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Alonso: "Das Team hat großartiges Potenzial"
Ferrari-Pilot Fernando Alonso über Fehler in der Formel 1, Kritik an seiner Person, das Monaco-Manöver von "Schumi" und das strenge Testverbot
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Saison von Fernando Alonso beinhaltete bislang einige Höhen, aber auch Tiefen. Dem Sieg beim Jahresauftakt in Bahrain folgten einige schwierige Rennen, in denen der spanische Ferrari-Neuzugang nicht das volle Potenzial seines Autos umsetzen konnte. In seiner Medienrunde vor dem Großen Preis der Türkei spricht Alonso darüber, wie es ihm und seinem Team dennoch gelungen ist, viele Punkte zu holen. Gleichzeitig stellt der 28-Jährige klar: Ab sofort sind Fehler unbedingt tabu.

© xpb.cc
Die "800" im Blick: Fernando Alonso ist fasziniert vom runden Jubiläum Ferraris
Frage: "Fernando, 2009 hat ein Team den Saisonanfang dominiert, doch zur Saisonmitte veränderte sich das Kräfteverhältnis in der Formel 1. Wie lautet deine Prognose für dieses Jahr?"
Fernando Alonso: "Jenson hat im vergangenen Jahr sechs der ersten sieben Rennen gewonnen, hatte zum Jahresende hin allerdings etwas zu kämpfen. Red Bull war letztendlich besser unterwegs als Brawn."#w1#
"Ferrari und McLaren waren zum Schluss ebenfalls auf dem Niveau von Brawn. Ich rechne also durchaus damit, dass Ferrari, McLaren und Mercedes zurückschlagen werden. Diese Teams werden Red Bull schon auf die Pelle rücken. Wann? Hoffentlich bald! Vielleicht aber nicht - sofort und auf der Stelle - hier in der Türkei."
Frage: "Du hattest zuletzt einen Trainingscrash in Monaco und es gab auch diverse technische Probleme bei Ferrari. Ist noch Raum für weitere Fehler?"
Alonso: "Für den Rest der Saison würden wir weitere Fehler natürlich gerne vermeiden. Wir hatten in den ersten sechs Rennen so unsere Schwierigkeiten. Bei vier dieser Grands Prix befanden wir uns nach der ersten Runde ganz hinten."
"Trotz dieser Probleme liegen wir nur drei Punkte hinter den WM-Spitzenreitern zurück. Vielleicht heißt das, dass sie sogar noch mehr Fehler machen als wir. Außerdem ist es ja genug, die Meisterschaft in der letzten Runde des letzten Rennens anzuführen. Hoffentlich gelingt es uns, weitere Fehler zu vermeiden. Sollte uns das gelingen, möchten wir stets gute Punkte einfahren."
Die Kritik prallt an Alonso ab
Frage: "Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hat in dieser Woche auf die Kritik reagiert, die zuletzt auf die eingeprasselt ist. Würdest du sagen, dass du unverhältnismäßig heftig kritisiert worden bist?"
Alonso: "Es stimmt schon: Wir haben das maximale Potenzial des Pakets nicht ausgeschöpft. In den ersten sechs Rennen waren wir zwar konkurrenzfähig, haben aber nicht die Punkte gemacht. Manchmal hatten wir Glück, dass wir noch ein paar Zähler abstauben konnten. Im Augenblick ist der Red Bull aber das beste Auto in dieser Meisterschaft - und diese Jungs liegen nur drei Punkte vor uns."
"Wir haben unseren Job nicht gut genug erledigt, dürfen uns aber glücklich schätzen, dass es den anderen ebenfalls nicht gelungen ist. Hoffentlich können wir von nun an etwas konzentrierter zu Werke gehen und das Potenzial unseres Fahrzeugs maximal umsetzen. Egal, ob wir nun Erster, Dritter oder Fünfter werden - wir müssen ab sofort das Bestmögliche erreichen."
Frage: "Lass uns noch einmal auf die letzte Runde von Monaco zu sprechen kommen. Du sagtest unmittelbar nach dem Rennen, die Regeln wären klar. Verhält es sich wirklich so? Wie stehst du zum Manöver von Michael?"
Alonso: "Wie ich schon so oft sagte: Für mich war die Sache klar. So steht es in den Regeln. Vor einem Rennen gehen wir solche Dinge mit unserem Team und unserem Sportdirektor durch."
"Wir kennen die Regeln unter Safety-Car-Bedingungen also sehr genau. Wenn das Safety-Car in der letzten Runde auf der Strecke ist, dann herrscht Überholverbot. Darüber hinaus habe ich mich in besagter Runde per Funk erkundigt, ob Überholen in diesem Fall möglich wäre. Mir wurde gesagt: 'Es ist nicht möglich. Es ist verboten.'"
"Ich fuhr also das Rennen zu Ende. Für mich war die Sache klar. Jetzt will sich die FIA diese Regel noch einmal anschauen und wird vielleicht eine Änderung einführen. Wir werden die mögliche Neuerung genau studieren und anschließend befolgen - genau so, wie wir uns schon in Monaco an die bisherigen Regeln gehalten haben."
Ferrari ist eine große Familie
Frage: "Du bist nun schon seit geraumer Zeit bei Ferrari. Das Team feiert an diesem Wochenende sein 800. Rennjubiläum. Wie hat sich deine Wahrnehmung des Teams verändert, seit du dazu gehörst? Davor bist du lange Zeit gegen diesen Rennstall angetreten..."
Alonso: "Istanbul ist ein sehr wichtiges Rennen für das Team und ich freue mich über diese runde Zahl."
"Ich freue mich auch darüber, aktuell zum Team zu gehören, wo dieses spezielle Jubiläum ansteht. Als ich dem Team beigetreten bin, erlebte ich eine große Überraschung. Alles ist viel besser, als ich es erwartet hatte. In Bezug auf die Leistung des Autos hat das Team ein großartiges Potenzial."
"Die Anlagen in Maranello sind vielleicht die besten überhaupt. Die Atmosphäre im Team ist sehr gut. Es ist wie in einer großen Familie. Es besteht eine große Leidenschaft für Ferrari. Die Leute arbeiten nicht nur für Ferrari, sie lieben dieses Unternehmen noch dazu. Bislang lief alles prima. Ferrari ist das beste Team, das ich mir vorstellen kann."
Frage: "Du hast eben die Anlagen in Maranello angesprochen. Demnach bist du sicherlich auch mit der Teststrecke in Fiorano vertraut. Einer deiner Vorgänger konnte dort überaus viele Testkilometer abspulen, wohingegen dir die Hände gebunden sind. Wie stehst du dazu? Wäre dir das im Augenblick eine Hilfe?"
Alonso: "Das habe ich auch schon manchmal gedacht. Sehr schade, dass ich ein paar Jahre zu spät zu diesem Team gestoßen bin. Wir haben eine Strecke und die Möglichkeit, dort täglich mit einem Formel-1-Auto zu testen."
"Damals war das ein großer Vorteil, doch jetzt ist das nicht mehr erlaubt. Es wäre schön, wenn in der Zukunft wieder ein paar Testtage in den Kalender rücken würden. Jetzt haben wir etwas zu wenig Testarbeit. Früher sind wir jeden Tag gefahren, doch jetzt testen wir überhaupt nicht mehr. Es ist sehr schwierig, das Auto unter diesen Bedingungen weiterzuentwickeln."
"Statt Kosten einzusparen geben wir das Geld nun eben für Simulationen und solche Dinge aus. Vielleicht müssen wir den Schritt zurück zur Realität vollziehen und ein richtiges Formel-1-Auto auf eine richtige Formel-1-Strecke schicken. Immerhin werden auf dem Ferrari-Kurs noch Straßenwagen oder Konzeptautos getestet."¿pbvin|512|2763|schumacher|0|1pb¿
Alonso: Red Bull ist der Topfavorit
Frage: "In der Türkei stehen die Reifenmischungen weich und hart zur Verfügung. Damit hatte Ferrari in der Vergangenheit einige Probleme. Was hat Ferrari unternommen, um diese Schwierigkeiten zu beseitigen?"
Alonso: "Das werden wir sehen. Die Reifen scheinen uns manchmal nicht gerade entgegen zu kommen, manchmal sind sie prima für uns."
"In Australien hat es beispielsweise klasse funktioniert und das Auto war superschnell. Es kommt auch auf die Temperatur der Strecke an. Vielleicht sind die hohen Temperaturen in der Türkei eine Hilfe für uns. Das hoffe ich zumindest. Versuchen wir einfach, das Bestmögliche zu erreichen. Uns ist klar, dass es schwierig wird."
"Red Bull war uns in Barcelona um eine Sekunde voraus. Es wird hier keine zauberhaften Überraschungen geben. Red Bull sind die klaren Favoriten. Wir müssen möglichst nahe an sie herankommen. Hoffentlich können wir es mit ihnen aufnehmen, doch das ist schwierig vorherzusagen."
Frage: "Michael sagte unlängst, dass Red Bull im Augenblick in einer eigenen Liga unterwegs sei. Stimmst du zu?"
Alonso: "Ich denke, diese Einschätzung wird aktuell von allen im Fahrerlager geteilt. Red Bull liegt deutlich vor allen anderen. Sie sind viel schneller unterwegs und führen verdientermaßen in beiden Gesamtwertungen."
"Es ist nun an uns, das Auto zu verbessern und die Reifen besser zum Arbeiten zu bringen. Wir müssen die Aerodynamik, den Motor uns alles weitere modifizieren, um Red Bull möglichst schnell einzufangen. Hoffentlich gelingt uns das in einem der nächsten Rennen. Seit Barcelona sind allerdings erste drei Wochen vergangen. Es ist unmöglich, in so kurzer Zeit eine ganze Sekunde aufzuholen."

