• 22.10.2012 13:33

Allison: "Das ist kein normales Jahr"

James Allison spricht über den Coanda-Auspuff von Lotus und den schwierigen Spagat bei der Entwicklung durch die Regeländerungen im Jahr 2014

(Motorsport-Total.com) - Nach einem soliden Rennen in Südkorea blickt James Allison voraus. Im Interview spricht der technische Direktor von Lotus über den ersten Renneinsatz des neuen Coanda-Auspuffs und über die Upgrades für das Rennen in Indien. Außerdem geht er auf die Regeländerungen des Jahres 2014 ein. Durch die radikalen Neuerungen sind die Teams schon jetzt gezwungen, sich mit den Autos für die übernächste Saison zu befassen. Gleichzeitig geht die Entwicklung am Auto für 2013 sowie am aktuellen E20 jedoch weiter.

Titel-Bild zur News:

James Allisons Entwicklungsabteilung hat derzeit alle Hände voll zu tun

Frage: "James, welche Schlüsse habt ihr aus dem Rennen in Südkorea gezogen?"
James Allison: "Wir haben das Rennen auf den Positionen beendet, von denen wir gestartet sind, das war solide bis unspektakulär. Kimi hat weitere Punkte gesammelt und Romain hat gemacht, was wir von ihm verlangt haben. Er hat das Auto heil gelassen und ins Ziel gebracht und damit wertvolle Punkte für das Team gewonnen. Wir haben zwar nichts Großes geleistet, aber beide Autos waren in den Punkten. Im Vergleich zu den vorherigen Rennen waren wir konkurrenzfähiger und haben den Abstand auf die Pole-Position verkürzt. Darüber hinaus haben wir den neuen Coanda-Auspuff erfolgreich im Rennen eingesetzt und haben das Graining der Vorderreifen in den Griff bekommen, was in Südkorea ein typisches Problem ist."

Frage: "Wie beurteilt ihr den Coanda-Auspuff? Werden wir ihn in Indien wieder im Einsatz sehen?"
Allison: "Es war ein solides Debüt des Coanda-Systems, sowohl Kimi als auch Romain werden es in Indien verwenden. Wir sind recht zufrieden mit der Leistung beim ersten Renneinsatz. Wir wussten, dass wir durch den Einbau ein wenig Motorleistung verlieren, hatten uns aber einen deutlich höheren Abtrieb erhofft. Das war auch der Fall, daher waren wir sehr erleichtert. Unser erster Entwurf war verglichen mit dem vorherigen System ein Schritt vorwärts. Wir erwarten von diesem Paket noch eine Menge und werden es weiter modifizieren, um die verlorene Motorleistung wiederzugewinnen."

Frage: "Was sonst können wir in Indien am Auto erwarten?"
Allison: "Romain hat in Südkorea einen neuen Frontflügel verwendet, der einen leichten Vorteil gebracht hat. Den werden in Indien beide Fahrer verwenden."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Südkorea


Frage: "Wir waren bisher erst einmal in Indien, wie zuversichtlich kehrst du an die Strecke zurück?"
Allison: "Im vergangenen Jahr war die Wahl der Rennlinie wichtiger als auf jeder anderen Strecke, denn jede Abweichung wurde schwer bestraft, da die Oberfläche sehr schmutzig war. In diesem Jahr haben die Organisatoren in großem Umfang Reinigungsgeräte angeschafft, wie sie auch in Bahrain eingesetzt werden. Daher sollte das kein großes Thema sein. Die Strecke ist sowohl für die Fahrer als auch für das Auto eine Herausforderung und hat einige wirklich nette Kurven. Es ist eine typisch moderne Formel-1-Strecke und ein interessanter Rennplatz."

Frage: "Wird die Entwicklung des E20 fortgesetzt und ab wann konzentriert ihr euch völlig auf das nächstjährige Auto?"
Allison: "Diese Frage wird mir gegen Ende der Saison oft gestellt. In einem normalen Jahr würde ich antworten, dass wir uns schon mehrheitlich um das neue Auto kümmern. Aber das ist kein normales Jahr. Jedes Team steht vor der Herausforderung, parallel an drei Autos zu arbeiten. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen ändern sich die Regeln für 2013 kaum, was verbunden mit der hohen Leistungsdichte des Feldes bedeutet, dass sich Weiterentwicklungen des aktuellen Autos auch im kommenden Jahr noch auszahlen. Zum anderen wirft das Jahr 2014 seine Schatten voraus und verlangt unsere Aufmerksamkeit."

"Jeder, der den Sport im Jahr 2009 verfolgt hat weiß, dass solch gewaltige Regeländerungen zugleich Gelegenheit und Risiko sein können und das Feld oft durcheinanderwürfeln. Und im Vergleich zu den revolutionären Änderungen 2014 erscheinen die Regeländerungen des Jahres 2009 fast schon marginal. Wir müssen uns entscheiden, wie wir unsere Entwicklungsressourcen aufteilen. Wollen wir aus dem E20 soviel wie möglich herausholen oder wollen wir 2013 unter den alten Regeln noch einmal ein richtig gutes Auto raushauen? Oder sollten wir uns langfristig auf die Regeln ab 2014 konzentrieren, welche die Basis für die nächste Generation der Formel-1-Autos sind? Das muss man sehr genau abwägen, aber es ist auch eine faszinierende Herausforderung. Spätestens Ende 2014 wissen wir, ob wir uns richtig entscheiden haben."

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