Andrea Stella gratuliert Verstappen, aber: Norris' Leistung wird unterschätzt!

McLaren muss die Fahrer-WM in Las Vegas endgültig abhaken: Während Teamchef Andrea Stella Max Verstappen beglückwünscht, gibt es warme Worte für Lando Norris

(Motorsport-Total.com) - Im drittletzten Saisonrennen platzt für Lando Norris endgültig der Traum vom WM-Titel: In Las Vegas kommt McLaren am Wochenende nie richtig auf Pace, der Brite muss sich als Sechster im Rennen und Qualifying jeweils hinter Max Verstappen anstellen, dem Red-Bull-Piloten reicht das zum vorzeitigen Titelgewinn.

Titel-Bild zur News: Lando Norris

Vorbei! Lando Norris muss bei der Jagd auf den WM-Titel eine Niederlage einstecken Zoom

Eine Leistung, die McLaren-Teamchef Andrea Stella am Sonntag nach Rennende neidlos anerkennt: "Am Ende dieses Wochenendes in Vegas müssen und wollen wir als Team definitiv ein paar Worte über Max verlieren", erklärt der Italiener: "Ich möchte meine Glückwünsche ausdrücken. Vier Titel in Folge, ich denke, das bestätigt, dass Max einer der besten Fahrer in der Geschichte der Formel 1 ist."

Dabei glaubt Stella, dass dieser vierte Titel besonders wichtig für Verstappen sein dürfte, "denn in der Vergangenheit, wie letztes Jahr, haben die Leute möglicherweise gedacht, dass es einfach ist, Rennen zu gewinnen, wenn du das beste Auto hast." Dennoch hätten in der nahezu perfekten Vorsaison Fahrer und Team "auf einem sehr hohen Level operiert", findet Stella: "Es ist nie einfach, mit so einer Konstanz zu gewinnen."

McLaren-Teamchef: "Sind in der Ära von Max Verstappen"

"Aber dieses Jahr", fährt der Italiener fort, "da hat er oft nicht das beste Auto gehabt. Was er trotzdem aus diesen Wochenenden, ohne das beste Material, rausgeholt hat, das bestätigt, dass wir in diesen letzten Jahren in der Ära von Max Verstappen sind. Er verdient das, was er erreicht", lobt der McLaren-Teamchef.

Kein Grund zur Trauer - Stella findet: Norris kann trotzdem stolz auf sich sein

Kein Grund zur Trauer - Stella findet: Norris kann trotzdem stolz auf sich sein Zoom

"Das führt mich aber dazu, darüber zu reden, was auch wir erreichen: Wenn wir die ersten paar Rennen der Saison mal weglassen, bevor wir das Miami-Upgrade eingeführt haben, können wir sehen, dass wir Kurs auf die Fahrer-WM genommen haben, dass Lando mit Max kämpfen konnte. Das ist eine unglaubliche Errungenschaft, die man McLaren hoch anrechnen muss", findet der Teamchef.

Undenkbar deshalb, weil man vor 18 Monaten noch in den Niederrungen des Feldes umhergefahren sei. Auch habe man im WM-Kampf dieses Jahr viel dazugelernt, verrät Stella: "Wir haben als Team gelernt, wir haben gelernt, wie man Rennen gewinnt. Und auch, dass man dafür manchmal die Art und Weise anpassen muss, wie man ans Racing herangeht."

Stella lobt Norris' Entwicklung: "So schnell gelernt"

Das Team habe viele wertvolle Lektionen mitgenommen, auch aus den Rennen, die nicht nach Wunsch liefen, erklärt Stella, und nennt mit Montreal, Silverstone und Monza ein paar Beispiele. Auch seinem Fahrer will der Teamchef diesbezüglich ein Kompliment aussprechen: "Wenn man sich Landos Verhalten anschaut, auch Rad an Rad mit Max, etwa von Österreich zu da, wo er in Austin war, oder auch die Woche drauf in Mexiko, dann hat er so schnell gelernt."

"Ich bin wirklich stolz darauf, wie schnell Lando aus seinen Erfahrungen auf der Strecke lernt, und auch neben der Strecke, um ein immer besserer Rennfahrer zu werden. Ich habe das Gefühl, bei Lando wird das aus irgendeinem Grund nicht genügend anerkannt", so der Italiener: "Es liegt mehr Augenmerk darauf, was die vergebenen Möglichkeiten waren, als darauf, dass Lando auf einem extrem starken Weg war, sobald McLaren ihm das Material gab, um Rennen zu gewinnen und Verstappens Pace mitzugehen."

Andrea Stella sieht bei Lando Norris viele Lerneffekte und eine starke Entwicklung

Andrea Stella sieht bei Lando Norris viele Lerneffekte und eine starke Entwicklung Zoom

Wie bei allen professionellen Athleten gehöre zur Weiterentwicklung immer auch ein hohes Maß an Selbstreflexion, man müsse sich die richtigen Fragen stellen, findet Stella: "Worin bin ich gut? Wo nicht? Was sollte ich verstärken? Was entwickeln? Was muss ich wirklich lernen? Und mit Lando haben wir uns dieses Jahr, meiner Meinung nach mehr als jedes andere Jahr, in diesen Punkten entwickelt."

Nur daraus seien überhaupt die Möglichkeiten entstanden: "Und auch dank der Unterstützung der Ingenieure und der Leute, die Lando helfen, denn wie in jedem Sport: Wenn du an der Spitze operierst, dann hast du eine Entourage um dich herum, du hast ein Team, das sich um all die Aspekte kümmert, die wichtig sind, wenn du an der Spitze performen willst."

Ziel für 2025: "Mit zwei Piloten um Fahrer-WM kämpfen"

Dass Norris mittlerweile auf eine größere Palette an Fähigkeiten zurückgreifen könne, insgesamt ein kompletterer Fahrer sei, dafür sieht Stella auch den Las-Vegas-Grand-Prix als gutes Beispiel: "Wir hatten zwei Stints lang Blasenbildung auf den Vorderreifen, und im dritten Stint hat Lando dann etwas Extremes probiert - und das hat funktioniert."

Für den McLaren-Teamchef untermauert das seine Theorie, dass Norris immer noch weitere Kapazitäten in sich und dem Auto freisetzen würde: "Obwohl es nur ein sechster Platz ist, aber in Bezug darauf, wie sich die Wettbewerbsfähigkeit während des Rennens entwickelt hat, großes Kompliment an Lando für das Experimentieren und das Finden von Lösungen."

Laut Teamchef Stella erfand sich Norris im letzten Vegas-Stint wieder einmal neu ...

Laut Teamchef Stella erfand sich Norris im letzten Vegas-Stint wieder einmal neu ... Zoom

Das Gleiche gelte für das, von Stella bereits angesprochene, Zweikampfverhalten von Norris gegen Verstappen: "Max in Österreich auf der Außenbahn zu attackieren, war wahrscheinlich nicht so klug, wir hatten dann den Crash." Doch anschließend habe Norris seine Fahrweise zügig adaptiert: "Wir hatten Austin, das hat zum weiteren Verständnis beigetragen. Dann in Mexiko bekam Max zwei Strafen, während Lando die Situation unter Kontrolle hatte, er konnte so schnell daraus lernen", lobt Stella den Briten.

Diese Entwicklung beobachte er allerdings auch beim anderen McLaren-Piloten, Oscar Piastri. Ohnehin sei McLarens Ziel, das Erlernte vom einen Fahrer immer auch direkt auf den anderen zu transferieren. "Wir arbeiten natürlich auch hart mit Oscar", sagt Stella, "denn 2025 wollen wir in der Lage sein, um die Fahrer-WM zu kämpfen - mit zwei Fahrern, Lando und Oscar."