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  • 10.07.2005 19:36

Alonso: "Es war nicht genug"

Auch wenn er sich Juan-Pablo Montoya geschlagen geben musste, der WM-Spitzenreiter war nach dem Silverstone-Rennen sehr zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Der Kampf an der Spitze war doch sehr, sehr eng. Was gab zum Schluss den Ausschlag? Der Verkehr? Oder die Benzinmenge im zweiten Stint?"
Fernando Alonso: "Es war sehr eng zwischen Juan-Pablo und mir. Beim ersten Stopp haben wir viel Benzin getankt, um einen langen zweiten Stint zu fahren. Aber auch damit habe ich Juan-Pablo beim ersten Stopp fast überholt, mit einer normalen Strategie hätte es funktioniert. Aber die Strategie war dennoch gut, ich hielt einen Abstand von knapp zwei Sekunden, hätte aber vier oder fünf Runden länger fahren können in diesem Stint. Aber leider wurde ich im Verkehr aufgehalten, das mit den blauen Flaggen hat im gesamten Rennen nicht funktioniert. Ich habe drei Sekunden hinter Jarno Trulli verloren, aber es war nicht seine Schuld, denn es waren keine blauen Flaggen zu sehen, er wusste also gar nicht, dass ich gerade um den Sieg fuhr."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso konnte sich auch über Rang zwei riesig freuen

Frage: "Auch nach dem zweiten Stopp war es noch eng. Es war nur eine Sekunde Abstand, erst in den Schlussrunden zog Juan-Pablo Montoya wieder weg."
Alonso: "Ja, nach dem zweiten Stopp habe ich probiert, ihn etwas unter Druck zu setzen, aber das Überholen war wirklich schwer. Ich wusste, dass die Pace von Juan-Pablo Montoya ähnlich zu meiner war, denn ich war auch im ersten Stint immer hinter ihm. In den letzten drei oder vier Runden lag Kimi weit zurück, daher ließ ich nach und fuhr den zweiten Rang nach Hause."#w1#

Frage: "Was hast du gedacht, als du gleich zu Rennbeginn hinter Montoya fahren musstest?"
Alonso: "Vom Start war ich etwas frustriert, denn von der Pole Position aus hätte es einfach werden sollen, da vor der ersten Kurve nicht hart gebremst wird. Daher war es frustrierend, diesen Platz zu verlieren. Dennoch haben wir im ersten Stint einen guten Job gemacht und versucht, nah an Juan-Pablo zu bleiben, und gehofft, dass wie länger fahren können. Es war nur eine Runde. Es wurde eng, aber es war nicht genug."

Verkehr kostete Alonso den Sieg

Frage: "Im zweiten Stint hatte man den Eindruck, er würde etwas davonziehen. Lag das auch am Verkehr?"
Alonso: "Nein, nein. Das dürfte am Benzin gelegen haben. Sie hatten Sprit für sechs oder sieben Runden weniger an Bord, also habe ich in jeder Runde drei oder vier Zehntelsekunden verloren. Das größte Problem war der Verkehr, aber erst, nachdem Juan-Pablo gestoppt hatte. In diesen sechs oder sieben Runden habe ich hart angegriffen, habe aber drei oder vier Sekunden hinter anderen Fahrern verloren. Nach dem Stopp wurde es eng, die Strategie hätte also gut funktioniert."

Frage: "In Magny-Cours sagtest du noch, dass es in Silverstone nicht gut laufen wird. Bist du jetzt ermutigt?"
Alonso: "Es war ganz gut. Für den Rest der Saison gibt uns das Zuversicht, denn dies war eines der schlechtesten Rennen für uns im Kalender. Aber wir haben hier die Pole Position mit recht viel Benzin geholt und ich denke, dass wir Potenzial im Auto gefunden haben. Daher sind wir extrem glücklich."

Frage: "Bist du in den ersten zwei Kurven gegen Montoya eher konservativ gefahren?"
Alonso: "Ein wenig, denn es ergibt keinen Sinn, in den ersten zwei Kurven eines Rennens über 60 Runden ein Risiko einzugehen, speziell dann, wenn Kimi Räikkönen und Michael Schumacher weiter zurückliegen. Ich wusste, dass Juan-Pablo nicht zurückstecken würde, also habe ich es gemacht, damit wir nicht kollidierten."

Noch wiegt sich Alonso nicht in Sicherheit

Frage: "In der Umfrage der FIA unter den Formel-1-Fans kristallisierte sich heraus, dass 94 oder 96 Prozent der Zuschauer mehr Überholmanöver sehen wollen. Die Technischen Direktoren der Teams erklärten aber, dass dafür die Autos langsamer werden müssten. Was wäre euch lieber? Schnellstmögliche Autos oder Überholmanöver?"
Alonso: "Aus Fahrersicht sollte man einen Kompromiss finden. Natürlich wollen wir die schnellstmöglichen Autos haben. Wir sind in der Formel 1 und wir sind schon in anderen Kategorien gefahren. Wenn man also einmal hier ist, dann möchte man auch die maximale Technologie und die maximale Fahrzeugleistung. Da muss man einen Mittelweg finden."

Frage: "Auch wenn du hier Zweiter wurdest, so ist es von den Punkten her doch ein Sieg, denn Kimi verlor weitere zwei Zähler. Wird es für dich immer einfacher?"
Alonso: "Nein, die Situation wird ähnlich bleiben. Es sind noch zu viele Rennen zu absolvieren und ich denke, dass mit drei oder vier Rennen, in denen man nicht in das Ziel kommt, noch alles passieren kann. Kimi hat ein schnelles Auto, mit dem er diese Rennen gewinnen könnte, daher müssen wir uns darauf konzentrieren, die Rennen zu beenden. Wir müssen versuchen, auf dem Podest zu landen. Wenn wir das schaffen, dann wird es von Rennen zu Rennen einfacher werden."

Frage: "Was überwiegt heute? Der Frust, das Rennen nicht gewonnen zu haben, oder die Freude darüber, zwei Punkte mehr Vorsprung auf Kimi zu haben?"
Alonso: "Ein bisschen was von beidem. Ich bin wegen der Anfangsphase des Rennens etwas enttäuscht, speziell wegen des Verkehrs. Aber dennoch bin ich extrem glücklich, nicht nur wegen der Punkte, die ich auf Kimi und Michael gutmachte, sondern auch über den zweiten Platz in Silverstone. Daran war vor einer Woche nicht zu denken. Wenn wir in Silverstone dabei waren, dann können wir bei den kommenden Rennen in Hockenheim oder Ungarn um den Sieg kämpfen."