• 16.09.2007 22:07

Alonso: Ein Ausfall, und der Titel ist weg

Der Weltmeister im Mediengespräch über sein Duell mit Hamilton, die überlegenen Ferrari, die Stimmung im Team und die Aussicht auf die letzten drei Rennen

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Du warst in der ersten Kurve und bei der Zufahrt auf die 'Eau Rouge' gegen deinen Teamkollegen Lewis Hamilton sehr aggressiv..."
Fernando Alonso: "Ja, in der ersten Kurve blockierte Felipe seine Vorderräder etwas und blockierte die Innenbahn und ich hatte keinen Platz, oder ich hatte einen schlechten Ausgang aus Kurve eins. Ich denke, dass Lewis am Ausgang der ersten Kurve etwas weiter rauskam, er holte sich dadurch einen kleinen Vorteil. Ja, wir kamen Rad an Rad in Kurve 3 und 4 an. Aber ich hatte Glück, dass ich innen lag und die Position dort halten konnte."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso greift auf zwei Jahre Erfahrung als WM-Protagonist zurück

Frage: "Du hattest bei der Zufahrt auf die 'Eau Rouge' innen neben ihm mit etwas weniger Benzin an Bord einen leichten Vorteil, aber kurze Zeit sah es danach aus, als würde keiner von euch beiden nachgeben..."
Alonso: "Ja, aber diesbezüglich war ich ziemlich zuversichtlich und über meine Position in dieser Kurve glücklich. Ich machte mir keine allzu großen Sorgen, und wie du schon gesagt hast, hatte ich eine Runde weniger Benzin als er. Ich wusste also, dass mein Auto im ersten Rennabschnitt schnell genug sein sollte."#w1#

Frage: "Hast du Lewis tatsächlich berührt, als er wieder auf die Strecke zurück kam?"
Alonso: "Nein, nein."

Frage: "Die Ferrari sind im Rennen schnell verschwunden. Wie war das aus deiner Sicht gewesen, wo schienen sie schneller gewesen zu sein, und wie schwierig war dein Rennen aus diesem Grund gewesen oder nicht gewesen?"
Alonso: "Meiner Meinung nach waren sie heute für uns zu schnell. Ich versuchte im ersten Rennabschnitt alles, um das Tempo von Felipe mitzugehen, einfach in der Hoffnung, dass ich rund um die Zeit des Boxenstopps eine Position gutmachen kann."

"Aber sie verschwanden langsam und nach dem ersten Boxenstopp sahen wir sie mit Sicherheit nicht mehr. Uns mangelte es im Rennen ein wenig an Geschwindigkeit. Wir waren in der Qualifikation ganz gut unterwegs, aber mit Sicherheit waren wir in Bezug auf die Geschwindigkeit im Rennen ein paar Zehntelsekunden entfernt."

Frage: "Aber in deinem Team herrschte das Gefühl, dass ihr im Rennen gut in Form sein werdet, oder hat man dies zu dieser Zeit nur so gesagt?"
Alonso: "Nein, das dachten wir schon. Ich denke, dass wir uns im Vergleich zum letzten Mal verbessert haben. Vielleicht gab es in der Türkei keinerlei Möglichkeit, mit ihnen überhaupt zu kämpfen."

"Heute, okay, sie waren schneller als wir, aber vielleicht haben wir den Abstand etwas reduziert. Wir haben jedoch noch eine Menge Arbeit vor uns, es werden aber nun Kurse kommen, die unserem Auto vielleicht ein wenig besser liegen. Ich denke also, dass wir weiterhin Möglichkeiten haben, von nun an Rennen zu gewinnen."

Frage: "Um noch mal auf dein aggressives Manöver gegen deinen Teamkollegen zurückzukommen - besteht die Chance, dass ihr nun eine etwas andere Herangehensweise an den Tag legt, da es nicht mehr um die Punkte für das Team geht sondern nur um euch selbst?"
Alonso: "Nein, wir verfolgen die gleiche Herangehensweise. Es war heute einfach Zufall, dass wir von den Plätzen drei und vier gestartet sind, manchmal sind wir auf zwei und vier, oder was auch immer, getrennt."

"Wir sind zusammen in der ersten Kurve angekommen, und hier in Spa ist dies etwas schwieriger, da es sich um 180-Grad-Kurve handelt und es eine sehr breite Gerade gibt. Man kann also in Bezug auf die Ideallinie in Kurve eins sehr viele verschiedene Varianten fahren. Ich denke, dass es einfach so gewesen ist, es hat sich nichts an unserer Herangehensweise verändert."

Frage: "Hast du gedacht, dass der Abstand auf Ferrari am Ende des Rennens so sein wird?"
Alonso: "Ja."

Frage: "Bist du nicht überrascht?"
Alonso: "Nein. Als wir hier am Donnerstag ankamen, da haben wir nach dem Ergebnis in Monza vielleicht etwas mehr erhofft, aber nach den Trainings am Freitag und besonders gestern in der Qualifikation... Normalerweise können wir in der Qualifikation mit ihnen um die Pole Position kämpfen und dann haben wir im Rennen etwas mehr Probleme."

"Wenn sie im Qualifying Erster und Zweiter sind, dann wissen wir, dass das Rennen sehr schwierig werden wird, und so war es dann auch schlussendlich."

Frage: "Ihr Fahrer sagt ja immer, dass das Pendel hin und her schwingt, und ich denke, dass wir nun innerhalb von acht Tagen dafür ein ganz gutes Beispiel erhalten haben, oder?"
Alonso: "Ja, in den vergangenen drei Rennen, denke ich. Die Türkei war komplett eine Ferrari-Strecke, Monza war McLaren, diese Ferrari. Hoffentlich wird die kommende wieder pro McLaren sein..."

Frage: "Ist dies ein gutes Ergebnis oder reicht dir das nicht aus?"
Alonso: "Ich bin über das Ergebnis mit Sicherheit glücklich. Wir sind Dritter und Vierter und in der Meisterschaft macht dies im Moment nur einen Punkt Unterschied aus, daran hat sich in den vergangenen drei Rennen nichts geändert."

"Meiner Meinung nach ist die Meisterschaft völlig offen, so wie sie dies auch am Donnerstag war, bevor wir hierher kamen. Davor lag ich drei Punkte zurück, nun sind es zwei Punkte, es hat sich also nichts geändert."

"Was ich brauche, sind viele Zielankünfte auf der bestmöglichen Position, und wenn ich in den letzten drei Rennen gewinne, wird dies ausreichen. Selbst wenn ich vier Punkte zurück gelegen hätte, oder zwei, oder drei, was ich brauche, sind Siege, und hoffentlich werde ich das nächste Mal die Chance dazu haben."

Frage: "Du warst im zweiten Teil der Strecke der schnellste Fahrer, während Felipe Massa im ersten und dritten Teil der Schnellste war. Was erklärt den Unterschied in den Rundenzeiten zwischen dir und den Ferrari in Bezug auf das Setup?"
Alonso: "Ich glaube, dass wir an diesem Wochenende mit etwas mehr Abtrieb gefahren sind als sie. Wir waren aus diesem Grund im mittleren Sektor schneller, dort sind all die Kurven."

"Sie fuhren mit etwas weniger Abtrieb, sie waren aus diesem Grund auf den Geraden in Sektor eins und Sektor drei sehr schnell. Wir versuchten beim Test hier im Juli verschiedene Einstellungen, und für uns war der beste Kompromiss jener, den wir am Auto hatten."

"Mit weniger Abtrieb waren wir im ersten und im dritten Sektor schneller, aber wir verloren zu viel im mittleren Sektor. Ich denke also, dass wir unsere Möglichkeiten ausgelotet haben und wir sehr glücklich sein müssen."

Frage: "Welches werden in den verbleibenden drei Rennen die besten Strecken für McLaren sein?"
Alonso: "Das ist eine sehr, sehr schwierige Frage, da wir uns bei jedem Rennen selbst überraschen. Es ist also keine leichte Vorhersage, was passieren wird. Aber vielleicht kann Japan für uns gut sein, aber China und Brasilien nicht so gut."

Frage: "Denkst du, dass dir der Kampf zwischen Kimi und Felipe im Hinblick auf die Meisterschaft helfen kann?"
Alonso: "Ich weiß es nicht. mit Sicherheit ist die Meisterschaft völlig offen. Felipe befindet sich in derselben Position und hat immer noch die Möglichkeit zu gewinnen."

"Ich denke also, dass wir sehr sorgfältig sein müssen, um alle drei Rennen zu beenden. Wenn man in einem der Rennen einen Ausfall hat, dann kann man sich vom Titel verabschieden."

"Ich bin also sehr glücklich, dass ich die vergangenen zwei Rennen, Monza und Spa, beendet habe, und dass sie nun vorbei sind, denn sie sind im Hinblick auf den Motor die härtesten. Ich bin also glücklich, sie beendet zu haben, und ich werde glücklich sein, die verbleibenden drei zu beenden. Es liegt an uns, zu gewinnen."

Frage: "Wie ist die Atmosphäre momentan im Team?"
Alonso: "Wenn wir siegen, dann sind wir glücklicher als sonst. Heute sind wir auf dem dritten Platz und konnten nicht mit de Ferrari mithalten. Aber meine Mechaniker und Ingenieure waren trotzdem recht zufrieden mit dem Ergebnis und ich freue mich auch für sie."

Frage: "Darfst du in der kommenden Woche testen? Es gab das Gerücht, dass es für dich vom Team ein Testverbot gibt?"
Alonso: "Ja, ich denke doch. Ich habe das jedoch nicht in meiner Planung. Aber ich plane die Tests ja auch nicht. Das ist seit Anfang des Jahres vom Team festgelegt."

"Pedro macht für uns die Tests und ich werde vielleicht noch das eine oder andere bei der Motorenentwicklung beisteuern. Ich bin jedenfalls zuversichtlich für das nächste Rennen."