• 22.07.2007 11:27

  • von Fabian Hust

Auch Williams mit neuem Super-Rechner

Alexander Wurz erklärt, warum die Informationstechnologie aus der Formel 1 nicht mehr wegzudenken ist, betont aber auch die Bedeutung der Fitness

(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Team mag zwar derzeit nicht die Unterstützung eines Werkspartners genießen, dennoch tut man alles, um wieder an die erfolgreichen 90er-Jahre in der Formel 1 anknüpfen zu können, als man 1996 und 1997 zum WM-Titel fahren konnte.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz weiß, wie abhängig er von der Informationstechnologie ist

Dazu setzen nun auch die Briten auf einen neuen Superrechner, der parallel zur Arbeit im Windkanal durch Strömungssimulationen bei der Entwicklung der Aerodynamik behilflich sein soll. Das BMW Sauber F1 Team war der erste Rennstall, der sich dazu entschied, statt einen zweiten Windkanal zu bauen, das Geld in einen Hochleistungsrechner zu investieren, der bei den Bayern auf den Namen "Albert 2" hört.#w1#

Für Williams baute Sponsor 'Lenovo', ein chinesischer Computer-Konzern', in zweieinhalb Wochen Arbeit vor Ort in Grove den Großrechner zusammen. Während "Albert 2" eine Rechenleistung von 12,3 Teraflops (1 Teraflop sind 10 hoch 12 Gleitkommazahlenoperation in der Sekunde) aufweist, kommt die Williams-Anlage auf "nur" 8 Teraflops. Damit kann man die Rechenaufgaben viermal so schnell lösen wie bisher.

Die Formel 1 ist heute komplett von der Informationstechnologie abhängig: "Wir könnten ohne ein Notebook nicht mal mehr aus der Garage fahren, da wir PC-Technologie brauchen, um das Auto zu starten", erklärt Williams-Pilot im Interview mit 'Lenovo'.

"Ein Formel-1-Auto ist kein Straßenfahrzeug. Es gibt keinen Schlüssel oder einen Knopf, den wir einfach drücken müssen. Der PC wird benötigt, um eine Menge Systemüberprüfungen durchzuführen. Der Motor, das Getriebe, die Drücke und Temperaturen - all dies muss von einem Ingenieur überprüft werden, bevor wir die Garage verlassen, und das wird durch Verwendung eines PCs gemacht."

Abseits des Autos hat auch Wurz ein Auge auf die Daten, die während des Fahrens gesammelt werden: "Man kann sich seine eigenen Daten anschauen, diese aber auch mit jenen seines Teamkollegen überlagern, um zu vergleichen, wo man schneller oder langsamer ist."

Es werden so viele Daten gesammelt, dass man sie sich nicht alle anschauen kann, wie der Österreicher erklärt, aber man verwendet sie, um gezielt Probleme auszumachen und zu analysieren: "Wenn ich zum Beispiel in eine Kurve fahre und ein paar Unebenheiten fühle, dann werde ich mir in den Daten diesen Abschnitt anschauen. Wenn ich es im Auto fühle und es in den Daten finden kann, dann kann der Ingenieur das Problem für mich viel schneller lösen."

Auf der Strecke muss der 33-Jährige der Technik vertrauen: "Ich lege mein Leben in die Hände meiner Jungs und die Technologie, die sie verwenden. Alle, die am Formel-1-Auto arbeiten, haben schlussendlich eine Verantwortung. Alle Leute müssen lernen, mit der Verantwortung umzugehen und das ist keine leichte Sache. Wir alle arbeiten am Limit, aber ich vertraue ihnen."

Wurz gibt zu, dass die Arbeit mit den Telemetrie-Daten manchmal auch frustrierend ist, "da es so viele Daten gibt, dass man nie genug Zeit hat, um sie alle zu analysieren". Aus diesem Grund müsse man selektiv vorgehen und Schwerpunkte setzten: "Man muss sich bestimmte Parameter herauspicken und sie nutzen, um das Auto im Verlauf des Wochenendes zu entwickeln."

Bei aller Technik ist das A und O aber weiterhin die Fitness des Fahrers, die Wurz als "extrem" wichtig einstuft: "Wir sprechen hier von Athleten. Ich trainiere jeden Tag. Dein Herz schlägt mehr als eine Stunde mit 160 Schlägen in der Minute, das ist die Ausdauer, die Marathon-Läufer haben. Man braucht auch einen starken Nacken, Schultern und eine Rückenmuskulatur, um die Fliehkräfte in jeder Kurve aushalten zu können."

"Fitness ist deine Versicherung", so Wurz weiter. "Wenn du in Top-Form bist, dann sinkt das Risiko auf Verletzungen und du erholst dich schneller. Man braucht sie auch für die Leistung. Ich habe viele Jungs aus niedrigeren Formel-Serien gesehen, die in die Formel 1 kamen und nicht mehr als zehn Runden schaffen. Wenn eine normale Person ein Formel-1-Auto fahren würde, würde sie nicht mehr als drei Runden schaffen. Zudem ist die Konzentration alles. Man darf sie nicht für einen Sekundenbruchteil verlieren."