Berger will nicht in die letzte Startreihe marschieren

Dass die Scuderia Toro Rosso 2006 keine Bäume ausreißen wird, ist Gerhard Berger klar, auf die letzte Startreihe könnte er aber gut und gerne verzichten...

(Motorsport-Total.com) - Gerade mal vier Monate hat Red Bull nun das Sagen beim ehemaligen Minardi-Team, doch die Erwartungen der neu gegründeten Scuderia Toro Rosso wachsen zum Teil schon in den Himmel: Vitantonio Liuzzi möchte auf das Podium, Scott Speed zumindest regelmäßige Punkte - doch mit der Realität werden solche Resultate voraussichtlich nicht viel zu tun haben.

Titel-Bild zur News: Franz Tost und Gerhard Berger

Gerhard Berger mit dem Teamchef seiner Scuderia Toro Rosso, Franz Tost

Dem neuen Teilhaber des österreichisch-italienischen Rennstalls, Gerhard Berger, ist dies durchaus bewusst: "Minardi stand 20 Jahre lang in der letzten Startreihe. Mir fällt der Gedanke, dass ich jetzt in die letzte Startreihe marschieren muss, ehrlich gesagt schon schwer", erklärte er gegenüber 'F1Total.com'. "Genau deswegen unternehmen wir momentan alles dafür, eben nicht dort zu landen. Die Bäume werden aber nicht in den Himmel wachsen."#w1#

Berger gibt seinem Team zunächst drei Jahre Zeit

"Ich nehme an, dass wir in den nächsten drei Jahren den Weg in das Mittelfeld schaffen können", kündigte er an. "Ob wir beim ersten Rennen in der letzten oder in der vorletzten Startreihe stehen werden - oder vielleicht sogar noch eine weiter vorne, was ich hoffe -, werden wir sehen. Ich denke, wir haben schon ein paar ganz gute Leute geholt und wir haben ein ganz gutes Paket beisammen. Vielleicht schauen wir schon in den ersten Rennen gar nicht so schlecht aus."

"Ich nehme an, dass wir in den nächsten drei Jahren den Weg in das Mittelfeld schaffen können." Gerhard Berger

Kurze Unterbrechung für eine Milchmädchenrechung: Man nehme einen bewährten V10-Motor, der wegen seiner Drehzahlbegrenzung nicht ans Limit getrieben werden muss, ein bewährtes RB1-Chassis aus dem Vorjahr - bei dem es sich natürlich aller Unkenrufe zum Trotz um eine komplette Neuentwicklung handelt, oder? - und zwei Hitzerennen en suite, und eigentlich müssten die neuen V8-Prototypen zur Freude des V10-Teams der Reihe nach den Geist aufgeben.

Oder, Gerhard? "Ja, nur: Ich habe in der Formel 1 gelernt, das alles, was theoretisch ganz gut ist, praktisch meistens ganz anders kommt", entgegnete der 46-Jährige, der die Erfahrung von 210 Grand-Prix-Starts als Fahrer vorweisen kann. "Dieses ganze Hochrechnen und Träumen bringt nichts. Wir sollten von der Standfestigkeit her gegenüber den V8-Motoren einen Vorteil haben, der in etwa die ersten drei Rennen anhalten wird. Dann ziehen alle nach - das ist immer so."

WM-Titel ist für Berger überhaupt kein Thema

Vom langfristigen Ziel, irgendwann jenen WM-Titel nachzuholen, den er als Fahrer nie geschafft hat, will der 50-Prozent-Teilhaber der Scuderia Toro Rosso sowieso nichts hören: "Es ist schlecht, wenn man sich von vornherein die Latte ganz hoch legt. Man muss realistisch bleiben - und realistisch ist, dass wir im ersten Jahr versuchen werden, die Gruppe zusammenzuschweißen", legte er für seine Truppe eine bescheidene Vorgabe fest.

"Es ist schlecht, wenn man sich von vornherein die Latte ganz hoch legt." Gerhard Berger

Aber: "Nach drei bis fünf Jahren wollen wir in das Mittelfeld kommen. Mittelfeld bedeutet heutzutage in der Formel 1 zum Beispiel Toyota - das sind riesige Hersteller mit riesigen Budgets", so Berger, der hofft, dass sich FIA-Präsident Max Mosley mit seiner Kostensenkung durchsetzen wird: "Ab 2008 können wir dann davon träumen, ein bisschen weiter nach vorne zu kommen, falls die Reglements so eintreten werden, wie sie geplant sind."