• 28.09.2007 12:11

  • von Inga Stracke

Alonso: "Das ist nicht mein Problem"

Interview: Fernando Alonso bezichtigt seinen Teamchef Ron Dennis der Lüge und glaubt nicht an eine Kollision mit Lewis Hamilton

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso stellte sich heute nach seinem zweiten Platz im Freien Training in Fuji den versammelten Journalisten, für die natürlich weniger der Sport als vielmehr die politischen Turbulenzen im Vordergrund standen. Recht trotzig beantwortete der Doppelweltmeister die Fragen - und sorgte damit wieder einmal für Zündstoff.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Sorgt wieder einmal für jede Menge politischen Zündstoff: Fernando Alonso

Seinem Teamchef Ron Dennis, der vor dem World Council behauptet hatte, nicht mehr mit seinem Schützling zu sprechen, warf er nämlich vor, gelogen zu haben: "Das war nicht wahr", entgegnete Alonso, als er von einem Kollegen ganz konkret auf die Dennis-Aussage angesprochen wurde. Dafür gab er versöhnliche Töne in Richtung Lewis Hamilton von sich, mit dem es bestimmt nicht zu einer Kollision am Start kommen werde.#w1#

Alonso gefällt die Strecke in Fuji

Frage: "Fernando, wie ist es am ersten Tag in Fuji für dich gelaufen?"
Fernando Alonso: "Es war okay. Wir alle haben heute versucht, die Strecke kennen und verstehen zu lernen. Es gibt eine sehr lange Gerade und sehr langsame Kurven im letzten Sektor. Ich mag die Strecke, sie macht Spaß - und ich glaube, dass wir hier ein gutes Rennen sehen werden."

"Ich rechne damit, dass es auch morgen sehr eng wird." Fernando Alonso

Frage: "Ihr wart heute schneller als Ferrari. Wie zuversichtlich seid ihr, diesen Vorsprung auch am Samstag verteidigen zu können?"
Alonso: "Im Moment denke ich nicht allzu viel an die heutigen Zeiten. An den vergangenen Rennwochenenden war es doch immer so, dass Ferrari am Vormittag sehr schnell ist, wir dann am Nachmittag, was den Freitag angeht. Am Samstag kämpfen dann immer vier Fahrer innerhalb von einer Zehntelsekunde um die Pole Position. Ich rechne damit, dass es auch morgen sehr eng wird."

Frage: "Hat dich heute irgendetwas überrascht, war die Strecke anders als erwartet?"
Alonso: "Wir wussten, dass die Gerade sehr lang sein würde, aber das Auto ist noch länger (lacht; Anm. d. Red.)."

Frage: "Siehst du in der ersten Kurve Gefahrenpotenzial?"
Alonso: "Nein, die ist okay. Es geht zwar bergab und sie ist schlecht einzusehen, aber das macht nichts. Die ganze Strecke ist eine große Herausforderung, sehr schwierig, denn man muss schätzen, wann man einlenkt, weil man die Kurven nicht einsehen kann und weil sie zu lang sind. Das ist schwierig, aber ich mag schwierige Strecken."

Frage: "Jedes Jahr kommen ein paar neue Strecken dazu. Gefällt dir das?"
Alonso: "Ja, das mag ich. Auf den traditionellen Strecken testen wir sehr oft und wir fahren auch oft Rennen dort, so dass neue Strecken immer mehr Spaß machen. Hier sind wir im ersten Jahr, aber ich freue mich, dass wir hier sind."

Fuji nicht auf der PlayStation, aber am Simulator

Frage: "Fuji gibt es ja auf der PlayStation noch nicht. Du konntest die Strecke also nicht vorher spielen, oder?"
Alonso: "Das stimmt, Fuji gibt es auf der PlayStation nicht, aber am Simulator in unserer Fabrik."

Frage: "Wie groß ist die Chance, dass du McLaren-Mercedes nächstes Jahr verlassen wirst?"
Alonso: "Das werde ich nicht beantworten. Über mich wird vieles behauptet, was nicht unbedingt stimmt, aber ich kommentiere nicht jeden Tag alles, was die Leute über mich reden."

"Ich habe mich über diesen Kommentar gewundert." Fernando Alonso

Frage: "Stimmt es nun oder nicht, dass du nicht mit Ron Dennis sprichst? Dass ist zumindest das, was er selbst der FIA in Paris erzählt hat..."
Alonso: "Noch einmal: Ich werde nicht jeden Tag sagen, was stimmt und was nicht. In diesem Fall ist es aber nicht wahr. Ich habe mich über diesen Kommentar gewundert, denn in Spa haben wir uns im Hotel miteinander unterhalten. Dann musste ich in der Presse lesen, dass wir angeblich nicht miteinander reden."

Frage: "Seit wann redet ihr wieder miteinander?"
Alonso: "Seit dem Tag danach... (grinst; Anm. d. Red.)"

Frage: "Aber als Ron Dennis vor dem World Council gesagt hat, dass ihr nicht miteinander redet, hat das doch gestimmt, oder?"
Alonso: "Das war nicht wahr, aber noch einmal: Das ist nicht sehr wichtig. Wichtig ist, dass wir Rennen gewinnen. Der Rest kümmert mich nicht, das ist nicht mein Problem."

Frage: "Lewis Hamilton wollte sich wegen des Starts in Spa-Francorchamps noch mal mit dir unterhalten. Hat er das getan?"
Alonso: "Auch das ist nicht wichtig, finde ich, denn Spa ist vorbei. Wir werden darüber an diesem Wochenende reden. Aber jetzt sollten wir ehrlich gesagt über diese Strecke sprechen, die wenig Grip hat. Wir haben eine normale Beziehung zueinander. Alles ist bestens."

Alonso hofft auf volle Unterstützung

Frage: "Wie viel Unterstützung vom Team braucht es, um Weltmeister zu werden?"
Alonso: "Um Weltmeister zu werden, braucht man volle Unterstützung vom Team. Es ist unsere Aufgabe, Weltmeister zu werden, und damit meine ich alle - also auch jeden einzelnen Mechaniker, die Leute an der Strecke und in der Fabrik. Wir befinden uns in der glücklichen Position, dass wir um die Weltmeisterschaft kämpfen, aber ob wir gewinnen oder verlieren, hängt von uns selbst ab."

"Wenn du schnell genug bist, dann gewinnst du das Ding auch." Fernando Alonso

Frage: "Es sind noch drei Rennen zu fahren, drei Fahrer haben noch realistische Titelchancen. Ist deine Erfahrung aus den vergangenen beiden Jahren ein Vorteil für dich?"
Alonso: "Ich weiß nicht. Diese Frage wird mir schon das ganze Wochenende gestellt. Ich weiß es wirklich nicht, denn wir sind alle Profis, wir sind konkurrenzfähige Fahrer. Ob die Erfahrung auf der Strecke etwas bringt, wage ich zu bezweifeln, denn wenn du schnell genug bist, dann gewinnst du das Ding auch. Wenn nicht, dann nicht. Derjenige, der von jetzt an einen besseren Job macht, wird sich durchsetzen. Es liegt an uns."

Frage: "Ferrari muss hoffen, dass ihr zwei Silberpfeile euch wie in Spa-Francorchamps gegenseitig ins Auto fährt..."
Alonso: "Wir haben uns in Spa nicht berührt."

Frage: "Okay, aber Ferrari hofft, dass es passieren wird. Werdet ihr euch daher vor dem Start absprechen, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden?"
Alonso: "Das ist unmöglich. Wir crashen nie in den anderen hinein. Wir kämpfen zwar um die Weltmeisterschaft, aber wir sind auch intelligente Menschen. Bei vielen Kollisionsszenarien für den Start kann man nicht sagen, ob es dich in der ersten Kurve erwischt oder nicht. Das kann man nicht kalkulieren. Wir wollen gewinnen, aber wir wollen auch ins Ziel kommen, daher wird so etwas nicht passieren."