• 09.03.2009 10:17

  • von Stefan Ziegler

Ascanelli: Der STR-04 ist ein Eigengewächs

Toro Rossos Technischer Direktor Giorgio Ascanelli sieht im neuen STR-04 keine Kopie des Red-Bull-Autos sondern ein eigenständige Projekt

(Motorsport-Total.com) - Als letztes Team der Formel-1-Saison 2009 fährt nun auch Toro Rosso auf den Neuwagen ab. Der STR-04 feierte im Rahmen der Testfahrten in Barcelona seine Testpremiere, war doch zuvor lediglich eine kurze Funktionserprobung durchgeführt worden. Der STR-04 gleicht dem Schwesterauto von Red Bull optisch zwar sehr und entstammt auch der Feder von Stardesigner Adrian Newey, ist aber ein Eigengewächs von Toro Rosso, wie Giorgio Ascanelli bei der Präsentation näher erläuterte.

Titel-Bild zur News: Sébastien Bourdais, Sebastien Buemi, Barcelona, Circuit de Catalunya

Sébastien Bourdais und Sébastien Buemi enthüllten den STR-04 in Toro Rosso

Der Italiener legte großen Wert darauf, die Arbeit der Toro-Rosso-Crew bei der Fertigung des Neuwagens in den Vordergrund zu rücken. Dennoch: Die Eckdaten des neuen Renners werden nicht von der italienischen Mannschaft bestimmt: "Red Bull Technology leistet unglaublich wichtige Arbeit bei der Festlegung der grundlegenden Charakteristiken wie Länge, Radstand und Gewichtsverteilung eines neuen Rennwagens", erklärte Ascanelli.#w1#

Idee von Außen, Umsetzung bei Toro Rosso

"Das Paket eines Formel-1-Wagens entsteht immer um den Motor und die speziellen Wünsche der Fahrer herum", fuhr der Technische Direktor des in Faenza beheimateten Teams fort. "Da wir einen anderen Motor nutzen als unser Schwesterteam, beinhaltet das natürlich auch ein anderes Benzinsystem und einen unterschiedlichen Tankbehälter. So handelt es sich beim STR-04 um einen komplett anderen Wagen", betonte der Italiener.

Der neue STR-04

Der neue Toro Rosso STR-04 sieht dem RB5 von Red Bull wieder sehr ähnlich... Zoom

"Das gleiche gilt für die Wasser- und Ölsysteme an Bord, die mit dem Motor in Verbindung stehen. Jeder Motor hat eine unterschiedliche Wärmeabstrahlung und die Betriebstemperaturen sind ebenfalls von Aggregat zu Aggregat verschieden. Dementsprechend sind die Motoren auf ein bestimmtes Temperaturfenster ausgelegt, in dem sie bestmöglich funktionieren. Dies wiederum hat direkte Auswirkungen auf die Kühlanlage und die innere Gestaltung des Wagens."

"Die daraus resultierenden Einflüsse auf die Aerodynamik werden auch bei uns in Faenza bearbeitet", erklärte Ascanelli. "Der Motor ist mit dem Getriebe über einige Fixierungen und die Kupplung verbunden. Auch die Installation der Kupplung ist bei den beiden Autos komplett unterschiedlich gelöst. Wir bauen unseren Kupplungskomplex, den wir darüber hinaus mit einer eigenen Verkleidung versehen, ebenfalls in Faenza ein."

"Dabei greifen wir auf andere Technologien zurück, wie sie Red Bull Technology unserem Schwesterteam zur Verfügung stellt. Das gleiche gilt für die Öl- und Wasserkühler sowie für die hydraulischen und elektronischen Systeme", schloss Ascanelli seinen technischen Vergleich zwischen dem STR-04 und dem RB5 von Red Bull. Teammanager Gianfranco Fantuzzi spann den Faden weiter und ging näher auf die Herstellung des Neuwagens ein.


Fotos: Präsentation des Toro Rosso-Ferrari STR4


Komplettes Chassis entsteht bei Toro Rosso

"Wenn man die eingekauften Teile und unsere eigene Produktion in der Fabrik mit einberechnet, dann wird der Wagen fast zu einhundert Prozent bei uns hergestellt", sagte Fantuzzi. "In unserer Einkaufsabteilung kursieren etwa 14.000 Zeichnungen, was auch Komponenten für den Rennwagen und Werkzeuge umfasst", berichtete der Italiener. Erstmals hat Toro Rosso nun aber auch das Monocoque des Rennwagens in Eigenregie produziert.

Sébastien Bourdais, Barcelona, Circuit de Catalunya

Sébastien Bourdais nahm in Barcelona den Testbetrieb mit dem neuen STR-04 auf Zoom

"Zunächst hatten wir entschieden, nur einige wenige Bauteile bei uns herzustellen, sind dann aber davon abgekommen. Zum ersten Mal haben wir dann das eigentliche Chassis selbst hergestellt. Im vergangenen Jahr ist das noch bei Carbotec in Österreich passiert. Für uns war das eine große Herausforderung. Das Chassis hat im Vorfeld der Saison einhundert Prozent unserer Aufmerksamkeit auf sich gezogen."

Entsprechend gespannt ist Ascanelli auf das neue Formel-1-Jahr: "Es wird eine sehr interessante Saison", sagte der Technische Direktor abschließend. "Ich halte es für sehr gut, dass die Jungs in Faenza nun in gewisser Weise ihr Schicksal selbst in der Hand haben. Aktuell sind allerdings nur etwa ein Dutzend Leute mit dem Design beschäftigt. Wir hinken in Punkto Arbeitskräfte also rund ein Jahrzehnt hinterher..."