• 24.11.2001 14:03

  • von Fabian Hust

Blundell: Formel-1-Comeback als Testfahrer?

Im interview spricht Ex-Formel-1-Pilot Mark Blundell über seine Saison 2001 und seine Formel-1-Comeback-Pläne

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Für Mark Blundell war die Saison 2001 ein frustrierendes Jahr. Er verlor seinen ChampCar-Platz beim PacWest-Team unter kontroversen Umständen Ende letzten Jahres, zu einem Zeitpunkt, als es bereits zu spät war, sich nach einem anderen Arbeitgeber umzusehen. In diesem Jahr konnte er deshalb nur für das MG-Werksteam in Le Mans fahren, wo er unter grausamen Bedingungen eine tolle Leistung zeigte. Daneben arbeitete der 35-Jährige für den britischen Fernsehsender 'ITV' als Formel-1-Co-Kommentator an der Seite seines früheren Brabham- und Ligier-Teamkollegen Martin Brundle. Aber Blundell macht deutlich, dass seine Zeit als aktiver Rennfahrer noch lange nicht vorbei ist. Aus diesem Grund schaut der Brite sich nach Möglichkeiten bei der Indy 500 und sogar in der Formel 1 um, wo er gerne testen würde. Man vergisst leicht, dass Blundell zwischen 1991 und 1995 in der Formel 1 fuhr, dies jedoch meist für Mittelklasseteams abgesehen von McLaren, die sich aber zu jener Zeit in einer ihrer schwierigsten Jahre befanden. Für McLaren und Williams war der Mann aus Barnett in Hertfordshire bereits als Testfahrer unterwegs.

Titel-Bild zur News: Mark Blundell

Für Mark Blundell ist ein Comeback als Formel-1-Testfahrer denkbar

Frage: "Wie schwierig war es für dich gewesen, in diesem Jahr nur dieses eine Rennen zu bestreiten?"
Mark Blundell: "Es war für mich unglaublich schwierig, da es das erste Mal seit 16 Jahren war, dass ich keine ganze Saison Rennen fuhr. Ich hatte im Prinzip einen gültigen Vertrag für 2001 und sollte in den USA in der CART-Serie fahren. Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, besonders deshalb, da das Team in Sachen Motor und so weiter ein deutlich konkurrenzfähigeres Paket hatte als in den vergangen Jahren. Und natürlich auch die Art und Weise, wie alles passiert ist und wie sie damit umgegangen sind. Es lief alles so dumm, dass ich zum Schluss keinen Platz mehr bekam, da alle guten bereits vergeben waren."

Frage: "Du meinst, dass du noch als Fahrer verfügbar sein musstest und aus diesem Grund bei keinem anderem Team unterschreiben konntest?"
Blundell: "Rein rechtlich gesehen musste es wie passiert ablaufen, was für mich natürlich schlecht war, da ich diese Saison keine Rennen fahren konnte, aber so war es nun einmal. Als das Jahr vorbei war, hatte ich jedoch bestimmte Angebote aus Amerika, der IRL und auch ein paar andere Dinge. Einige ziemlich große Dinge. Aber dort gab es nicht die Konstanz und Leistung, die ich gerne wollte."

Frage: "Du willst also keine Teilzeitbeschäftigungen eingehen?"
Blundell: "Ich suche mir lieber ein paar gute Rennen zusammen und fahre diese ? lieber ein paar gute Rennen als Teilzeitbeschäftigungen. Das ist einfach nicht mein Ding."

Frage: "Wie sehr hast du Le Mans genossen?"
Blundell: "Das war eine großartige Veranstaltung. Es war super, dort mit MG anzutreten und eine tolle Show zu bieten. Ich denke, dass jeder überrascht von dem war, was uns dort gelungen ist. Ich glaube, dass wir eine sehr gute Show geboten haben, bedenkt man, wie wenig wir getestet haben, dass das Auto und der Motor brandneu waren und der MG Rover zum ersten Mal seit rund 35 Jahren wieder dabei war. Und ich denke, dass sie nächste Saison noch stärker sein werden."

Frage: "Wie fuhr sich das Auto?"
Blundell: "Es war ein großartiges kleines Auto, ein tolles kleines Sportauto. Im Nassen war es einfach gigantisch. In manchen Runden waren wir zehn Sekunden schneller als alle anderen und das war für einige der 'Big Names' ein schwerer Kloß im Hals. Ich blieb im Auto für knapp unter sechseinhalb Stunden, mit nur einer Stunde und 20 Minuten Pause. Das war harte Arbeit für mich, aber die war es wert und es war großartig, es bis auf den dritten Platz zu schaffen. Ich denke, dass wir sogar noch weiter nach vorne gekommen wären, wenn wir mehr problemlose Runden gehabt hätten."

Frage: "Ist es als früherer Fahrer nicht frustrierend, als TV-Kommentator bei den Rennen vor Ort zu sein?"
Blundell: "Es gibt natürlich gewisse Frustrationsmomente, besonders, weil ich dort noch einige nicht abgeschlossene Kapitel habe. Aber zur gleichen Zeit kann ich es auch genießen. Es hat mir Spaß gemacht mit Martin, meinem alten Sparring Partner, zusammen zu arbeiten und auch die anderen Leute im Studio waren großartig. Wenn man einem anderen Job wie beim Fernsehen nachgeht, dann weiß man erst zu schätzen, was diese Leute leisten und die Jungs von ITV machen definitiv einen tollen Job."

Frage: "Wie sehr bereitet es dir Freude, das Ganze einmal von der anderen Seite zu betrachten?"
Blundell: "Ich sag mal so, als ich anfing, da saß ich auf dem Rand meines Stuhls und habe geschrien und gegrölt! Ich setzte zu Saisonbeginn auf Montoya und die anderen Jungs auf andere Piloten und da kommt halt immer dieses 'das ist mein Junge' durch. Ich habe jede Menge Spaß. Das hat mir ein wenig einen Einblick gegeben, was außerhalb des Cockpits vor sich geht. Ich mache nun auch andere Dinge für das Fernsehen und so bin ich in Dinge im Motorsport involviert, mit denen ich in meinen 16 Jahren nichts zu tun hatte. Aber in Sachen Fahren ist für mich noch nicht aller Tage Abend. In mir brennt noch das Feuer und ich möchte noch eine Weile fahren, bevor ich meinen Helm an den Nagel hänge. Ich schaue mir zurzeit ein paar Dinge an und hoffentlich kommt dabei ein guter Vertrag für das kommende Jahr heraus. Aber angesichts des volkswirtschaftlichen Klimas, in dem wir uns momentan befinden, ist es für alle Beteiligten momentan schwierig. Wir müssen aus diesem Grund einfach einmal abwarten und schauen, was passiert."

Frage: "Ist das Ziel grundsätzlich wieder Amerika?"
Blundell: "Um ehrlich zu sein gibt es mehrere Varianten. Ich habe drei oder vier verschiedene Möglichkeiten und sie decken einen weiten Bereich ab. Zwei haben etwas mit der USA zu tun, einer ist eine Saison, der andere ein Deal für Indianapolis. Und dann gibt es Sportwagen-Geschichten, ein wenig Formel-1-Tests und ein paar andere Dinge, die interessant sind. Wir müssen abwarten und sehen, ob da etwas für mich fruchtet. Und natürlich gibt es da auch noch den TV-Aspekt. Mir hat es Spaß gemacht und ich war noch nie einer, der den normalen Weg auf der Karriereleiter geht. Ich habe immer seltsame Wege eingeschlagen und vielleicht mache ich ganz verschiedene Dinge auf einmal ? TV, Sportwagen und IRL."

Frage: "Sind die Formel-1-Tests eine ernsthafte Möglichkeit, besonders jetzt, wo die Teams über zwei Testfahrer sprechen?"
Blundell: "Da geht mit Sicherheit auf diesem Gebiet etwas vor, ja. Manche Teams können es sich nicht leisten, junge Fahrer zu holen, die erst in ihre Aufgabe hineinwachsen müssen. Ich habe viele Meilen abgespult und das beinhaltet auch Testkilometer und nicht nur Rennkilometer. Ich habe für einige der großen Teams in der Boxengasse getestet und ich habe einen guten Ruf für meine Test- und Entwicklungsarbeit. Ich bin eine bekannte Größe und ich fahre nicht mehr, um es den Leuten zu beweisen. Ich habe schon getan, was ich tun muss, aber ich schaue mich schon noch darum um, gute Arbeit für jemanden zu leisten."

Frage: "Hat Johnny Herberts Erfahrung bei Arrows dich ermutigt? Er testete, ohne den Wunsch zu haben, mit dem Auto Rennen zu fahren?"
Blundell: "Ich denke, dass dies die Leute so haben wollen. Ich möchte gerne in einer solchen Position sein und wenn man dann als Reservefahrer gebraucht wird, dann ist es halt so. Wir haben in dieser Saison gesehen, dass es für die Teams ein Problem sein kann, wenn man keinen guten Ersatzfahrer hat, der die Ergebnisse holen kann. Es gibt verschiedene Betrachtungswinkel und zurzeit mehr positive als negative."

Frage: "Ist es für dich das wichtigste, einfach weiterhin fahren zu können?"
Blundell: "Wenn man an meinem Punkt in der Karriere angelangt ist, so möchte man sicher stellen, dass man alles aus dem richtigen Grund heraus macht. Zunächst einmal muss man es genießen und zweitens sollte man konkurrenzfähig sein. Es gibt so viel, was man machen kann, aber das ist nicht unbedingt das, was man wirklich machen möchte. Das war für mich in diesem Jahr eine große Aufgabe. Ich wollte etwas machen, was mir Spaß macht. Meine letzten 18 Monate waren in Sachen Emotionen und Ergebnisse wohl die schlimmsten meiner Karriere. Ich führte mein erstes ChampCar-Rennen in Fontana an und dann ging mir der Motor in den nächsten 15 Sekunden hoch, das sagt eigentlich schon alles. Ich würde wieder gerne Rennen gewinnen. Was auch immer ich tue, ich möchte es professionell angehen ? nicht nur aus dem Grund, dass ich in einem Auto wieder Rennen fahren kann."