• 23.10.2006 10:18

  • von Fabian Hust

Berger: "Keiner von uns hat ihn damals gemocht"

Gerhard Berger erinnert sich an den Einstieg von Michael Schumacher in die Formel 1 und wie er von den Kollegen aufgenommen wurde

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger hat Michael Schumacher live miterlebt, als Fahrer, später als BMW Motorsport Direktor und heute als Anteilseigner der Scuderia Toro Rosso. Noch zu gut erinnert sich der Österreicher an den ersten Auftritt des Deutschen beim Großen Preis von Belgien im Jahre 1991, als er kurzfristig für Bertrand Gachot einsprang, der seinen Jordan nicht fahren konnte, weil er in London einen Taxifahrer mit Pfefferspray attackiert hatte und deshalb im Gefängnis saß.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger und Michael Schumacher

Gerhard Berger und Michael Schumacher: Heute ist das Verhältnis entspannt

"Für den ersten Versuch war's nicht schlecht. Aber es war auch nicht so berauschend, dass man gleich ahnen hätte können, dass hier einer im Auto sitzt, der bald alles niederfahren wird", so der 47-Jährige gegenüber der 'Kleinen Zeitung'. Beeindruckt hat Berger vielmehr ein Test in Hockenheim, bei dem sich der junge Nachwuchsfahrer mit Ayrton Senna einlegte: "Hoppla, habe ich mir gedacht. Der ist einer, der auch um die Großen keinen Bogen macht."#w1#

Der Instinkt habe den Fahrern gesagt, dass sie auf diesen jungen Deutschen ein Auge haben müssen: "Keiner von uns hat ihn damals gemocht. Was zum Teil mit ihm selbst zu tun hatte, weil er sich rüpelhaft aufgeführt hat. Zum Teil damit, dass wir gespürt haben, wie unangenehm er für uns werden könnte." Michael Schumacher war also von Anfang seiner Karriere in der Formel 1 an in dieser Situation gefangen.

Und dann war da diese Vermutung, dass bei Michael Schumacher beziehungsweise seinem Team etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Es seien damals relativ schnell "Fragezeichen" da gewesen, meint Berger. Aber es sei schwierig gewesen, diese Fragezeichen richtig zu deuten: "Denn das ungute Gefühl, dass an seinem Auto etwas faul sein könnte, war immer eine Mischung mit den fantastischen Leistungen von ihm selbst."

Die Konkurrenten fragten sich von nun an, zu was Schumacher tatsächlich in der Lage ist und zu was nicht. Doch Berger war schnell davon überzeugt, dass der junge Rennfahrer in der Lage ist, das "Allerletzte" aus seinem Auto heraus zu quetschen.

Die Fehler, die sich Michael Schumacher geleistet hat, seien zum Teil "schwer zu akzeptieren", doch Berger setzt sie in der Relation zu den 250 Rennen, die der Ferrari-Pilot bestritten hat. Vorwerfen könne man ihm höchstens die "Art und Weise, wie er mit seinen Fehlern umgegangen ist", weil er immer "um den heißen Brei herum geredet" habe.