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Alpine präsentiert neuen A523: Wann geht der Plan endlich auf?

Seit Renaults Rückkehr 2016 strebt das Team nach der Formel-1-Spitze: Gelingt mit dem neuen Alpine A523 endlich ein entscheidender Schritt?

(Motorsport-Total.com) - Jetzt ist das Feld komplett: Mit Alpine hat am Donnerstagabend auch das letzte Formel-1-Team seine Farben für die anstehende Saison 2023 gezeigt. In London stellte der Rennstall seinen neuen A523 vor, mit dem Esteban Ocon und Pierre Gasly versuchen werden, erneut die Spitze des Mittelfeldes zu bilden und sich näher an die drei Topteams heranzuschieben.

Titel-Bild zur News: Alpine A523

Das ist der neue Alpine A523 der Formel-1-Saison 2023 Zoom

Alpine wird weiterhin in den Farben Blau und Rosa antreten, um das Team und Sponsor BWT zu repräsentieren. Allerdings springt man auch auf den Trend der anderen Teams auf und lässt einige Teile seines Autos unlackiert, um Gewicht zu sparen.

Wie im Vorjahr wird man bei den ersten Saisonrennen wieder ein Auto komplett im BWT-Rosa einsetzen: diesmal bei den ersten drei Rennen in Bahrain, Saudi-Arabien und Australien.

Technisch scheint der A523 auf den ersten Blick eher eine Evolution als eine Revolution zu sein. Er baut auf dem starken Fundament auf, mit dem Alpine im vergangenen Jahr auf Platz vier fahren konnte.

Eine der auffälligsten Änderungen ist ein größerer seitlicher Teil der Motorabdeckung, der auch beim Mercedes W14 zu sehen war. Technikchef Matt Harman verriet, dass Alpine auch von einer Pullrod- auf eine Pushrod-Hinterradaufhängung umgestiegen ist, um Gewicht aus dem Auto zu nehmen, den Luftstrom zu verbessern und die Wartung des Hecks für die Mechaniker zu erleichtern.

Wert dürfte man beim Team über den Winter auch auf die Zuverlässigkeit gelegt haben, was im Vorjahr einer der großen Schwachpunkte war: Insgesamt sieben Mal fielen beide Fahrer 2022 aus, was auch an der Power-Unit von Renault lag. Angeblich hat man die Probleme aber gefunden.

Den ersten Testlauf des neuen Autos hat man zumindest schon einmal problemfrei bestanden: Alpine spulte bei einem Shakedown am Montag insgesamt 17 Runden in Silverstone ab, bis die 100-Kilometer-Grenze für Filmtage erreicht war.

Französisches Doppel

Alpine tritt in der Saison 2023 komplett als französisches Team an - trotz Fabrik im britischen Enstone. Denn mit Gasly und Ocon besitzt der Rennstall, der natürlich weiterhin auf Motoren von Renault setzt, eine rein französische Fahrerpaarung, nachdem Fernando Alonso in der Sommerpause zu Aston Martin gewechselt war.

Der Weg zur neuen Fahrerpaarung war dabei steinig. Alpine war vom Abgang Alonsos überrumpelt worden und hatte kurzerhand Testfahrer Oscar Piastri als dessen Nachfolger vorgesehen. Doch der Australier hatte andere Pläne und schon einen Vertrag mit McLaren für 2023 unterschrieben.


Fotostrecke: Formel 1 2023: Der Alpine A523 von Pierre Gasly und Esteban Ocon

Piastri wurde als neuer Stammfahrer bestätigt, dementierte das aber umgehend. Nach einem wochenlangen Tauziehen entschied schließlich das Contract Recognition Board, dass Alpine keinen gültigen Vertrag mit Piastri besitzt und diesen somit ziehen lassen muss.

Gasly & Ocon: Zwei Franzosen als Stammfahrer

Daraufhin wollte der Rennstall Pierre Gasly verpflichten, der das Red-Bull-Lager aufgrund geringer Aussichten auf eine Beförderung mit Auslaufen seines Vertrages verlassen wollte. Doch sein Vertrag mit Red Bull lief noch bis zum Saisonende 2023, sodass Alpine versuchte, ihn aus seinem Vertrag zu bekommen.

AlphaTauri wollte Gasly gerne als Teamleader behalten, war aber durchaus gesprächsbereit, sollte man einen geeigneten Ersatz finden. Der sollte zunächst Colton Herta heißen, doch der IndyCar-Pilot bekam die notwendigen Superlizenzpunkte nicht zusammen und auch keine Ausnahmegenehmigung. Am Ende nahm man Nyck de Vries unter Vertrag und gab Gasly frei.

Bei Alpine trifft er auf seinen Landsmann Esteban Ocon, mit dem ihm eine Rivalität nachgesagt wird. Beide Fahrer betonen aber, dass diese Phase hinter ihnen und zwischen ihnen alles in Ordnung sei. Die Teamdynamik wird sich aber im Laufe der Saison beobachten lassen.


"Ich bin gespannt darauf, das Potenzial und die Fähigkeiten des A523 bei den Tests vor der Saison zu sehen und mich weiter mit dem Team vertraut zu machen", sagt Gasly. "Die Leistung des A522 am Ende der letzten Saison zu erleben und die Entwicklungen zu sehen, die das Team für das diesjährige Auto bringt, hat mich für das, was mit Alpine kommen wird, begeistert."

Ocon geht derweil in seine vierte Saison mit dem Team aus Enstone, an das er noch bis Ende 2024 gebunden ist. Er hatte sich 2022 punktetechnisch gegen Alonso durchgesetzt, mit dem es gegen Ende der Saison zu Spannungen gekommen war. Das Jahr schloss Ocon als Achter ab, allerdings ohne einen Podestplatz.

Spitze des Mittelfeldes - mehr dürfte nicht drin sein

Dafür waren die drei Topteams an der Spitze zu stark. Red Bull, Ferrari und Mercedes ließen 2022 nur einen einzigen Podestplatz für ein anderes Team zu, was den Abstand nach vorne zeigt. Denn Alpine wurde als Vierter Best of the Rest, konnte nach vorne aber nichts ausrichten. 173 Punkte hatte das Team geholt - Mercedes davor 515.

Der Weg an die Spitze ist also noch weit für das Team aus Enstone, die 44 Rennen ihres 100-Rennen-Plans dafür schon absolviert haben - wobei Renault schon beim Comeback 2016 einen Fünf-Jahres-Plan aufgestellt hatte. 2023 wird schon das achte Jahr seit damals sein - mehr als ein Überraschungssieg von Ocon in Ungarn 2021 war aber bislang nicht drin.

"Für 2023 ist das Ziel einfach: Wir müssen mindestens den vierten Platz erreichen, und zwar auf viel überzeugendere Weise", sagt Teamchef Otmar Szafnauer. "Das heißt, mehr Zielankünfte, mehr Punkte und weniger ungeplante Ausfälle. Ich habe hohe Erwartungen an alle im Team - nicht zuletzt an Esteban und Pierre -, die gemeinsam daran arbeiten werden, die bestmöglichen Ergebnisse für das Team zu erzielen."


Formel-1-Autos 2023: Alpine A523

Die Spitze des Mittelfeldes dürfte auch 2023 das Höchste der Gefühle für das Team werden. Noch haben Renault-Geschäftsführer Luca de Meo und Alpine-Geschäftsführer Laurent Rossi auch die Geduld dafür.