• 23.11.2012 19:40

  • von Roman Wittemeier

Barrichello: "Die beste Saison seit Jahren"

Formel-1-Rekordstarter Rubens Barrichello stattet der Szene einen Besuch in Interlagos ab: Mit Wehmut und "gemischten Gefühlen" im Fahrerlager unterwegs

(Motorsport-Total.com) - Bereits am ersten Tag des Finalwochenendes der Formel 1 in Brasilianen zeigte sich ein altbekanntes Gesicht im Fahrerlager. Rubens Barrichello besuchte jenen Zirkus, in dem er 326 Rennen lang in der Manege gestanden hatte. "Die diesjährige Meisterschaft ist die beste seit vielen Jahren - fantastisch. Ich wäre zu gern dabei gewesen. Zu Beginn des Jahres gab es sieben verschiedene Sieger in sieben Rennen. Das war für die Fans erstklassig", erklärt der Brasilianer bei 'Sky Sports F1'.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello ist gern gesehener Gast in den Boxen der Teams Zoom

"An einem gewissen Punkt dachten alle, dass es Alonso im Sack hat. Aber dann hat Red Bull zurückgeschlagen. Sebastian hat großartige Leistungen gezeigt. Wenn man sich das Gesamtpaket von Vettel anschaut, dann müsste er es eigentlich machen", sagt der Routinier. "Aber Interlagos hält immer Überraschungen parat, zum Beispiel beim Wetter. Wir wissen, dass hier eine Meisterschaft nochmal auf den Kopf gestellt werden kann."

"Ich fühle mich herzlich willkommen", sagt Barrichello, der 2012 in der IndyCar-Serie fuhr. "Ich erinnere mich an meinen Sieg von 2009, damals im Auto von Brawn. Nach diesem Erfolg kamen alle Teams und gratulierten mir. Genauso herzlich werde ich auch heute noch begrüßt, wenn ich in die verschiedenen Boxen komme." Während der Trainings hielt er sich jedoch vornehmlich im Bereich seines Ex-Arbeitgebers Ferrari auf.

"Ich bin am Ende bei Ferrari in der Box geblieben, weil ich mit Felipe Massa befreundet bin. Ich hätte aber auch überall sonst hingehen und bleiben können, bei Red Bull oder allen anderen Teams wäre ich ebenso willkommen", will Barrichello von einer besonderen Nähe zum Rennstall um den Titelkandidaten Fernando Alonso nichts wissen.

"Ich bin mit etwas gemischten Gefühlen im Fahrerlager unterwegs. Ich habe 20 Jahre meines Lebens in Interlagos verbracht. Ich habe wirklich ganz in der Nähe der Strecke gewohnt, bin immer mit dem Fahrrad hierher gefahren. Ich habe meine Kindheit hier erlebt. Und jetzt ist es seltsam", meint der Sympathieträger aus Sao Paulo. "Ich bin nun 40 Jahre alt und bin seit 20 Jahren erstmals wieder als Zuschauer hier."

"Ich war selbst früher als Fan hier. Ich habe zuerst Piquet und in späteren Jahren Senna zugejubelt", sagt er. "Die brasilianischen Fans sind laut ohne Ende. In Monza machen die Fans viel Krach, in Silverstone ebenso, aber hier sind sie noch eine Stufe lauter. Das bringt Spaß. Sie kommen immer früh zur Strecke und jubeln den Fahrern laut zu. Am Sonntag werde ich möglichst früh in die Startaufstellung gehen, um diese Atmosphäre aufzusaugen. Das war es, was ich bei meinen 19 Grands Prix hier am meisten geliebt habe."

Und er liebt die gesamte Szene immer noch. Ein wenig Wehmut kann Barrichello bei seinem Gang durch die Boxengasse nicht verhehlen. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl", beschreibt er. "Es war fantastisch, die Autos hier fahren zu sehen, denn das hatte ich 20 Jahre nicht mehr aus dieser Perspektive erlebt. Gleichzeitig muss ich aber sagen: Wenn ich eines dieser Cockpits ergattern könnte, dann würde ich es sofort nehmen!" Also ein Comeback im zarten Alter von 40? "Ich bin zu alt", wiegelt er lachend ab.