• 31.07.2008 20:36

Alonso: "Im September oder Oktober entscheide ich"

Fernando Alonso über seine Zukünftspläne, den aktuellen R28 und die Vorkommnisse vor einem Jahr in Ungarn

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, du konntest hier bereits schon einmal gewinnen und hast hier ebenso auch schon auf der Pole-Position gestanden. Ist es eine gute Strecke für Renault?"
Fernando Alonso: "Wir werden sehen. Es war in der Vergangenheit eine gute Strecke für Renault. Aber wir waren in diesem Jahr schon auf mehreren Strecken, auf welchen wir in der Vergangenheit gut waren und dennoch lief es nicht sehr gut. Wir müssen mal schauen, wie es an diesem Wochenende sein wird. Wir kommen natürlich mit einem gewissen Selbstvertrauen und einem gewissen optimistischen Gefühl hierher. In Jerez haben wir einige gute Lösung erarbeitet, aber das hängt natürlich dann auch immer davon ab, wie sich die anderen verbessert haben. Wir sollten hier allerdings wieder ein kleines Stückchen voran kommen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso will mit Renault aus der Krise fahren: Bald schon auf das Podium?

Frage: "Wie ist die Stimmung im Team nach dem zweiten Rang in Hockenheim?"
Alonso: "Sie ist mehr oder weniger gleich geblieben. Unser Ziel für die restliche Saison lautet: Wir wollen den vierten Platz in der Konstrukteurswertung. Jetzt sind wir Sechster, nur zwei Punkte hinter Toyota und einen hinter Red Bull. Die acht Punkte aus dem vergangenen Rennen waren also ein großer Schritt, der uns dabei hilft, die Zuversicht und Motivation hoch zu halten. Es hat im Team nicht so viel verändert, aber wir sind unserem Ziel näher gekommen."#w1#

R28 immer noch im Zentrum der Entwicklung

Frage: "Geht die Entwicklung weiter voran, oder hat sie sich mit Blick auf das kommende Jahr verlangsamt?"
Alonso: "Nein, es wird nach wie vor am aktuellen Auto entwickelt und es gibt bei jedem Rennen neue Teile. Es stimmt, dass wir in Jerez ein bisschen im Hinblick auf das nächstjährige Auto gearbeitet haben. Wir hatten dort die Slicks zur Verfügung, daher war es eine gute Gelegenheit, einige Dinge für das nächste Jahr auszuprobieren. Die höchste Priorität liegt aber immer noch beim aktuellen Fahrzeug."

Frage: "Du sprichst das kommende Jahr selbst an. Viele sagen, du seiest der Schlüssel auf dem Fahrermarkt für das kommende Jahr. Wie sieht deine Vertragssituation bei Renault aus?"
Alonso: "Ich habe mit Renault einen längerfristigen Vertrag. Aber natürlich schaut man sich zum Ende eines Jahres immer an, welches die Möglichkeiten sind. Jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Im September oder Oktober werde ich mir Gedanken machen und entscheiden."

"Im September oder Oktober werde ich mir Gedanken machen und entscheiden." Fernando Alonso

Frage: "Ihr habt die Slicks und die Aerodynamik für 2009 getestet. Wie werden die Autos im kommenden Jahr sein?"
Alonso: "Ich bin die Slicks nur einmal in Bareclona gefahren, allerdings mit dem 2008er Aerodynamikpaket, also kann ich es nicht sagen. Ich glaube, beim Test waren die Rundenzeiten der 2009er Generation schneller als in der diesjährigen Version."

Frage: "Du hast in den vergangenen Jahren immer an der Spitze gekämpft und mit dem jetzigen Auto ist das nicht möglich. Wie ist das Gefühl für einen Piloten, der durch eine solche Phase seiner Karriere geht? Ist das die härteste Phase deiner Karriere?"
Alonso: "Nein, es ist manchmal etwas frustrierend, wenn du ein perfektes Rennen ablieferst und dann nur Sechster oder Siebter wirst und du kannst nichts daran ändern. Du fährst eine perfekte Runde im Qualifying und bist dann vielleicht Fünfter. Daran war ich nicht gewöhnt, nachdem ich in den vergangenen drei oder vier Jahren auf Pole-Positions gestanden habe und aufs Podium fuhr. Das ist aber ein Teil des Jobs, so ist eben der Sport."

"Es geht auf und ab. Es gewinnt auch nicht immer derselbe die Tour de France und es wird nicht immer die gleiche Mannschaft Weltmeister. Jedes Jahr ist ein neuer Wettbewerb mit neuen Problemen. Wir haben nun eine schwierige Phase. Wir müssen wieder mehr Selbstbewusstsein aufbauen und ein Siegerteam formen. In dieser Phase sind wir nun, aber ich bin keineswegs irritiert. Ich bin erst 27 Jahre alt und es kommen für mich noch einige Jahre. Sogar ein Michael Schumacher, der deutlich mehr Titel geholt hat, hatte bei Ferrari vier dieser Jahre. Ich muss geduldig sein, muss noch härter arbeiten als sonst, um so schnell wie möglich wieder zu siegen."

Ungarn 2007: McLaren-Hauskrach beginnt

Frage: "Für dich persönlich war das Rennen im vergangenen Jahr hier sehr schwierig. Um wie viel bist du glücklicher, wenn du einmal davon absiehst, dass du nicht in einem Siegerfahrzeug sitzt?"
Alonso: "In diesem Jahr viel glücklicher, ganz klar. Ich hatte im vergangenen Jahr die Möglichkeit, um die Meisterschaft zu kämpfen und das war auch okay so. Wenn ich jetzt für McLaren fahren würde, hätte ich vielleicht die gleiche Situation wie jetzt und könnte auch nicht gewinnen. Es ist einfach schön bei Renault zu sein, mit all der Sportlichkeit und der Gewissheit, dass alle Tag und Nacht dafür arbeiten, damit ich das bestmögliche Auto bekomme. Irgendwann werden wir Siebter, irgendwann werden wir Fünfter und irgendwann werden wir dann auf dem Podium stehen. Das wird für alle aufregend."

Frage: "Du hast dich ebenso wie Flavio (Briatore; Anm. d. Red.) darüber beschwert, dass ihr einen Nachteil hattet, weil ihr euch mehr an das eingefrorene Motorenreglement gehalten habt als andere. Was habt ihr damit gemeint?"
Alonso: "Als die Motorenentwicklung vor zwei oder drei Jahren eingefroren wurde, hat Renault mehr oder weniger ganz mit der Entwicklung aufgehört und sich an das Reglement gehalten. In unserer Fabrik in Viry arbeiten weniger Leute, nur noch die Instandhaltung ist übrig geblieben. Da wird der Motor gebaut und nichts weiter - keine Forschung, keine Entwicklung. Ich war in der vergangenen Saison in einem anderen Team und ich weiß, wie sehr sie den Motor während der Saison verbessert haben und wie viele Schritte wir machten, auch alle anderen Teams. Es gibt da alle drei oder vier Rennen einen kleinen Schritt, der dir dann ein paar PS mehr verschafft. Bei Renault war das in den vergangenen zwei Jahren nicht so. Wir hatten wahrscheinlich in den vergangenen drei Jahren ein Leistungsdefizit."

"Es ist einfach schön bei Renault zu sein, mit all der Sportlichkeit." Fernando Alonso

Frage: "Kannst du uns erklären, warum du in Lugano warst? Willst du dorthin ziehen?"
Alonso: "Ich war nur für einen kleinen Urlaub in Lugano. Ich war dort für drei Tage. Jarno lebt dort in der Nähe und er hat mir immer erzählt, wie schön die Gegend sei und das dort immer tolles Wetter herrsche. Ich war zwei Tage dort. Es stimmt sogar, dass ich dort eine Bleibe fand. Aber es war ein Hotel und kein Haus, außerdem nur für eine einzige Nacht. Ich habe keine Pläne, dorthin zu ziehen. Ich werde auch in der Pause nicht nach Lugano zurückkehren und auch nicht nach Italien. Ich habe nichts geplant. Vielleicht für ein paar Tage in die Schweiz? Wer weiß? Ich glaube aber, meine Frau wird das entscheiden - leider."

Keine Pläne für einen Umzug Richtung Italien

Frage: "Wirst du in der Winterpause einen Teil der Olympischen Spiele verfolgen?"
Alonso: "Ich schaue alle Sportarten, wo wir gute spanische Teilnehmer haben. Also im Tennis haben wir Nadal und auch beim Radsport einige gute Leute. Aber Leichathletik schaue ich nicht, weil wir da niemanden haben, der richtig stark ist."

Frage: "Wie wichtig ist die "Haifischflosse" beim Fahren und für die Leistung des Autos?"
Alonso: "Ich habe es getestet und habe keinen Unterschied gespürt. Wir haben es am Auto gelassen, weil unsere Windkanal-Versuche gezeigt haben, dass ein bisschen bringt - aber das sind nur Zahlen. Aus Fahrersicht macht es keinen großen Unterschied."

"Es war eine Teamentscheidung und eine Philosophie des Teams und keinesfalls ein Problem zwischen Lewis und mir." Fernando Alonso

Frage: "Nachdem im vergangenen Jahr der Streit mit Lewis Hamilton hier begann: habt ihr euch wieder vertragen?"
Alonso: "Nach dem vergangenen Jahr hier, gab es für mich nicht viel, was diskutiert und besprochen werden müsste. Es war geplant, schon vor dem Qualifying, dass ich damit dran war, die Extra-Runde beim Benzinverbrennen zu fahren. Das brachte im Schnitt mit dem letzten Satz frische Reifen ungefähr eine Zehntelsekunde. Es kam anders und am Schluss habe ich es fast nicht mehr geschafft, die Ziellinie noch rechtzeitig zu überqueren. Ich bin sieben Zehntelsekunden vor dem Ende der Session darüber gefahren und Lewis hat es nicht mehr geschafft."

"Ich wurde bestraft und der ganze Schlamassel begann. Da gab es nichts zu diskutieren. Es war eine Teamentscheidung und eine Philosophie des Teams und keinesfalls ein Problem zwischen Lewis und mir. Wir tun das, was das Team uns sagt. Wenn wir das nicht tun, ist das Team sicherlich nicht besonders zufrieden mit uns. Zu dem Zeitpunkt schienen sie aber mit uns glücklich zu sein."

Frage: "Du lastest das also eher Ron Dennis an. Hast du dich mit ihm ausgesprochen?"
Alonso: "Nichts. Noch einmal: Jeder trifft seine eigenen Entscheidungen und es entsprach wohl seiner Philosophie und Art der Teamführung, so den Wettkampf zu betreiben. Ich als Profi bin nicht so und daher haben wir unterschiedliche Wege eingeschlagen. Es ist alles mit allen okay. Man muss eben Entscheidungen treffen. Er hat seine Entscheidung getroffen und ich meine."