Berger: Aktuelle Situation macht Vettel zu schaffen

Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger vermutet, dass Sebastian Vettel nicht gut mit der Situation zurechtkommt, nicht im schnellsten Auto des aktuellen Feldes zu sitzen

(Motorsport-Total.com) - Bei Sebastian Vettel ist momentan der Wurm drin. Der viermalige Weltmeister kämpft in dieser Saison mehr mit seinem RB10, als mit seinen Gegnern auf der Strecke. Sein ehemaliger Teamchef Gerhard Berger glaubt, dass Vettel diese schwierige Phase mental alles abverlangt. Die Schuld an der Red-Bull-Durststrecke gibt er unter anderem Motorenlieferant Renault.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger vermutet, dass Sebastian Vettel mentale Probleme bekommen könnte Zoom

"Vettel knirscht gerade mit den Zähnen. Erstens weil er weiß, dass er mit diesem Motor von Renault keine Chance hat", sagt der Österreicher gegenüber der 'Bild am Sonntag' und erklärt: "Dadurch bricht für einen, der viermal Weltmeister und gewohnt ist, ganz oben auf dem Podium zu stehen, eine kleine Welt zusammen."

Vettels bis heute letzter Sieg liegt mittlerweile fast ein halbes Jahr zurück, zuletzt stand er beim Abschlussrennen der Saison 2013 in Brasilien ganz oben auf dem Siegerpodest. 2014 war ein dritter Platz in Malaysia bisher sein bestes Resultat. Auch in Spanien scheint der 26-Jährige diese Bilanz nicht aufbessern zu können, während des gesamten Wochenendes machte sein RB10 wieder einmal Probleme.

Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko rät dem Deutschen daher: "Abschalten und sich von der ganzen Geschichte nicht verrückt machen lassen. Morgen (Sonntag; Anm. d. Red.) ist ein anderer Tag, und vielleicht passiert ja mal etwas, was in dieser Saison positiv für ihn spielt." Ein Erfolgserlebnis könnte der Heppenheimer jedenfalls dringend gebrauchen.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Spanien


Berger ergänzt: "Sicher kommt noch etwas hinzu: Wenn man vier Jahre dauernd den Strapazen ausgesetzt ist, immer bis zum Schluss mit allen Mitteln ans Limit zu gehen und das Maximum aus sich herauszuholen, dann sind die Batterien irgendwann mal unten." Außerdem gibt es da ja auch noch den neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo.

"Er hat mit Ricciardo einen Teamkollegen bekommen, der sehr unangenehm ist. Dass der junge Australier Vettel auf die Finger steigt, hätte ich nicht gedacht", sagt Berger, der einst bei Toro Rosso Vettels Teamchef war. Es sind also nicht nur die überlegenen Mercedes, die Vettel davonfahren, auch der eigene Teamkollege war zuletzt zweimal schneller als der amtierende Champion.

"Er weiß, dass er mit diesem Motor von Renault keine Chance hat." Gerhard Berger

Wie geht Vettel, der in den vergangenen Jahren bei Red Bull klar die Nummer eins war, mit dieser neuen Situation um? "Er ist ganz gut drauf, trotz der vielen Rückschläge. So eine kontinuierliche Negativ-Phase hat er noch nie erlebt", berichtet Marko und ergänzt: "Aber wenn ein vierfacher Weltmeister gleich alles hinschmeißt, dann stimmt doch etwas nicht mit ihm. Das Verlieren trägt zu seiner Charakterbildung bei. Das muss er wegstecken und nach vorne rennen."