• 07.03.2006 12:34

Alonso wird vom Jäger zum Gejagten

Titelverteidiger Fernando Alonso muss sich nach einer Saison als Jäger dieses Jahr mit der für ihn neuen Rolle des Gejagten anfreunden

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Nummer eins auf dem Auto, Michael Schumacher im Nacken und einen Vertrag beim Rivalen McLaren-Mercedes in der Tasche - für Fernando Alonso ist nichts mehr wie es mal war. Der jüngste Weltmeister der Formel-1-Geschichte wird in dieser Saison vom Jäger zum Gejagten: "Ich war vergangenes Jahr Weltmeister, aber das ist jetzt vorbei. Jetzt beginnt eine neue Herausforderung. Ich bin ein Typ, der den Wettkampf braucht, der gewinnen muss", sagt der 24-Jährige vor dem Auftaktrennen am Sonntag im Wüstenstaat Bahrain.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Muss 2006 als jüngster Weltmeister aller Zeiten seinen WM-Titel verteidigen

Vor allem mit Schumacher, den er nach sieben WM-Titeln im vergangenen Jahr vom Thron gestoßen hat, sei zu rechnen, betont der Spanier: "Ferrari wird wieder sehr stark sein, und Schumacher darf man nie abschreiben, das wäre ein großer Fehler." Aber auch Honda und sein künftiger Arbeitgeber McLaren-Mercedes würden ein Wörtchen im Titelkampf mitsprechen. Durch das neue Reglement sei alles noch viel enger an der Spitze geworden. Alonso: "Die Fans können sich freuen, es gibt ein heißes Titelrennen."#w1#

Der Hauskrach bei Renault, ausgelöst durch seinen angekündigten Wechsel zu den Silberpfeilen, sei inzwischen beigelegt. Von nun an würden alle für das gleiche Ziel arbeiten: den WM-Titel erfolgreich zu verteidigen. Auch das Verhältnis zu Teamchef Flavio Briatore, der vom Weggang seines Schützlings angeblich erst aus der Zeitung erfuhr, habe nicht gelitten: "Wenn Fernando schon geht, dann wenigstens als Weltmeister", sagt der Italiener.

Gerüchten zufolge soll das Geld eine entscheidende Rolle gespielt haben. Bei Renault verdient Alonso als Weltmeister derzeit nur sechs Millionen Euro, bei McLaren-Mercedes soll er mehr als das Doppelte bekommen. "Er kommt nicht wegen des Geldes, er kommt, weil er bei uns langfristig die bessere sportliche Perspektive sieht", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Fest steht: Wegen Alonso muss auf jeden Fall einer der Silberpfeil-Piloten zum Jahresende gehen: Kimi Räikkönen oder Juan-Pablo Montoya.

"Wir haben das Team aufgebaut, um auf diesem Niveau weiterzuarbeiten." Patrick Faure

Der Abschied Alonsos werde keinen Einfluss auf die Leistung des Teams in diesem Jahr haben, meint Patrick Faure. Der Renault-Teampräsident verweist auf das Bekenntnis des Konzerns zur Formel 1: "Einmal zu gewinnen, reicht uns nicht", sagt er und weist damit alle Spekulationen über einen baldigen Ausstieg der Franzosen ganz entschieden zurück. Man werde 2006 bis zum Schluss um den WM-Titel kämpfen, sagt Faure: "Wir haben das Team aufgebaut, um auf diesem Niveau weiterzuarbeiten."

Laut Alonso sei der Druck in diesem Jahr geringer, auch wenn er vom Jäger zum Gejagten wird. Im der vergangenen Saison habe er immer wieder nur gehört, dass er ein junger, talentierter Fahrer sei. "Und wenn du das hörst, willst du beweisen, dass du diesen Ruf verdienst. Dann musst du gewinnen, bevor es zu spät ist", erzählt der Spanier.

Das habe er nun geschafft, sagt Alonso und verweist darauf, dass es unter den 22 Formel-1-Fahrern 2006 neben ihm nur noch zwei weitere Weltmeister gebe: Michael Schumacher und Jacques Villeneuve. Alonso: "Deshalb sind es die anderen 19 Fahrer, die den Druck haben."