• 24.10.2023 13:29

  • von Kevin Hermann, Co-Autor: Jonathan Noble

Aston Martin gibt zu: Falsche Daten aus Fabrik führten zu Formabfall

Das Aston-Martin-Formel-1-Team ist in Austin auf den fünften Platz der Team-WM zurückgefallen: Falsche Entwicklungsrichtung durch falsche Simulationen?

(Motorsport-Total.com) - Aston Martin hat enthüllt, dass die fehlende Performance der diesjährigen Upgrades in der Formel 1 darauf zurückzuführen ist, dass man von seinen Simulationsprogrammen in die Irre geführt wurde. Das in Silverstone ansässige Team hatte die Saison 2023 als ärgster Herausforderer von Red Bull begonnen, wobei Fernando Alonso zu Beginn der Saison eine Reihe von Podiumsplatzierungen einfuhr.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso erreichte in Austin das erste Mal 2023 nicht das Q3 und schied dabei sogar schon in Q1 aus Zoom

Als jedoch Rivalen wie McLaren, Mercedes und Ferrari durch Upgrades große Fortschritte machten, begann Aston Martin an Boden zu verlieren und fiel in der Rangliste zurück. Das Team beklagt, dass dieser Einbruch durch "Nebenwirkungen" des eingeschlagenen Entwicklungsweges ausgelöst wurde, der offenbar die Balance des AMR23 verschlechtert hat.

Vor dem Großen Preis der Vereinigten Staaten erklärte der Technische Direktor Dan Fallows, dass das Team den Ursachen auf den Grund gegangen sei: "Wir können sehen, was wir falsch gemacht haben, um die Balance des Autos zu stören", sagt er.

Aston Martin: Abstand zu Red Bull ist gleich geblieben

"Wir haben verstanden, warum das unsere Gesamtleistung beeinträchtigt hat. Jetzt geht es darum, sicherzustellen, dass wir die gleichen Fehler nicht noch einmal machen: Es war sicherlich ein Jahr des Lernens."

Aston-Martin-Teamchef Mike Krack spielt die abfallende Form des Teams jedoch herunter. Auf die Frage, warum man seit Österreich die starke Pace des Saisonbeginns nicht mehr zeigen kann, meint er: "Im Endeffekt ist es so: Wenn es um Fehleranalyse oder um die Suche nach den Gründen geht: Der Abstand zum schnellsten Auto hat sich nicht wesentlich verändert."

"Wenn wir jetzt zurückgehen auf Dschidda und Bahrain ist die Rennpace gegenüber Red Bull und wir schauen uns das jetzt an, dann ist das kein großer Unterschied. Aber: Es sind drei Teams dazwischen, die haben sich dazwischenentwickelt. Und das ist das, was passiert ist und das führt dazu, dass wir jetzt für P9 für P10 kämpfen, wenn alles glattläuft und vorher drei und vier."

Daten widerlegen Kracks Aussagen

Beim Blick auf die Daten der Saison 2023, die uns vom Technologieunternehmen PACETEQ vorliegen, stimmt Kracks Aussage jedoch nicht. In Bahrain und Saudi-Arabien fehlten Fernando Alonso sechs bis sieben Zehntel pro Runde im Rennen auf Red Bull, in den letzten fünf Rennen waren es im Schnitt jedoch 1,1 Sekunden.


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Noch interessanter wird der Vergleich der ersten acht Rennen von Bahrain bis Kanada, wo Aston Martin im Schnitt 0,492 Sekunden pro Runde im Rennen fehlten, seit dem Großen Preis von Österreich sind es durchschnittlich aber 0,905 Sekunden Rückstand.

Austin-Updates doch noch ein Erfolg?

In der Hoffnung, die Fehler zu beheben, brachte Aston Martin seine neuesten Upgrades zum Grand Prix der Vereinigten Staaten mit, doch deren Potenzial wurde durch Bremsprobleme im ersten Freien Training zunichte gemacht.

Lance Strolls ermutigendes Tempo im Hauptrennen hat jedoch die Hoffnung geweckt, dass das Team seine Probleme in den Griff bekommen hat - und es freut sich nun darauf, die Teile in Mexiko erneut auszuprobieren.

Auf die Frage nach den Schwierigkeiten, mit denen das Team in diesem Jahr zu kämpfen hat, sagt der stellvertretende technische Direktor Eric Blandin, dass die Probleme auf falsche Informationen aus dem Werk zurückzuführen seien.

"Wir wurden von unseren Simulationswerkzeugen im Bereich der Aerodynamik in eine bestimmte Richtung gelenkt, und wir haben einen Weg eingeschlagen, der einfach falsch war", erklärt er. "Ich denke, wir haben das Problem jetzt mit dem neuen Paket behoben."

Aston: Können verschiedene Kurventypen nicht gleichzeitig

Aston-Martin-Performance-Direktor Tom McCullough erklärt, dass die größte Herausforderung für das Team in diesem Jahr darin bestand, ein Leistungsfenster zu finden, das gleichzeitig für langsame und schnelle Kurven geeignet ist.


"Letztlich ist es bei dieser Generation von Autos eine kleine Herausforderung, in langsamen und schnellen Kurven stark zu sein, ohne dass es zum 'Porpoising' kommt, und wie nahe man dem kommt. Das ist auch in zwei Jahren noch ein Thema für alle."

"Wenn man sich unser Auto anschaut, war es nicht besonders stark in Hochgeschwindigkeits- und Niedriggeschwindigkeitskurven [zur gleichen Zeit]. Wir sind also nicht in der Lage, das eine oder das andere einigermaßen gut zu machen, und das fast seit Beginn des Jahres."

Bremsprobleme auch durch falsche Simulationen?

"Was wir versuchen, ist, eine Hüllkurve zu haben, die es uns erlaubt, sowohl bei niedrigeren als auch bei höheren Fahrhöhen stark zu sein." Er fügt hinzu: "Wir haben das Auto nicht einfacher zu fahren gemacht. Aber die Updates, die wir [nach Austin] mitgebracht haben, sind einfacher zu fahren. Aber man muss immer den Spagat schaffen, auch schnell zu sein. Was wir versuchen, ist, ein Auto zu haben, mit dem man 24 Rennen fahren und konkurrenzfähig sein kann."

Die Enthüllung, dass die Simulationswerkzeuge ein Faktor für den Fehltritt bei den Upgrades waren, kommt an demselben Wochenende, an dem Aston Martins Bremsprobleme durch falsche Informationen seitens des Werks über die Anforderungen in Austin verursacht wurden.

Auf die Frage, ob die Simulationsinfrastruktur verbessert werden müsse, sagt Blandin: "Man muss immer Verbesserungen vornehmen, ständig. Wir verbessern unsere Simulation ständig. Ein Simulationswerkzeug ist nur so gut wie das, was man in die Simulation einbringt. Es geht also darum, besser zu verstehen und zu versuchen, die Korrelation zu verbessern."

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