Auch Spa droht das vorzeitige Aus
Drei Rennen in Europa werden gestrichen - Spa-Francorchamps ist einer von vielen Wackelkandidaten
(Motorsport-Total.com/dpa) - Exotik statt Europa: Hinter den Kulissen der Formel 1 ist ein millionenschwerer Wettkampf nach Art eines russischen Roulettes entbrannt und droht sogar Michael Schumachers Lieblings-Kurs in Spa und andere Klassiker aus dem Rennen zu werfen. Der mächtige Bernie Ecclestone hat die Grand-Prix-Veranstalter mit seiner Ankündigung, Rennen in Europa zu streichen und dafür gen Osten zu expandieren, in Angst versetzt und die Jagd auf die begehrten Formel-1-Termine zum Saisonende verschärft. "Die Welt verändert sich schnell, sehr schnell im Moment, und dem muss man sich anpassen", begründete der Formel-1-Chef seine Globalisierungs-Pläne nach dem Motto: China, Bahrain oder Dubai statt Spa oder Imola.

© Ferrari
Die Formel 1 soll vermehrt außerhalb von Europa gastieren
Vor dem Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps machte er deutlich, dass mit Schumachers "Heimspiel" unweit der deutschen Grenze bald Schluss sein könnte. Die beiden deutschen Grand Prix in Hockenheim und auf dem Nürburgring sind hingegen auf Grund ihrer Verträge bis 2008 bzw. 2004 gesichert. Aber Ecclestone sorgt regelmäßig dafür, dass die Veranstalter immer wieder enorme Summen investieren. "Kein Organisator kann sich seines WM-Laufs sicher sein", so der Brite. Für die Verlängerung nach 2001 willigte Hockenheim in aufwendige Umbaumaßnahmen des Kurses ein. Am Nürburgring wurde gerade ein neues Boxengebäude für 30 Millionen Mark eingeweiht, bis zum nächsten Jahr wird die Streckenführung verändert.
"Es ist nicht logisch, zwei Rennen in Deutschland oder Italien zu haben", deutete Ecclestone in einem 'Equipe'-Interview an, dass die Streichungspläne auch vor der Tradition nicht halt machen. Imola, neben Monza eines von zwei Rennen in Italien, gilt als gefährdet. Ecclestone will den Kalender von 17 auf 16 Rennen kürzen, aber gleichzeitig neue Strecken ins Programm aufnehmen. "Zwei bis drei Rennen in Europa werden gestrichen", sagte der 70-Jährige.
"Uns ist es eigentlich wurscht, wo wir fahren. Man muss nicht zweimal im gleichen Land fahren. Es gibt Märkte, die wir nur wenig bedienen, dazu gehört der asiatische", sagte Ralf Schumacher zu den Plänen und machte deutlich, dass der jüngeren Fahrer-Generation an der Tradition nicht viel liegt. Gut gefällt dem Williams-BMW-Piloten das Vorhaben der Termin-Streichung. "Ich fahre zwar gerne Rennen. Aber man muss den Teams Luft zum Atmen geben. Der Zwei-Wochen-Abstand ist fast ein bisschen happig." 17 oder gar 18 Rennen seien zu viel.
Die Folge des Veranstalter-Wettkampfs ist ein gigantischer Investitionsaufwand, schon bevor die potenziellen Formel-1-Anbieter auf einen Grand Prix hoffen dürfen. Bei Moskau wird eine Strecke gebaut, die ersten Schätzungen zufolge inklusive Infrastruktur rund zwei Milliarden Mark kosten soll. In der chinesischen Sonderwirtschaftszone Zhuhai ist ein Kurs schon fertig. Das arabische Emirat Bahrain plant für 2002 den Bau einer etwa 160 Millionen Mark teuren Motorsport-Anlage. Auch Dubai, Ägypten, Indien und Libanon gelten als Interessenten im Mittleren Osten. Südafrika möchte in den Kalender zurück, immer neue Kandidaten melden sich.
Die Traditions-Kurse versuchen, dagegen zu halten. So verhinderte Silverstone den drohenden Entzug mit Investitionen von etwa 120 Millionen Mark. In Spa steckten die Organisatoren 6,27 Millionen Mark in Sicherheitsmaßnahmen und neue Infrastruktur. Ein neuer Presseraum wurde am Wochenende mit Minister-Beteiligung eingeweiht und dem Chef zu Ehren nach Bernie Ecclestone benannt. Ob es den Belgiern nützt, ist fraglich. Wegen des Tabak-Werbeverbots in dem Land ab Juli 2003 kann der nächste Grand Prix auch der letzte sein, so Ecclestone: "Man kann in Francorchamps keinen Grand Prix organisieren, wenn man die Namen der Zigarettenhersteller nicht zeigen kann. Punkt."

