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Allison: 2014 werden die Karten neu gemischt

James Allison erwartet durch die Regeländerungen 2014 eine Verschiebung des Kräfteverhältnisses - Arbeit am neuen Auto läuft seit 2011

(Motorsport-Total.com) - Nachdem das technische Reglement der Formel 1 in den vergangenen fünf Jahren in seinen Grundzügen stabil war, werden die Reglen des Jahres 2014, die unter anderem die Einführung von 1,6-V6-Turbomotoren und stärkeren KER-Systemen vorsehen, in der Formel 1 für Umwälzungen sorgen. Für James Allison, den Technischen Direktor von Lotus, waren die Veränderungen des Jahres 2009, als unter anderm breitere Frontflügel eingeführt wurden, dagegen nur ein Klacks. "Die Regeländerungen 2009 waren ein leichtes Kräuseln verglichen mit dem Tsunami 2014". so Allison.

Titel-Bild zur News: James Allison

Das Reglement 2014 hällt James Allison und sein Team schon seit langem auf Trab

Daher haben er und seine Ingenieure bei Lotus schon vor langer Zeit mit der Planung des neuen Fahrzeugs begonnen: "Bei solch großen Veränderungen darf man nicht bis zur letzten Sekunde warten, bis man sich Gedanken darüber macht. Wir haben schon vor über einem Jahr mit der Entwicklung begonnen. Die Arbeit am 2014er-Auto begann im Jahr 2011, bereits ziemlich früh im Jahr", erklärt der Brite. Dabei mussten er und sein Team immer wieder umdisponieren: "In der Zwischenzeit haben sich die Regeln noch ein wenig geändert, worauf wir uns einstellen mussten. Aber die Grundlagen für die Saison 2014 wurden schon vor langer Zeit gelegt."

Durch die Regeländerungen, die den Bau völlig neuer Fahrzeuge und Motoren erfordern, erwartet Allison Verschiebungen im Gefüge der Formel 1: "Es gibt große Veränderungen, daher bin ich sicher, dass sich das Kräfteverhältnis ziemlich verschieben wird." Ein Schlüsselaspekt seit wegen der vielen neuen Bauteile im kommenden Jahr die Haltbarkeit : "Die große Frage wird die Zuverlässigkeit sein", meint Allison. Allerdings kann daran schon vor der ersten Testfahrt in der Fabrik intensiv gearbeitet werden.

Kühlung ein Problemfeld

"Die Prüfstände geben uns Aufschluss darüber, ob der Motor oder das Getriebe zuverlässig arbeiten", so Allison. Wegen des stärkeren KERS und des Turboladers rechnet der Lotus-Technikchef damit, dass die Temperaturen im kommenden Jahr ein Problem werden könnten: "Die Kühlung wird 2014 eine Herausforderung, aber da hilft uns der Windkanal. Entscheidend wird, die Kühler so ins Chassis einzubauen, dass die Aerodynamik nicht darunter leidet."

"Die Kühlung wird 2014 eine Herausforderung" James Allison

Bei all den Änderungen unter der Motorabdeckung ist Allison froh darüber, dass die Aerodynamik nicht grundlegend geändert wird. "Das Aerodynamik-Paket ist im Grunde eine etwas kleinere Variante von dem, was wir heute haben. Das war eine gute Entscheidung, denn die Integration des Motors, Getriebes und der Kühler ins Chassis wird schwierig genug. Da müssen wir nicht auch noch die Aerodynamik neu erfinden. Der Frontflügel und der Diffusor werden ähnlich wie in den Vorjahren sein", glaubt Allison.

Lotus ist derzeit eines von vier Teams, welches Renault-Motoren einsetzt. Im kommenden Jahr könnte Toro Rosso noch dazukommen. Die Befürchtung, dass Renault bei der Entwicklung des neuen Aggregates vor allem auf das Weltmeisterteam von Red Bull setzt, teil Allison nicht. "Das Schöne bei Renault ist, dass sie alle Teams gleich behandeln. Sie freuen sich, wenn ihrer Teams gegeneinander um die Pole-Position kämpfen. Aus technischer Sicht bevorzugen sie kein Team", so der Brite.


Fotos: Lotus, Testfahrten in Jerez


Renault ein guter Partner

"Außerdem sind sie sich der Tatsache bewusst, dass 2014 nicht nur der Motor, sondern auch das Auto gut funktionieren muss. Daher wollen sie, dass das Gesamtpaket funktioniert. Sie fragen daher die Chassis-Leute, was aus ihrer Sicht wichtig ist und versuchen den Motor entsprechend anzupassen. Renault schenkt uns große Aufmerksamkeit", lobt Allison die Zusammenarbeit mit den Franzosen.

Positiv sei auch, dass Renault in der Formel 1 nur als Motorenlieferant auftritt und keine eigenes Werksteam mehr betreibt: "Im Gegensatz zu Ferrari und Mercedes muss Renault mehreren Stimmen Beachtung schenken", so Allison. Davon profitieren seiner Meinung nach auch die Franzosen: "Man könnte sagen, dass Renault einen Vorteil hat, weil mehr Leute über die Probleme nachdenken und Rückmeldungen geben."

"Im Gegensatz zu Ferrari und Mercedes muss Renault mehreren Stimmen Beachtung schenken" James Allison

Von den Erfahrungen der anderen Renault-Teams kann Lotus dabei aber nur indirekt profitieren: "Wir erfahren zwar nicht, welche Rückmeldungen die anderen Teams Renault geben, aber man entwickelt dennoch ein Gespür dafür, ob man die richtige Richtung eingeschlagen hat", sagt Allison. Radikal unterschiedliche Ansätze erwartet der Brite aber auch im Jahr 2014 nicht: "Meist arbeiten die Teams in die gleiche Richtung, weil die Ingenieurwissenschaft das vorgibt. Daher sehen wir oft mehr oder weniger die gleichen Dinge", erklärt der Brite.