Alonso: "Ich brauche den Wettbewerb"
Interview mit Fernando Alonso über die spanische Formel-1-Euphorie, seine Lust am Rennfahren und seinen Traum vom WM-Titel
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, du hast das spanische Formel-1-Fieber entfacht. Wie fühlt sich das an?"
Fernando Alonso: "Ich bin sehr stolz auf das, was wir in Spanien aufgebaut haben, denn es ist eigentlich kein traditionelles Formel-1-Land. Ich denke, dass wir leidenschaftliche Fans gefunden und eine starke Kultur für unseren Sport aufgebaut haben. Es wird jeden Tag besser, mehr und mehr Menschen interessieren sich dafür."

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Um Fernando Alonso herrscht in Spanien eine nie da gewesene Euphorie
"Die Atmosphäre hier in Barcelona ist fantastisch, wie eine gigantische Party, und die Fans erwarten sich natürlich den Sieg von mir. Sie verstehen aber, dass das manchmal möglich ist und manchmal auch nicht. Ich werde mein Bestes geben. Das Auto fühlt sich im Moment gut an, daher glaube ich, dass ich auf das Podium fahren kann. Möglicherweise ist sogar ein Sieg drin, aber wir wissen es noch nicht. Ich kann nur mein Bestes geben."#w1#
"Sehe mich als jemanden, der sehr viel Glück hatte"
Frage: "Hast du von so etwas wie der derzeitigen Alonso-Mania je geträumt?"
Alonso: "Nein, nie. Ich sehe mich als jemanden, der sehr viel Glück hatte. Mein Job ist das, was ich am meisten genieße - und ich kann meinen Lebensunterhalt damit verdienen, ihn auszuüben. Abseits der Rennstrecke bin ich ein ganz normaler Kerl. Ich habe Spaß daran, die Spiele von Real Madrid anzuschauen, treffe mich auch gerne mit Freunden."
"Als ich jünger war, war ich mir nie sicher, ob ich es einmal in die Formel 1 schaffen würde. Ich begann schon in sehr jungem Alter mit dem Motorsport. Mein Ziel war zwar immer, eines Tages die Nummer eins zu sein, aber die Formel 1 schien noch so weit weg. Es war nie ein konkretes Ziel, das zu schaffen, was ich jetzt gerade durchmache. Lange dachte ich darüber nach, Kart-Mechaniker oder ähnliches zu werden, aber nicht Formel-1-Fahrer."
Alonso liebt den Zweikampf über alles
Frage: "Was genießt du am meisten, wenn du im Auto sitzt? Die technischen Aspekte, die Geschwindigkeit?"
Alonso: "Es ist das Fahren selbst - wenn man ein Auto vor sich hat und zu überholen versucht, oder wenn jemand hinter einem fährt. Das ist Racing. Das langweilige Abspulen von Runden macht mir keinen Spaß. Es ist genau dasselbe, wie wenn ich zum Parkplatz gehe, da will ich auch Erster sein. Oder beim Motorradfahren. Ich brauche den Wettbewerb."
Frage: "Die Leute fangen an, über die Weltmeisterschaft zu reden. Wie gehst du damit um?"
Alonso: "Zu Saisonbeginn war es noch kein konkretes Ziel, aber inzwischen ist dieser Traum ein bisschen näher gerückt. Ich bin aber nicht nervös, weil es wie gesagt nicht mein Ziel für dieses Jahr war. Wenn man in einem Team ist, das von Anfang an vom WM-Titel redet, ist das etwas anderes, aber wir bei Renault machen jedes Jahr große Fortschritte und überraschen damit alle."
"Natürlich möchte ich gerne um den Titel fahren. Natürlich ist unsere Ausgangsposition jetzt nicht mehr so schlecht, aber nur wenn wir weiterhin hart arbeiten, uns um jedes Detail kümmern und uns nicht von McLaren und Ferrari einholen lassen, nur dann haben wir wirklich eine Chance."
"In der Formel 1 steht man immer unter Druck"
Frage: "Hast du im heutigen Training mehr Druck gespürt, als du auf die Strecke gegangen bist?"
Alonso: "Nein, Druck ist nicht das, was ich fühle. Es ist eher motivierend, in diesem Land und mit dieser Unterstützung im Rücken zu fahren. In der Formel 1 steht man immer unter Druck. In Malaysia, in Bahrain, in Imola - überall stand ich unter Druck. Beim nächsten Rennen in Monaco wird es nicht anders sein. Das gehört einfach dazu. Aber ich versuche, dieses besondere Wochenende zu genießen."
Frage: "Wie stehen die Dinge nach dem ersten Trainingstag?"
Alonso: "Es ist immer schwierig, nach dem Freitag ein klares Bild zu haben, aber es gibt schon ein paar Anzeichen. Ferrari war heute nicht so stark, aber morgen werden sie sicher schneller sein. Wahrscheinlich sind sie mit viel Benzin gefahren. McLaren ist am ersten Tag immer schnell, aber im Qualifying und Rennen kommt es wirklich drauf an. Sie werden aber auch stark sein, keine Frage. Toyota hatte in Imola Probleme und scheint jetzt wieder besser in Fahrt zu kommen. Diese Strecke liegt ihnen, glaube ich. Wir müssen also mit Konkurrenz von allen Seiten rechnen."
Frage: "Was würde es dir bedeuten, am Sonntag auf dem Podium zu stehen?"
Alonso: "Das wäre wahrscheinlich der beste Moment des Jahres für mich. Nur Weltmeister zu werden könnte das noch übertreffen."

