Alonso gewinnt in Hockenheim - Räikkönen out

In Führung liegend schied Kimi Räikkönen heute aus, wodurch Alonso vor Montoya und Button gewann - Michael Schumacher Fünfter

(Motorsport-Total.com) - Vor mehr als 100.000 begeisterten Zuschauern in Hockenheim, die großteils auf einen Sieg von Michael Schumacher gehofft hatten, fand heute ein nicht allzu spannender Grand Prix von Deutschland statt, der in der Weltmeisterschaft wohl zumindest eine Vorentscheidung brachte: Der Spanier Fernando Alonso feierte seinen sechsten Saisonsieg und liegt damit in der Fahrer-WM fast uneinholbar in Führung.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Mit Saisonsieg Nummer sechs rückte Alonso dem Titel ein Stück näher

Wenige Minuten vor dem Start tröpfelte kurz etwas Regen vom bewölkten Himmel, das Rennen über blieb es aber völlig trocken. Dennoch verlief die erste Runde turbulent: Polesetter Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes konnte seinen ersten Platz zwar problemlos verteidigen, aber gleich in der ersten Kurve mussten einige Autos in die asphaltierte Auslaufzone ausweichen. Davon profitierten unter anderem Alonso (Renault) und Michael Schumacher, die als Zweiter beziehungsweise Dritter aus der ersten Runde zurückkamen.#w1#

Viel Wirbel gleich in der ersten Runde - dann Ruhe

Gleich am Ende der ersten Runde mussten Takuma Sato (BAR-Honda), der sich die Nase an Giancarlo Fisichella (Renault) abgefahren hatte, und Jarno Trulli (Toyota) - Trulli spielte mit fünf Boxenstopps und einer Durchfahrstrafe heute überhaupt keine Rolle - die Box ansteuern, ebenso wie Mark Webber (BMW WilliamsF1 Team). Letzterer verlor durch die intensive Reparatur elf Runden, ging dann aber trotzdem noch einmal auf die Strecke und wurde schlussendlich mit zwölf Runden Rückstand nur als Ausfall gewertet.

Das Ereignis der ersten Runde war aber Juan-Pablo Montoya, der mit der Wut über seinen gestrigen Dreher im Bauch innerhalb weniger Meter neun Positionen gutmachte und erst hinter Giancarlo Fisichella (Renault) auf Platz neun vorerst seinen Vorwärtsdrang auf Eis legen musste. Davor lagen Jenson Button (BAR-Honda), Nick Heidfeld (BMW WilliamsF1 Team), David Coulthard (Red-Bull-Cosworth) und Felipe Massa (Sauber-Petronas) auf den Rängen vier bis sieben.

In der 15. Runde eröffnete Narain Karthikeyan (Jordan-Toyota) die Serie der regulären Boxenstopps, wobei bis auf Heidfeld, Webber und eben den Jordan-Toyotas alle auf zwei Stopps setzten. Heidfeld, der anfangs gut mit den Spitzenleuten mithalten konnte, fiel so früh wieder aus den Punkterängen raus und hatte in der Folge keine Chance mehr, den Anschluss noch einmal zu finden. Schlussendlich musste sich der Mönchengladbacher mit dem elften Platz zufrieden geben.

"Silberpfeile" hatten die Gegner sicher im Griff

Im ersten Renndrittel kam es zu keinen wesentlichen Verschiebungen, allerdings zeigte sich der beeindruckende Speed der "Silberpfeile", denn während der führende Räikkönen trotz seines Vorsprungs von gut acht Sekunden am längsten von allen Topleuten draußen bleiben konnte, kam Montoya überhaupt als Letzter zu seinem ersten Stopp - und wurde dadurch bis auf Position fünf nach vorne gespült.

In der 27. Runde kam es zu einem unliebsamen Zwischenfall zwischen Tiago Monteiro (Jordan-Toyota) und Jacques Villeneuve (Sauber-Petronas): "JV" stürmte von hinten in der Parabolika an den Portugiesen heran, scherte nach außen, um überholen zu können - und wurde dort von Monteiro einfach gerammt. Vermutlich hat Monteiro Villeneuve aus dem Rückspiegel verloren. Am Ende erreichte das Duo nur die Positionen 15 (Villeneuve) und 17 (Monteiro).

Anschließend verlief der Grand Prix in seinen gewohnten Bahnen mit weitgehend bezogenen Positionen, wenn man einmal vom Duell zwischen Christian Klien (Red-Bull-Cosworth) und Rubens Barrichello (Ferrari) um Platz neun absieht: Klien bremste sich erst an Barrichello vor der Haarnadel vorbei, fiel dann durch den Tankstopp wieder zurück und griff sich den Brasilianer anschließend noch einmal. Dennoch ging der Österreicher - auch wegen eines Ausritts in der Anfangsphase - leer aus.

Hydraulikschaden beendete Räikkönens Rennen

Die Entscheidung um den Sieg fiel jedoch in der 35. Runde, als Räikkönen plötzlich langsamer wurde. Der Finne rollte mit Hydraulikschaden aus und hat damit wohl alle realistischen WM-Chancen verloren. Alonso erbte die Führung mit 30 Sekunden Vorsprung auf seine nächsten Verfolger und fuhr den Sieg in der Folge ungefährdet nach Hause. Nur hinter dem Renault-Piloten wurde es um die beiden Podiumspositionen noch einmal spannend.

Vor dem letzten Boxenstopp bildete sich ein Paket mit Michael Schumacher, Button und Montoya auf den Plätzen zwei bis vier. Button wartete lange zu, wagte in der 44. Runde aber doch eine Attacke gegen den vor ihm liegenden Ferrari und lag somit an zweiter Stelle. Schumacher, der in dieser Phase bereits mit stark abgenutzten Bridgestone-Pneus zu kämpfen hatte, hielt Montoya zwar in der Folge hinter sich, fiel aber durch seinen Stopp auf Platz vier zurück.

Montoya von 20 auf zwei in nur 67 Runden

Montoya konnte seinerseits einen sehr langen Mittelstint fahren, drehte mit seinem überlegenen McLaren-Mercedes einige schnelle Runden und kam dadurch an Button vorbei. Der Kolumbianer wurde damit vom letzten Startplatz aus Zweiter vor Button und Fisichella, der in der Schlussphase auch noch an Schumacher vorbeigehen konnte. Der siebenfache Weltmeister geriet am Ende sogar noch unter Druck von seinem Bruder Ralf im Toyota und Coulthard, rettete aber vier WM-Punkte über die Linie.

Massa staubte nach einer fehlerfreien Fahrt 13,2 Sekunden vor Klien den letzten WM-Zähler ab, während Barrichello die Top 10 vervollständigte. Heidfeld wurde Zehnter vor Sato, dem starken Christijan Albers (Minardi-Cosworth), Trulli, der in der letzten Runde ausrollte, aber gewertet wurde, Villeneuve, Karthikeyan, Monteiro und Robert Doornbos (Minardi-Cosworth), der bei seinem Debüt nicht überzeugen konnte und zu Beginn ebenfalls in eine Kollision mit Villeneuve verwickelt wurde, wenig später außerdem noch zu einem Stop-and-Go reinkommen musste, weil bei seinem Tankstopp irrtümlich auch Reifen gewechselt wurden.

In der Weltmeisterschaft hat Alonso nun 87 Punkte auf seinem Konto und damit 36 Zähler Vorsprung auf Räikkönen, was er sich in den verbleibenden sieben Rennen wohl kaum noch nehmen lassen wird. Michael Schumacher liegt unverändert auf Platz drei (47) vor Montoya (34). Auch bei den Konstrukteuren sieht es inzwischen sehr gut aus für Renault (117), denn McLaren-Mercedes (95) und vor allem Ferrari (78) bräuchten schon ein sehr starkes und zuverlässigeres Finale, um das Blatt noch wenden zu können.