzte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen am Donnerstag in Sao Paulo, denn eigentlich wollte man die Fahrer nicht während der Saison bekannt geben.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen blickt zufrieden zurück und optimistisch nach vorn

Wenig überraschend bestätigte man Nick Heidfeld und Robert Kubica als Stammfahrer und Sebastian Vettel als Testfahrer. Der Deutsche konnte sich schon seit langem entspannt zurücklehnen, denn die Fahrerfrage bereitete ihm keine schlaflosen Nächte: "Nach den starken Auftritten von Robert gleich zu Beginn der Testfahrten im Winter haben wir uns nicht mehr ernsthaft um eine Alternative bemüht. Es war für uns sehr früh klar, dass er unser Mann ist."#w1#

Villeneuve ist kein Thema mehr, aber Vettel und die GP2

Das Thema Jacques Villeneuve ist übrigens schon längst abgehakt: "Wir haben uns sauber und einvernehmlich getrennt, da gibt es keine vertraglichen Dinge mehr zu regeln", so Theissen. Offen ist hingegen noch die Frage, ob man Sebastian Vettel 2007 parallel in der GP2 fahren lässt: "Geben Sie uns diesbezüglich noch etwas Zeit. In meinen Augen ist es nicht Ideal, wenn einer am Rennwochenende in zwei verschiedenen Autos sitzt." Entscheiden wird BMW, nicht Red Bull, die den 19-Jährigen ebenfalls unterstützen.

Die Bayern haben vor, Vettel an jedem Freitag im Auto fahren zu lasen. Der neuen Regelung zufolge wird ab kommenden Jahr zwei Mal 90 Minuten gefahren, mit nur zwei Autos aber mit maximal drei Fahrern: "Wir haben das noch nicht im Detail geregelt, das werden wir bei den Testfahrten im Winter sicherlich noch ausprobieren", so Theissen auf die Frage, wie man die Autos besetzen wird.

Vettel soll freitags fahren

"Wir haben die klare Absicht, dass der dritte Fahrer am Freitag zum Einsatz kommt", betont der 54-Jährige. "Es macht aber keinen Sinn, während der 90 Minuten den Fahrer zu wechseln. Man muss dazu das Auto anpassen, und auch wenn das nicht sehr aufwendig ist, verliert man praktisch die Hälfte der Zeit. Zwischen Vormittag und Nachmittag kann man das ohne weiteres tun."

Theissen hat die Reglement-Veränderungen verdaut

Mit den neuen Regelungen im Hinblick auf das "Einfrieren der Motoren" kann der BMW Motorsport Direktor mittlerweile übrigens ganz gut leben: "Ich habe mir das nicht so vorgestellt und dafür plädiert. Wir haben uns jedoch mit der Situation arrangiert und werden damit zu Recht kommen."

"Natürlich haben wir früher die Position eingenommen, mehr Freiraum für technische Entwicklungen zu bekommen. Ich muss aber sagen, dass ich es gar nicht so schlecht finde, wie es jetzt aussieht. Wir haben faktisch ab Mitte Dezember eine Homologation. Das heißt, dass man jetzt schon noch einiges verändern kann."

"Danach ist der Teil des Motors, der heute schon versiegelt ist, homologiert. Im Umfeld wird man nach wie vor etwas tun können, also Saugseite, Auspuffseite, Einspritzung. Mit der Situation können wir gut leben." BMW sieht also noch genügend Handlungsspielraum, den man auch nutzen wird.

Den zu homologierenden Motor haben die Bayern übrigens noch nicht hinterlegt: "Das Verfahren ist so, dass die Motoren seit Monza versiegelt werden. Das heißt, dass wir schon Homologations-Motoren zu Hause stehen haben, aber abgegeben haben wir die noch nicht. Ich nehme an, dass wir in der kommenden Woche die Motoren zur FIA nach England schicken werden."

Theissen mit Reifenreglement zufrieden

Auch mit der Umsetzung des Reifenmonopols ist der Deutsche zufrieden: "Entscheidend für uns ist, dass garantiert ist, dass alle das gleiche bekommen und zwar nicht nur von der Anzahl sondern auch von der Spezifikation her. Es ist wichtig für uns, dass in diesem Zusammenhang überhaupt keine Zweifel bestehen. Das geht bis hin zur Zuteilung der Reifen am Rennwochenende, per Los oder durch eine neutrale Stelle."

Ein positives Saisonfazit

Wie es kommendes Jahr laufen wird, vermag Theissen natürlich noch nicht zu prognostizieren, ein positives Fazit der ersten Saison kann er aber ziehen: "Ich bin mit dem Fortschritt, den das Team im ersten Jahr gemacht hat, sehr zufrieden."

"Das mache ich gar nicht mal so sehr an den Ergebnissen fest, sondern an den Performance-Werten. Wir führen natürlich über die Performance im Sinne von Rundenzeiten gemessen am jeweils besten Wettbewerber Buch. Da hat sich seit einem Jahr eine Menge getan."

Sauber getoppt

"Es ist zudem das erste Jahr in der Geschichte des bisherigen Sauber-Teams, in dem im Verlauf des Jahres die Lücke zu den anderen Teams kleiner und nicht größer geworden ist. Dies zeigt, dass wir mittlerweile ein Entwicklungstempo haben, mit dem wir mit den etablierten Teams mithalten können. Das ist für mich ein ganz wichtiger Indikator."

"Natürlich sind wir auch über die zwei Podiums-Platzierungen froh, die früher kamen als erwartet. Und wenn es uns hier gelingt, den fünften Platz zu zementieren, dann ist es ein Riesensprung. Wenn wir Sechster werden, dann ist dies für das erste Jahr immer noch sehr gut." Und für kommendes Jahr laufen schon die Erweiterungsarbeiten an der Sauber-Fabrik in Hinwil: "Da können wir bald die Autos auf direktem Weg in den Windkanal schieben."