• 10.06.2007 00:56

Alonso: "Es wäre richtig eng geworden"

Der Weltmeister in der FIA-Pressekonferenz über seine fehlerbehaftete letzte Runde, die Schwäche von Ferrari und die erwartete Teamstrategie

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In deiner letzten Runde sah es nach zwei Sektoren so aus, als wärst du auf dem Weg zur Pole Position. Dann schienst du alles verloren zu haben."
Fernando Alonso: "Ja, das war in der Haarnadel, Kurve zehn. Ich kam etwas neben die Linie und sammelte mit den Reifen etwas Schmutz auf. Dadurch habe ich Grip verloren und in dieser Kurve drei Zehntel verloren. Danach musste ich in der letzten Schikane auch nichts mehr riskieren. Ich habe die Runde beendet, wollte das Auto nur sicher nach Hause bringen und Benzin sparen. Die erste Reihe ist für heute genug, morgen haben wir eine weitere Chance, das Rennen zu gewinnen."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Alonso würde sich einem Nichtangriffspakt in der Schlussphase beugen

Frage: "Hättest du ohne den Fehler eine Chance auf die Pole Position gehabt?"
Alonso: "Es wäre zumindest sehr eng geworden. Ich war etwas besser unterwegs, es wäre richtig eng geworden."#w1#

Frage: "Viele haben erwartet, dass Ferrari hier nach Monaco zurückschlagen würde. Aber der Speed von McLaren-Mercedes ist erstaunlich."
Alonso: "Ja, wir haben das Auto weiterentwickelt. In Monaco war es gut, aber wir wissen, dass das ein spezielles Rennen ist. Wenn wir diesen Trend aber auch hier in Kanada fortsetzen können, warum dann nicht auch in Indy? Das Auto hat sich gegenüber den ersten zwei, drei Rennen verbessert. Wir sind nun ein stärkeres Team und können auf jedem Kurs kämpfen."

Keine Enttäuschung

Frage: "Zum vierten Mal in diesem Jahr startest du als Zweiter. Aber das scheint dir nicht viel auszumachen."
Alonso: "Es ist schön, in der ersten Startreihe zu stehen. Noch schöner ist es, die Pole Position zu haben. Aber mit meinen Leistungen im Qualifying kann ich in diesem Jahr extrem zufrieden sein, ich bin auch heute zufrieden. Ich stehe wieder in der ersten Reihe und habe morgen gute Chancen."

Frage: "Du bist also nicht zu sehr enttäuscht, nicht auf Pole zu stehen? Immerhin bist du schon das ganze Wochenende über immer sehr schnell gewesen."
Alonso: "Nein, das Rennen ist ja erst morgen. Die Pole Position war unter allen Top-Fahrern hart umkämpft. Aber unsere Pace bei den Longruns war gestern fantastisch, wir werden im Rennen also sehr gut aussehen."

Frage: "Die Startaufstellung hier ist ja auch interessant, denn man kann von beiden Streckenseiten aus einen guten Start haben."
Alonso: "Ja, der Grip auf beiden Seiten ist recht ähnlich. Ich hoffe, dass ich von Rang zwei aus einen guten Start habe. Ich habe Felipe (Massa) in Malaysia überholt und in Spanien hätte das auch fast geklappt. Der zweite Rang ist also gar nicht so schlecht, ich werde es morgen versuchen."

Kein Rat für Hamilton

Frage: "Wie waren die Streckenbedingungen heute?"
Alonso: "Jedenfalls anders als gestern. Die Windrichtung hat sich komplett gedreht, um 180 Grad. Die Kurven, die man gestern gut fahren konnte, waren damit heute schlecht und umgekehrt. Wenn man den Wind von vorn hatte in einer Kurve, ging es besser, weil man mehr Abtrieb hatte. Aber das ist ja für alle so. Man musste sich im Training am Morgen aber an die neuen Bedingungen anpassen."

Frage: "Kannst du deinem Teamkollegen Lewis Hamilton vor seinem ersten Start aus der Pole Position einen Rat geben?"
Alonso: "Wir werden sehen, wie es morgen läuft. Aber für das Team war es heute ein gutes Qualifying - die Plätze eins und zwei. Das sollte heute sehr zufrieden sein."

Frage: "Aber keinen direkten Rat an ihn?"
Alonso: "Nein, keinen Rat. Er soll in der ersten Kurve nur nicht zu aggressiv sein und mich durchlassen (Gelächter im Pressesaal; Anm. d. Red.)."

Frage: "In Monaco standest du auf der Pole und hast vom Team eine Orientierung gefordert. Nun ist Hamilton auf der Pole, was sagst du nun als Zweiter?"
Alonso: "Ich habe das nie gesagt. In der Formel 1 ist es so, dass man nach dem zweiten Stopp oder eben zehn Runden vor Ende mit seinem Teamkollegen nicht mehr so aggressiv kämpft wie gegen einen Ferrari. Wenn ich morgen nicht auf Rang eins liege und auch nicht gegen einen Hauptgegner kämpfe, dann werde ich nichts riskieren. Ich brauche dann acht Punkte. In Brasilien muss ich die Meisterschaft gewinnen, nicht hier."

Frage: "Unter welchen Umständen würdest du dich denn mit acht Punkten zufriedengeben?"
Alonso: "Das ist eine Teamentscheidung. Wenn wir in den letzten 10 oder 15 Runden auf den Plätzen eins und zwei liegen - ich als Zweiter -, dann habe ich absolut kein Problem damit."

Ferrari überrascht

Frage: "Hast du mehr getankt als Lewis?"
Alonso: "Das werden wir morgen sehen. Aber jeder möchte das nach dem Qualifying wissen. Wir würden auch gern wissen, wie viel Benzin Nick (Heidfeld) oder die Ferrari getankt haben. Aber das ist das Einzigartige in der Formel 1, so hält man die Erwartungen hoch."

Frage: "Es sieht so aus, als könnte McLaren-Mercedes hier niemand nahe kommen. Glaubst du, dass der Sieg nur zwischen dir und Lewis ausgefahren wird?"
Alonso: "Das müssen wir erst sehen. Ferrari liegt zwar zurück, aber man weiß nie, was im Rennen passieren wird. Das Rennen ist lang und sie könnten auch eine andere Strategie gewählt haben."

Frage: "Aber Ferrari scheint hier bisher keine Rolle zu spielen. Überrascht dich das?"
Alonso: "Ja, das ist die größte Überraschung. Sie kamen hier als Hauptkonkurrenten an, aber nun sieht es so aus, als ob McLaren-Mercedes allen anderen überlegen ist. Für uns sind das gute Nachrichten."