• 11.05.2006 19:58

Alonso: "Ein normales Rennen"

Der Weltmeister versucht, sich von der Hysterie in Spanien nicht anstecken zu lassen und hat neben Ferrari auch andere Teams auf der Rechnung

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Freust du dich hier auf dein Heimrennen, oder ist es hier auch etwas komplizierter?"
Fernando Alonso: "Es ist genauso, ein normales Rennen für mich. Von den Rängen gibt es natürlich viel mehr Unterstützung. Für mich ist das ein Extra an Motivation, hier zu fahren, hoffentlich fahre ich am Sonntag ein gutes Ergebnis ein."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso möchte den heimischen Fans eine gute Vorstellung liefern

Frage: "Nach dem Rennen am Nürburgring habe ich euren Chefingenieur Pat Symonds gefragt, ob er im Nachhinein eine andere Reifenwahl getroffen hätte. Er sagte, er hätte es gemacht, du hast gesagt nein. Wie schwierig ist es, die Reifenwahl treffen?"
Alonso: "Es ist sehr schwierig. Für gewöhnlich testen wir hier in Barcelona vor dem Rennen, um die Reifen zu wählen, aber manchmal auch in Paul Ricard oder wo auch immer für andere Kurse. Dann muss man ein bisschen Schätzen und Michelin vertrauen, ob der Reifen auf einem bestimmten Kurs, einem Asphalt und bei einer bestimmten Temperatur funktionieren wird. Hier in Barcelona haben wir im Winter bei fünf oder sechs Grad Celsius getestet, nun kommen wir im Mai hierher bei 25 Grad, das ist schon anders. Aber wir waren in den vergangenen zwei Jahren hier von den Reifen her gut aufgestellt, daher habe ich Vertrauen in die Reifenwahl für dieses Wochenende."#w1#

Alonso rechnet weiter mit einem Vierkampf

Frage: "Ich habe heute gelesen, dass du vor Ferrari Angst hättest. Wie besorgt bist du?"
Alonso: "Nicht besorgter als bei McLaren oder Honda. Ich denke, dass in allen Rennen immer noch vier Teams um den Sieg kämpfen. In den vergangenen fünf Rennen lief es für Renault und Ferrari perfekt, wir haben alle fünf Rennen gewonnen. Aber ich denke, dass McLaren und Honda auch die Pace haben. Honda ist besonders im Qualifying stark, McLaren macht dafür etwas mehr im Rennen. Ich bin sicher, dass es an einem Wochenende auch für sie richtig laufen wird. Dann wird es ein enger Kampf werden. Wir müssen an unserem Auto arbeiten, an unseren Problemen und unserer Strategie. Wir müssen tun, was wir können, genau wie in den ersten fünf Rennen, dann wird es auch am Ende gut aussehen."

Frage: "Für alle Teams ist es wichtig, alles richtig hinzubekommen, dabei spielen sehr viele Faktoren eine Rolle."
Alonso: "Richtig, es sind viele Faktoren. Die Reifenwahl, wie die Reifen funktionieren. Das vergangene Wochenende war für die Michelin-Fahrer nicht perfekt. Hinzu kommt die Strategie, die Benzinmenge in Qualifying, die letzte schnelle Runde im dritten Qualifyingteil, wenn wir neue Reifen aufziehen, muss man so schnell fahren, wie man nur kann, damit man vorn steht. Es müssen viele Dinge perfekt sein, und das wollen wir an diesem Wochenende erreichen."

Frage: "Nun ist Spanien an der Reihe. Was ist der größte Unterschied, hier als Weltmeister anzureisen? Die Medien, der Druck, die vielen Anfragen?"
Alonso: "Große Unterschiede gibt es da nicht. Schon im Vorjahr war die Anspannung sehr groß. Ich kam im Vorjahr hierher, da führte ich in der Meisterschaft mit 20 Punkten. Auch da war der Druck und das Interesse der Leute sehr groß. Bisher ist das gleich. Ich führe wieder in der Meisterschaft, im Vorjahr habe ich sie gewonnen, aber das ist Vergangenheit. Die Leute konzentrieren sich auf dieses Jahr, es soll besser laufen als in den vergangenen zwei Rennen."

Alonso besiegt besonders gern Michael Schumacher

Frage: "Empfindest du eine größere Befriedigung dabei, Michael Schumacher zu besiegen als einen anderen Fahrer?"
Alonso: "Ja, an sich schon. Es motiviert einen schon mehr, wenn man die großen Namen und die großen Autos besiegt. Michael ist siebenfacher Weltmeister, es ist schön, mit ihm zu kämpfen. Es bereitet schon mehr Vergnügen, ihn zu besiegen. Aber es ist auch immer aufregend, wenn man gewinnt und Leute überholt, egal, um wen es sich dabei handelt."

Frage: "Wenn du die Entwicklungsarbeit von deinem Team und Ferrari in den vergangenen beiden Rennen vergleichst, wie würdest du es beschreiben wollen?"
Alonso: "Wir haben gesehen, dass Ferrari in den vergangenen beiden Rennen zurückkam. Aber es ist schwer, unsere Entwicklungen mit ihren zu vergleichen, denn wir haben andere Reifen. Wir können uns mit McLaren und Honda vergleichen, und da sind wir weiter auf dem gleichen Niveau. Alle verbessern ihre Autos von Rennen zu Rennen, aber wir besiegen sie noch. Wir wissen aber nicht, wie viel Ferrari entwickelt hat, denn die Reifen sind wichtiger als alles andere. Das hat in den vergangenen zwei Rennen funktioniert, aber ich hoffe, wir können hier zurückschlagen."

Frage: "Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat sich am Nürburgring beschwert, dass die Fahrer nicht genug für die Formel 1 tun. Er sagte auch, dass wir einen Weltmeister haben, der nicht viel macht. Was denkst du darüber?"
Alonso: "Ich weiß nicht, was genau Bernie damit meint. Ich habe ein Team, das mich dafür bezahlt, dass ich meine Arbeit mache. Ich gehe testen, zu PR-Veranstaltungen, gehe meinen Verpflichtungen nach, ich fahre Rennen und gebe mein Maximum. Das ist meine Aufgabe in der Formel 1. Ich weiß nicht, was ich noch mehr machen sollte. In meinem Vertrag steht nicht noch mehr, was ich zu tun hätte."

Nachfolgefrage bei Renault ist unwichtig

Frage: "Es gab Gerüchte, wonach Michael Schumacher im nächsten Jahr deinen Platz bei Renault einnehmen könnte, nun ist davon die Rede, dass du den Platz einfach mit Kimi Räikkönen tauschen könntest. Was denkst du darüber?"
Alonso: "Ich weiß davon gar nichts. Ich habe genug mit meiner Zukunft zu tun, mich interessiert nicht, was die anderen machen. Es wird interessant sein, welcher es Fahrer es sein wird, aber das macht eher Spaß und ist keine Besorgnis. Es ist nicht wichtig, wer mich ersetzen wird, ob nun ein bekannter Name oder ein Neuling."

Frage: "Als ich hier an die Strecke kam, wurde ich auf jedem zweiten Werbeplakat von Fernando Alonso begrüßt. Wie fühlt sich so etwas an?"
Alonso: "Seltsam. Ich den vergangenen zwei Jahren wuchs das Interesse an der Formel 1 sehr schnell an. Vor drei Jahren sahen eine halbe Million Menschen die Rennen im Fernsehen, nun sind es zehn oder zwölf Millionen, die dieses Rennen schauen. Das ist eine große Veränderung. Die Formel 1 ist nun ein Sport, über den alle in den Straßen reden, jeder kennt alles in den Rennen. Und mein Gesicht kann man überall hier sehen. Es ist schon etwas seltsam für mich, aber so oft bin ich nicht in Spanien."

Frage: "Glaubst du, dass auch die diesjährige Meisterschaft wieder von den Reifenherstellern entschieden werden kann?"
Alonso: "Natürlich wird das ein sehr wichtiger Faktor sein, ob Michelin oder Bridgestone eine dominierende Rolle einnehmen können. Ferrari oder das erste Michelin-Team können die Meisterschaft vielleicht etwas einfacher gewinnen. Aber es ist sehr eng, wir kämpfen gegeneinander und auch McLaren und Honda sind dabei, sie hatten bisher kein erfolgreiches Wochenende. Aber es kann alles passieren, wenn alles in zwei oder drei Rennen näher zusammenrückt. Die Meisterschaft wird durch die kleinen Dinge entschieden, durch den Fahrer, der regelmäßiger auf dem Podest steht und weniger Fehler macht. Darauf konzentriere ich mich."

Noch kein Kontakt zu den "Silberpfeilen"

Frage: "2007 gehst du ja zu McLaren-Mercedes. Welchen Kontakt hattest du in jüngster Zeit zu ihnen? Warst du in der Fabrik, stehst du mit den Ingenieuren in Kontakt?"
Alonso: "Nein, gar nicht."

Frage: "Hättest du gern deinen Landsmann Pedro de la Rosa als Teamkollegen bei McLaren-Mercedes?"
Alonso: "Er kennt das Team sehr gut, in den vergangenen Jahren hat er eng mit ihnen gearbeitet. Es ist toll, zwei spanische Fahrer in einem Team zu haben. Ich denke, er kann mir viel helfen und ich hoffe, dass er nächstes Jahr mit dabei ist."

Frage: "Ich habe einen TV-Werbespot gesehen, in dem du ziemlich geschickte Tanzschritte vorführst. Hast du das selbst gemacht?"
Alonso: "Ja, ich habe mich zwei Monate darauf vorbereitet. Nein, nur ein Witz, das war nicht ich."

Frage: "Die Fußballweltmeisterschaft steht bevor. Was glaubst du, wer wird Weltmeister und wer ist dein Lieblingsspieler?"
Alonso: "Ich denke, Brasilien wird Weltmeister. Mein Lieblingsspieler ist (Zinedine) Zidane."