Austin nach Tag eins: Viel Lob der Piloten

Die Top-Piloten zeigen sich an den ersten echten Runden auf der neuen Grand-Prix-Strecke in den USA begeistert - Sektor eins die größte Herausforderung

(Motorsport-Total.com) - Nach zahlreichen "Trockenübungen" im Simulator wurden die ersten echten Runden auf dem Circuit of The Americas (CoTA) in Austin sehnsüchtig erwartet. Am Freitag um 9:00 Uhr Ortszeit war es endlich soweit und die Piloten nahmen den von Hermann Tilke entworfenen Kurs, der auf einer Länge von 5,516 Kilometern 20 Kurven in sich vereint, erstmals unter die Räder und sind voll des Lobes.

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Die Passage von Turn 3 bis Turn 9 macht den Piloten am meisten Spaß Zoom

Doch nicht nur die Stammfahrer, auch die Beobachter und Kenner der Szene zeigen sich begeistert. Ex-Formel-1-Pilot Anthony Davidson, inzwischen Co-Kommentator bei 'Sky Sports F1' mag an Austin vor allem "die Art, wie die Strecke die Fahrer reinlegt". Der Brite spricht damit vor allem auf den kniffligen ersten Sektor an. "Dort muss man sich wirklich genau überlegen, wo man das Auto platziert", hat Davidson beobachtet.

In der Tat wird Sektor eins nach den beiden Freien Trainings am Freitag als schwierigster der drei Streckenabschnitte herausgestellt. Den Beginn einer jeden Runde auf dem CoTA markiert die Haarnadelkurve Turn 1. "Diese Kurve ist schon ziemlich einzigartig", beschreibt Lewis Hamilton. "Es ist eine Haarnadel direkt auf einer Kuppe. Ich glaube aber, von außen betrachtet ist sie aufregender als für uns Fahrer. Nichtsdestotrotz ist es eine coole Kurve, die nicht einfach zu durchfahren ist. Am Kurveneingang blockiert schnell mal ein Rad um am Ausgang neigt das Auto zum Übersteuern. Die Kurve perfekt zu erwischen, ist nicht einfach."

Sektor eins als größte Herausforderung

Jenson Button

An der Haarnadelkurve Turn 1 scheiden sich die (McLaren-)Geister Zoom

Für Hamiltons McLaren-Teamkollegen Jenson Button hingegen gehört Turn 1 "nicht zu meinen Lieblingskurven, ähnlich wie Kurve drei in Indien - sehr merkwürdig". Im Anschluss an die Links-Haarnadel fällt die Strecke steil ab und auf die Fahrer wartet eine Reihe von schnellen Richtungswechseln.

"Die schnellen Passagen sind wirklich großartig. Vielleicht kommt das im Fernsehen nicht so rüber, aber im Auto ist der Teil einfach super", sagt Button. Hamilton ergänzt: "Dort geht es verdammt schnell zu und es gibt verschiedene Linien, die möglich sind. Die Passage nach Turn 1 ist im Grunde eine Miniversion von Maggotts/Becketts. Sie ist aber enger als das Original. Die Richtungswechsel sind somit noch abrupter."

Genau wie Hamilton und Button bezeichnet auch Mercedes-Pilot Michael Schumacher die Passage bis zur ersten Zwischenzeit als die aufregendste. "Der erste Teil der Strecke ist ganz klar die größte Herausforderung. Kompliment an Hermann Tilke für einen fantastischen Job", so der Rekordweltmeister.

"Der Kurs hat ganz eindeutig seine Tücken", findet Schumacher in der Gesamtheit betrachtet und uns stellt heraus: "Speziell Kurve 19 ist heikel. Am Eingang hat man Untersteuern, das dann urplötzlich in Übersteuern umschlägt." Button stimmt zu: "Es ist eine mittelschnelle Kurve, die auf eine sehr langgezogene Rechtskurve folgt, die besondere Hitze in die Reifen bringt. Dann geht es plötzlich nach links und das Auto verhält sich ganz anders. Es ist quasi ein Schock für das Auto, was Auswirkungen auf die Balance hat - sie ist dann nicht mehr so wie erwartet, weil man nicht mehr über so viel Stabilität im Heck verfügt. Das führt zu Übersteuern, weshalb sich ein paar Autos drehten."

"Der Kurs macht sehr viel Spaß, ist aber auch sehr schwierig zu fahren. Es ist nicht einfach, alle Sektoren ideal zusammenzukriegen", fasst Hamilton abschließend zusammen. Der ehemalige Super-Aguri-Pilot Davidson, der inzwischen im Langstreckensport unterwegs ist, bringt das Wesen des CoTA auf den Punkt: "Rund um die Strecke geht es darum, Geschwindigkeit in den Kurven zu opfern, um dafür die darauffolgende umso schneller durchfahren zu können".

Rennkommissare wollen ein Auge zudrücken

Alexander Wurz, der beim Design des CoTA selbst mitgewirkt hat, ist gegenüber 'ORF' überzeugt: "Für den Pirelli-Reifen und den Geschmack der Fahrer ist die Strecke noch zu rutschig. Man hat aber schon beim ersten Training gemerkt, dass sich die Rundenzeiten um acht Sekunden verbessert haben. Wenn dann der Grip kommt, sagen alle Fahrer, dass die Strecke sensationell ist."

Was vielleicht auch daran liegt, dass die Herren Rennkommissare in Austin anders als auf den übrigen Strecken im Formel-1-Kalender beide Augen zudrücken wollen, wenn es um das Verlassen der Strecke gilt. "Jenson erzählte mir gestern, dass es okay wäre, wenn man mit allen vier Rädern neben der Strecke ist", berichtet Martin Brundle gegenüber 'Sky Sports F1' und bezieht sich damit auf Aussagen, die Rennleiter Charlie Whiting gegenüber den Piloten getätigt hat. In Reihen der Rennkommissare ist am Austin-Wochenende die brasilianische Rennsport-Legende Emerson Fittipaldi in beratender Funktion im Einsatz.

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