• 05.04.2007 11:09

  • von Inga Stracke

Alonso: "Müssen nur clever genug sein"

In einer Runde mit Pressevertretern äußerte sich der McLaren-Mercedes-Pilot zurückhaltend, glaubt aber an eine langfristige Steigerung

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Glaubst du, dass ihr den Rückstand auf Ferrari, den ihr in Melbourne hattet, etwas reduzieren könnt?"
Fernando Alonso: "Ich weiß es nicht, hoffen wir einmal. Ich denke, es ist nichts Neues, dass Ferrari zu Saisonbeginn stärker als alle anderen Teams ist. Ich glaube, das ist für niemanden eine Überraschung, dass sie auch hier wieder die Favoriten auf den Sieg sind. Wir müssen diese Lücke schließen. Wir wissen nicht, wie viel wir davon schon bei diesem Rennen erreichen können, aber in Australien waren es sieben bis acht Zehntelsekunden. Wir hatten hier eine Testwoche, haben einige Weiterentwicklungen am Auto, aber das haben die anderen ja auch gemacht. Wir hoffen, dass die Lücke kleiner ist, aber es wäre keine Überraschung, wenn sich ein ähnliches Bild wie in Australien ergibt."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso glaubt daran, dass es McLaren-Mercedes an die Spitze schafft

Frage: "Ist man bei McLaren zuversichtlich, dass das Verbot der flexiblen Unterböden den Abstand zu Ferrari verringert?"
Alonso: "Das werden wir sehen. Die Regeln sind für alle gleich. Das könnte für uns gut sein, denn vielleicht hatten sie da einen Vorteil. Aber es wird nicht ein Unterschied wie Tag und Nacht sein. Ich weiß nicht, ob ihre Leistung schwächer werden wird, aber wenn, dann nicht so viel, dass wir jetzt schon Rennen gewinnen können."#w1#

Alonso mag die Piste in Sepang

Frage: "2003 hast du hier deine erste Pole Position geholt. Welche Erinnerungen hast du daran?"
Alonso: "Das war sehr schön, es war die erste Pole Position meiner Karriere, im zweiten Rennen für Renault nach einem Jahr Minardi. Ich habe hier immer gute Erinnerungen, bin viele gute Rennen hier gefahren und auch Renault war hier immer konkurrenzfähig. Das hat nicht nur mir, sondern auch meinen Teamkollegen bei Renault geholfen. Ich mag diesen Kurs, für mich gehört er neben Spa zu den besten. Hoffentlich läuft hier in Sepang alles gut."

"Ich mag diesen Kurs, für mich gehört er neben Spa zu den besten." Fernando Alonso

Frage: "Erinnerst du dich noch an den Start des Rennens?"
Alonso: "Es war sehr heiß. Ich war etwas nervös, weil ich zum ersten Mal auf der Pole Position stand. Ich wollte die Pole Position nutzen und meinen ersten Grand Prix anführen. Viele Dinge passierten in einer kurzen Zeit, hoffentlich ist das an diesem Wochenende wieder so. Wir möchten der Pole Position sehr nah kommen und das Rennen wieder anführen."

Frage: "Ist die Zeit gekommen, um deinem Teamkollegen eine Lehrstunde zu geben?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Es ist noch viel Zeit, es gibt 17 Rennen, und wichtig ist das Ergebnis am Ende. Und speziell gegen meinen Teamkollegen trete ich ja nicht an. Wir gehören zur selben Gruppe, sitzen im selben Auto und versuchen die anderen zu schlagen. Wir versuchen als Team anzutreten. Natürlich treten wir auch gegeneinander an, aber gut ist, dass wir nach der Teamarbeit in Australien die Konstrukteurswertung anführen. Hoffentlich können wir auch hier wieder kämpfen und Punkte für das Team holen."

McLaren muss schneller entwickeln

Frage: "Wie stark musstest du im Winter nach deinem Team- und auch Reifenwechsel deinen Fahrstil umstellen?"
Alonso: "Sehr stark. Da betrifft ja nicht nur mich, sondern alle mussten sich etwas an die Reifen gewöhnen. Das gilt auch für das Team, die Ingenieure, wie das Auto abgestimmt wird. Für die Fahrer ist das etwas anders, zu Beginn der Kurve vielleicht etwas sanfter. Für mich war die Umstellung wahrscheinlich größer als für andere. Aber ich habe im Winter viel getestet und sollte nun bei 100 Prozent sein."

"Es ist keine Überraschung, dass wir etwas zurückliegen." Fernando Alonso

Frage: "Du sagtest, dass Ferrari hier einen Vorteil hat, worauf liegt bei McLaren nun der Fokus, um den Abstand zu verringern?"
Alonso: "Wir müssen versuchen, das Auto weiterzuentwickeln, wir müssen uns speziell an die Bridgestone-Reifen gewöhnen, das ist das Wichtigste. Es ist ja keine Überraschung, dass Ferrari vor uns ist. Nach einer schlechten Saison 2006 gab es bei McLaren viele Umstellungen im Winter, ein komplett neues Auto, ein neuer Motor, neue Reifen, zwei neue Fahrer. Es ist ein neues Team und da ist es normal, dass wir nicht so hundertprozentig aufgestellt sind wie Ferrari, die im Team Kontinuität besitzen."

"Wir haben die Saison wirklich sehr konkurrenzfähig begonnen, hoffentlich geht das so weiter und einige Neuentwicklungen bringen uns noch weiter nach vorn. Aber es ist keine Überraschung, dass wir etwas zurückliegen, das haben wir mehr oder weniger erwartet."

Frage: "Wann erwartest du, dass die Lücke geschlossen ist?"
Alonso: "Das weiß ich nicht. Das ist schwierig zu beantworten. Die Formel-1-Teams entwickeln die Autos rasant weiter. Wenn du Glück hast und etwas findest, was die anderen noch nicht gefunden haben, dann hat man sofort einen Vorteil. Das versuchen wir. Vielleicht haben wir in der nächsten Woche ein fantastisches Ergebnis, oder eben in zwei Monaten. Wer weiß das schon. Alle versuchen doch das Gleiche. Aber ich denke, dass McLaren das Potenzial hat, es schneller zu schaffen."

Podestplatz als realistisches Ziel

Frage: "Du warst bei den Tests in der Vorwoche nicht dabei. Was erwartest du dir von diesem Wochenende?"
Alonso: "Ich denke, der Test verlief gut, auch wenn wir wegen des Regens einige Testpunkte nicht abhaken konnten. Ich war in England und habe etwas mit dem Team gearbeitet, im Simulator. Wir haben das Auto schon etwas verbessert, aber ich weiß nicht, wie sehr. Hoffentlich war es genug, um wieder auf das Podest zu fahren. Ich denke, das ist ein realistisches Ziel für dieses Wochenende. Es wird in der Meisterschaft wichtig sein, weiter Punkte zu sammeln."

Frage: "Wie wirst du reagieren, wenn dich Lewis Hamilton in dieser Saison schlagen sollte?"
Alonso: "Wenn das nach 17 Rennen so ist, kann ich die Frage beantworten."

"Ich möchte am liebsten jeden Tag im Auto sitzen." Fernando Alonso

Frage: "Bei der Vorstellung des neuen Autos in Valencia hast du von einem neuen Enthusiasmus für den Sport gesprochen. Ist dieser noch vorhanden und verspürst du jetzt bei den Rennen mehr Druck?"
Alonso: "Nein, ich fühle noch genauso. Ich genieße jeden Tag der Meisterschaft 2007. Ich möchte natürlich am liebsten jeden Tag im Auto sitzen. Die drei Wochen Pause zwischen Melbourne und hier waren sehr, sehr lang. Im Vorjahr war es vermutlich zu kurz, denn man ist müde, wenn man so viel im Auto sitzt."

Frage: "Die Chance auf Regen besteht. Wäre das für dich besser?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. Unter nassen Bedingungen haben wir im Winter nicht genug getestet, wir wissen nicht, wie stark wir oder andere bei nassen Bedingungen sind. Aber auch wenn es hier regnet, dann bleibt es nicht das gesamte Rennen über so. Es wird sehr schnell wieder abtrocknen, es würde ein schwieriges Rennen werden, in dem man vier oder fünf Mal die Reifen wechselt, abhängig von den Bedingungen. Bei diesem Durcheinander kann jeder einen Vorteil haben, wir müssen nur clever genug sein."

Frage: "Viele waren überrascht, dass ein zweifacher Weltmeister seinen Teamkollegen, immerhin ein Neuling, nicht locker im Griff hat. War es auch für dich eine Überraschung?"
Alonso: "Nein. Wir haben den gesamten Winter über getestet und wussten, dass Lewis schnell genug ist, um in Melbourne vorn mitzufahren. Das war keine Überraschung."

Frage: "Glaubst du, dass er in diesem Jahr ein Rennen gewinnen kann?"
Alonso: "Das kann passieren, natürlich. Aber es ist nicht einfach, denn es gibt Ferrari, BMW und McLaren. Man muss alles richtig machen, um ein Rennen zu gewinnen. Man benötigt einen guten Freitag, die richtige Reifenwahl, ein perfektes Qualifying und Rennen, perfekte Boxenstopps und etwas Glück. Im Rennen können viele Dinge passieren. Das Potenzial ist sicher da, und wenn alles glatt läuft, warum sollte es dann nicht auch klappen?"