Angst vor Rosberg-Schicksal: Tee trinken statt Gummi geben
Weil die Piloten ihre neuen Teile nicht beschädigen wollen und Ersatzteile rar sind, blieben heute viele in der Garage: Drittes Training noch mehr gefährdet
(Motorsport-Total.com) - Der Formel 1 droht am morgigen Samstag eine relativ leere Strecke im dritten Freien Training. Sollte der Wetterumschwung nicht kommen und es erneut Regen geben, dann ist damit zu rechnen, dass sich die Teams aus Angst vor Schäden zurückhalten werden. Denn aufgrund des zwei Wochen vorverschobenen Saisonauftaktes haben viele Teams noch nicht genügend Ersatzteile mit an der Strecke.

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Schon Moos angesetzt? Viele Fahrer mussten heute Sitzfleisch beweisen Zoom
Auch am heutigen Freitag waren die meisten Piloten aus diesem Grund spärlich unterwegs. Nur 15 von 22 Fahrern setzten überhaupt eine Zeit, während andere Teams wie Williams ihr Training in der Garage verbrachten: Felipe Massa und Valtteri Bottas fuhren im zweiten Training jeweils nur zwei Runden. "Wir haben nicht viele Teile, deswegen sind wir nicht gefahren", bestätigt Massa den Grund für die Vorgehensweise. Auch bei anderen Teams habe er das beobachtet.
Der Brasilianer sieht diese Entscheidung trotz der spärlich gesammelten Daten als richtig an, denn was passieren kann, hat Nico Rosberg gezeigt, der seinen Mercedes in die Mauer setzte und die neue Nase dabei beschädigte, sodass die Silberpfeile heute Nacht eine Neue einfliegen lassen müssen. "Darum haben wir uns entschieden, in der Garage zu bleiben. Wenn man einen Unfall baut, ist es schwierig für uns, wenn man sich die vorhandenen Teile anschaut, um das Beste aus dem Auto zu holen", so Massa.
Haas: Noch weniger Risiko am Samstag
Konkurrent Sauber sparte sich das zweite Training sogar in Gänze und fuhr überhaupt nicht raus - aus dem gleichen Grund: "Wir haben den Beginn des Jahres und wie viele andere auch, haben wir nicht viele Ersatzteile", sagt Marcus Ericsson und findet das Risiko-Nutzen-Verhältnis nicht ausreichend für eine Ausfahrt: "Man muss immer abwägen, wie viel Risiko man gehen möchte und wie viel man lernen kann", sagt er. Und lernen konnte man nicht viel: "Es ist das Risiko nicht wert", merkt Renaults Kevin Magnussen an, der am Nachmittag ebenfalls nur zwei Runden drehte.

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Nico Rosberg zeigte den Gegner, was mit etwas Pech passieren kann Zoom
Besonders für das neue Team Haas wäre ein Unfall kritisch. Die Amerikaner sind ebenfalls knapp aufgestellt, was Ersatzteile angeht, und können sich kein großes Risiko leisten: "Das Letzte, was wir wollen, ist, das Rennen zu verpassen. Es wäre dumm, wenn wir hierhin kommen würden und bei den Bedingungen ein Risiko eingehen würden", erklärt Teamchef Günther Steiner, der seine Fahrer angewiesen hat, in einem möglichen verregneten dritten Training noch weniger Risiko einzugehen.
Das dritte Training könnte daher zu einer verkehrsberuhigten Zone werden, weil kaum ein Pilot kurz vor dem Qualifying einen Unfall haben möchte. Denn durch das neue Ausscheidungsverfahren droht schon bei der kleinsten Verzögerung zu Beginn das Aus und man startet von ganz hinten. Möglicherweise gibt es in der Qualifikation dann auch eine Extrawürze, weil vorhergesagte Trockenheit zur großen Unbekannten werden würde.
Mercedes: Blindflug mit Supersoft
Die Piloten müssten ohne Vorkenntnisse über Trockenreifen direkt ins Qualifying starten, was Haas-Pilot Romain Grosjean "nicht wirklich lustig" finden würde. Für Mercedes wird es sogar zum Blindflug der Sonderklasse, weil man im Gegensatz zur Konkurrenz auch bei den Wintertestfahrten in Barcelona nicht auf den Supersoft-Reifen unterwegs gewesen ist. "Ich bin bislang nie mit den Supersoft-Reifen gefahren, und darauf freue ich mich", meint Lewis Hamilton und sagt: "Ich sehe das aber nicht als Problem."
Teamkollege Nico Rosberg sieht schon bei einem trockenen dritten Training eine schwierige Aufgabe auf die Piloten zukommen, weil man in nur einer Stunde unterschiedliche Reifen für Qualifying und Rennen ausprobieren müsse. Sollte es regnen, müsste er im Qualifying eventuell komplett ohne Vorkenntnisse auf Supersoft antreten. Doch das stört ihn nicht: "Ich glaube nicht, dass es ein Nachteil ist, dass wir auf diesen Reifen nicht getestet haben, denn Melbourne ist eine andere Welt."

