• 11.04.2015 12:36

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Bessere Fahrbarkeit: Red Bull verzeichnet Fortschritte

Red Bull ist in der Formel-1-Saison 2015 ein wichtiger Fortschritt gelungen, doch das Team wird weiter von technischen Problemen heimgesucht

(Motorsport-Total.com) - 1,7 Sekunden beträgt der Rückstand von Red Bull auf die Bestzeit im Qualifying zum Grand Prix von China in Schanghai. Und die große Frage lautet: Ist das gut oder ist das schlecht? Zumindest die unmittelbar Beteiligten werten dieses Ergebnis als Erfolg. Denn Red Bull stand in der Formel-1-Saison 2015 schon schlechter da. Die jüngsten Modifizierungen am RB11 haben sich offenbar bezahlt gemacht.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat

Noch nicht auf der Ideallinie: Red Bull tut sich schwer, vor allem beim Topspeed Zoom

Daniel Ricciardo, der mit einer Rundenzeit von 1:37.540 Minuten erneut der bessere der beiden Red-Bull-Piloten war und den siebten Startplatz einfuhr, zeigt sich jedenfalls sehr angetan von den vielen Neuerungen an seinem Dienstwagen: "Wir haben wieder einige Fortschritte bei der Fahrbarkeit gemacht. Wir haben nun auch eine bessere Traktion." Der RB11 vermittle nun ein gutes Fahrgefühl.

Optimiert wurde laut Ricciardo vor allem das Autoverhalten in schnellen Passagen. "Das ist auf einige neue Aerodynamikteile zurückzuführen", erklärt der Australier. "Und als Fahrer kannst du spüren, dass es uns gelungen ist, einige Bereiche am Auto zu verbessern. Das ist schon mal sehr positiv." Wobei das Qualifying-Ergebnis aus Schanghai für das erfolgsverwöhnte Team aus Milton Keynes kein Grund zur Freude ist.

Mehr ist nicht drin im Red Bull RB11

Denn der Abstand nach vorn ist groß - und Reserven hatte Red Bull keine mehr, wie Teamchef Christian Horner gesteht. "Daniel", so der Brite, "hat alles herausgeholt, was drin war. Das war heute das Optimum." Allerdings gibt Horner zu bedenken, dass der Rückstand auch deshalb so groß ausgefallen sei, weil in Schanghai eine der längsten Geraden im Formel-1-Kalender 2015 zu befahren ist.

In dieser Passage ist Motorleistung gefragt. Und daran mangelt es den Renault-Kunden von Red Bull auch in diesem Jahr, wie die Verantwortlichen immer wieder betonen. "Mercedes und Ferrari haben samstags offenbar ein bisschen mehr Leistung zur Verfügung", sagt Ricciardo. Teamchef Horner teilt diese Einschätzung: "Ich glaube, wir können unsere Leistung nicht so abrufen wie die anderen."

Zudem wird das Team immer wieder von technischen Problemen heimgesucht. Wie im Falle von Daniil Kwjat im Qualifying. Das Energiemanagement habe den Red-Bull-Rennwagen des Russen für kurze Zeit mattgesetzt, erklärt Horner und Kwjat ergänzt: "Wir wissen noch nicht genau, was da vorgefallen ist. Wir sind noch auf Ursachenforschung." In jedem Fall störte es die internen Abläufe.

Zu geringer Topspeed kostet viel Zeit in Schanghai

Prompt kam Kwjat in Q2 nicht über eine Rundenzeit von 1:38.209 Minuten hinaus und scheiterte um ein Zehntel am Einzug in die Top 10. Ein bisschen Resignation spielt also mit, wenn Kwjat meint: "Es wäre schön, wenn ich endlich mal eine normale Session haben könnte." Von Startplatz zwölf, so der Red-Bull-Pilot, sei im Rennen am Sonntag (zum Formel 1 Live Ticker!) aber noch vieles möglich.

Allerdings könnte sich die Topspeed-Schwäche des RB11-Fahrzeugs als Stolperstein erweisen: Im Qualifying landete das Red-Bull-Duo in dieser Wertung nur auf den Positionen 14 und 15, gut zwölf km/h hinter den Schnellsten. Damit ist auf der langen Schanghai-Geraden nicht viel zu holen, höchstens über einen Set-upkompromiss, meint Kwjat: "Wir tun alles, um dieses Manko zu kompensieren."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von China


Schützenhilfe verspricht er sich vom verstellbaren Heckflügel (DRS). "Wir sollten überholen können, wenn wir nur nahe genug an den Vordermann herankommen und unser Gegner wiederum DRS nicht nutzen kann", sagt Kwjat. Ansonsten ist Red Bull auf dem langen Geradeausstück im letzten Sektor ein leichtes Opfer. Doch Abhilfe ist in Sicht: Zur Europa-Saison will das Team eine B-Version haben.

B-Version des Fahrzeugs zur Europa-Saison

Ein verändertes aerodynamisches Konzept, das unter anderem eine neue Nasenpartie beinhaltet, soll Red Bull näher an die Spitzengruppe heranbringen. Das ist zumindest der Plan. "Ich will mich nicht darauf versteifen, um nicht enttäuscht zu werden, sollte der große Sprung ausbleiben", sagt Ricciardo und fügt hinzu: "Das Team hat aber in jedem Fall die Fähigkeit, einen so großen Schritt zu machen."

Stardesigner Adrien Newey sei mit diesem Projekt betraut und investiere genauso viel Energie wie in der vergangenen Saison, beteuert Ricciardo auf Nachfrage. Doch bis zum Europa-Auftakt sind die Piloten auf das aktuelle Paket angewiesen. Immerhin gelingen damit schon gewisse Fortschritte: Beim Saisonstart in Australien betrug der Rückstand im Qualifying 2,0 Sekunden. Jetzt sind es drei Zehntel weniger.