• 15.11.2005 09:37

  • von Fabian Hust

Belgien-Grand-Prix: Region sitzt in der Kostenfalle

Der Belgien-Grand-Prix wird wieder zu einem Politikum - ein Vertrag halst der Wallonischen Region bis 2010 massive Kosten auf

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Belgien könnte sich in den kommenden Jahren zu einer Kostenfalle für die Wallonische Region entwickeln, die schon jetzt für 15 Millionen Euro Altlasten der Formel-1-Rennen 2004 und 2005 aufkommen muss, nachdem der bisherige Ausrichter des Grand Prix, das Lütticher Unternehmen 'DDGP' ('Didier Defourny Grand Prix'), Konkurs anmelden musste.

Titel-Bild zur News: Belgische Kühe

Es könnte in Spa-Francorchamps alles so schön sein...

Wie jetzt durchgesickert ist, wurde am 31. Oktober 2003 von Yves Bacquelaine (Vorsitzender und Vize-Präsident der Betreibergesellschaft der Rennstrecke Spa-Francorchamps 'SPSF'), Jean-Marie Happart (Verwaltungsratspräsident der Interkommunalen Vermögensgesellschaft der Rennstrecke Spa-Francorchamps) sowie Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ein Vertrag über die Austragung des Rennens von 2004 bis 2010 unterzeichnet.#w1#

Die Vereinbarung hat es in sich, denn laut 'Grenz-Echo' verpflichtet sich die 'SPSF' damit, der 'Formula One Administration' bis 2010 jährlich ein Startgeld für die Ausrichtung des Rennens zu überweisen, das in jedem Jahr um fünf Prozent teurer wird. 2004 belief sich diese Gebühr auf 12,257 Millionen Euro, für den Formel-1-Grand-Prix 2010 wird sie auf 17,766 Millionen Euro anwachsen.

Die Regierung hat den 18 Seiten langen Vertrag damals jedoch angeblich gar nicht begutachtet, weswegen nun schwere Vorwürfe gegen die Beteiligten erhoben werden, denn die finanzielle Belastung ist für die Region natürlich nicht unerheblich, weil die Wallonische Region zudem als Bürge auftritt.

Bacquelaine und Happart beteuern, dass sie im Auftrag des damaligen Wirtschaftsministers Serge Kubla gehandelt hatten, der im Sommer 2003 am Rande des Deutschland-Grand-Prix in Hockenheim die Rückkehr der Formel 1 in die Ardennen mit Ecclestone ausgehandelt hatte. Der Vorwurf: Vor lauter Euphorie ob der Rückkehr der "Königsklasse des Motorsports" habe man wirtschaftliche Risiken übersehen, weil damals noch Ecclestone selbst als Veranstalter des Rennens auftrat.

Kubla selbst verteidigt sich ebenfalls und will nichts davon wissen, dass man sich von Ecclestone über den Tisch hat ziehen lassen, schließlich basiere der Vertrag auf einer Mustervorlage, wie sie bei allen Grands Prix Anwendung gefunden hat. Außerdem hätten damals seine Ministerkollegen Jean-Pierre Van Cauwenberghe und Michel Daerden das Thema für sich beansprucht. André Antoine, Vize-Ministerpräsident der Wallonischen Region, erhebt aber dennoch schwere Vorwürfe gegen Kubla.

Ob die Regierung in Namur den Vertrag damals geprüft hat, bleibt bis jetzt unklar. Klar ist nur, dass man nun die Finanzierung des Rennens sicherstellen muss. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone geht jedenfalls fest davon aus, dass sich die Belgier an ihren Vertrag halten werden. Im Formel-1-Kalender 2006 ist nur ein Rennen wegen vertraglicher Probleme als provisorisch eingetragen - der Große Preis von Brasilien.