Barrichello fürchtet den neuen "Silberpfeil"
Die schlechten Ferrari-Zeiten bei den Tests beunruhigen Rubens Barrichello nicht, McLaren-Mercedes und Renault traut er aber viel zu
(Motorsport-Total.com) - Durchschnittlich 1,193 Sekunden Rückstand auf die Spitze hatte Rubens Barrichello bei den bisherigen Wintertests, womit er in einer solchen Wertung nur auf dem 13. Platz liegt. Allerdings war Ferrari noch nie für überragende Testzeiten bekannt, sondern für Leistung ab dem ersten Rennen. Daher ist auch der Brasilianer trotz allem recht gelassen.

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Rubens Barrichello macht sich wegen der mäßigen Testzeiten keine Gedanken
Selbst bei aller Abgebrühtheit, über die man bei Ferrari verfügt, ist man sich jedoch in Maranello der Tatsache bewusst, dass es 2005 kein Solo wie vergangene Saison geben wird. Vor allem McLaren-Mercedes und Renault haben Ambitionen angemeldet, Jagd auf den WM-Titel machen zu wollen - und den neuen Williams BMW FW27 des BMW WilliamsF1 Teams kann noch niemand seriös einschätzen. Den Italienern könnte also eine frische Brise ins Gesicht blasen.#w1#
Barrichello sieht McLaren-Mercedes vor Renault
"Ich sehe McLaren in guter Form, besser als Renault, die nur einen Tick hinten liegen", analysierte Barrichello im Interview mit der 'Gazzetta dello Sport'. "Wir bereiten uns vor, aber es wird dieses Jahr ein härterer Kampf. Ich erwarte einen großartigen McLaren, speziell bei den ersten Grands Prix, wenn sie schon das neue Auto haben, während unser 2005er-Modell noch im Windkanal ist. Das ist ein Risiko, dessen wir uns bewusst sind."
Der 32-Jährige stellt sich auf "vier schwierige Rennen" ein, "aber ich verliere deswegen nicht mein Lächeln. Ich erinnere mich an die guten Rundenzeiten in Montmelo (Barcelona; Anm. d. Red.). Hier in Jerez und in Valencia sind wir langsamer, aber das sind andere Strecken. Ferraris beste Zeit hier war im vergangenen Jahr nur die siebentbeste, aber wir haben trotzdem in Australien souverän gewonnen. Wir müssen rationell denken: Zu sagen, dass wir langsam sind, ist genauso wahr wie zu sagen, dass die Anderen schnell sind."
Ferrari muss keine Sponsoren bei Laune halten
Dies sei jedoch weniger auf mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Interims-F2004M zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Art und Weise, wie Ferrari das Entwicklungsprogramm vorantreibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Teams muss der Traditionsrennstall nämlich nicht mit irgendwelchen Rekordrunden einen Vorstand oder Sponsoren beeindrucken, sondern man kann sich ganz gezielt auf das vorbereiten, was relevant ist.
"Wir arbeiten mit alten Reifen, denn das ist das wahre Ziel", so Barrichello. "Darum machen wir uns auch keine Sorgen darüber, dass wir mit den Rundenzeiten hinten sind. Wenn man meine Rundenzeiten einmal besser werden sieht, dann nur deshalb, weil wir manchmal neue Reifen ausprobieren, um zu sehen, ob wir auf Pole Position fahren können und um einen Vergleich zu den restlichen Zeiten herzustellen."
Der Ferrari-Pilot unterstellte im selben Interview Teams wie Sauber, dass die erzielten Bestzeiten nicht dem wahren Kräfteverhältnis entsprechen, umgekehrt weiß er aber genau, dass McLaren-Mercedes und Renault nicht nur bluffen, sondern seit 2004 durchaus an Leistungsfähigkeit zugelegt haben: "Wir haben ausgerechnet, dass sie auch mit ganz normalen Benzinmengen unterwegs sind", gab er zu Protokoll.
"Konzentrieren uns auf unser eigenes Programm"
"Wir wissen, dass wir ein paar Zehntel langsamer sind, aber wir konzentrieren uns auf unser eigenes Programm und werden unsere Arbeitsweise sicher nicht umstellen", so Barrichello. "Wir sind zuversichtlich, weil wir jedes Problem lösen. Natürlich wissen wir noch nicht, wo wir in Melbourne stehen werden, das braucht Zeit. Aber der Plan ist schon, bereits beim ersten Grand Prix um den Sieg mitzukämpfen."
Das größte Problem, das Ferrari im Moment mit dem F2004M hat, ist, dass die Reifen auf der ersten schnellen Runde nicht auf Temperatur kommen, was sich im Qualifying als Nachteil herausstellen könnte. Interessant ist dies insofern, als die Michelin-Teams eher über den gegenteiligen Effekt klagen, nämlich einen hohen Reifenverschleiß. Vor allem Toyota hat damit im Moment noch ernsthafte Schwierigkeiten.

