• 04.09.2007 10:08

  • von Fabian Hust

Alles eine Frage des Standpunktes

David Coulthard weiß, dass alles eine Frage des Standpunkts ist - ob zu wenig Überholmanöver, eine Fahrer-Weltmeisterschaft oder das beste Auto im Feld

(Motorsport-Total.com) - Beim Großen Preis der Türkei wurde erneut offensichtlich, dass es in der Formel 1 extrem schwierig ist zu überholen. Kimi Räikkönen wurde es deshalb hinter Teamkollege Felipe Massa so langweilig, dass er sich gegen Ende des Rennens zurückfallen ließ, um eine beachtliche schnellste Rennrunde zu fahren.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard kennt die ganzen "Ungerechtigkeiten" der Formel 1

"Wenn man zwei gleiche Autos und zwei gleich talentierte Fahrer hat, dann wird derjenige gewinnen, der vorn liegt", nennt David Coulthard in seiner Kolumne für 'ITV' jene Annahme, die wohl die meisten vertreten. "Die Technologie ist heute so gut und das Niveau der Fahrer so hoch, dass der Raum für irgendeinen Fehler zu klein ist."#w1#

Allerdings wisse man dennoch nicht 100-prozentig vor dem Fallen der Zielflagge, wer das Rennen gewonnen hat: "Als Fan stimme ich zu, dass wir mehr Überholmanöver sehen müssen, ich möchte qualitativen Rennsport sehen, so wie ihr auch."

Der Schotte rückt in seiner Diskussion aber nicht nur Kimi Räikkönen in den Vordergrund: "Was ist mit jemandem wie Adrian Sutil? Er ist vielleicht der beste Grand-Prix-Fahrer aller Zeiten, aber im Moment weiß dies niemand wirklich, da er in einem Spyker sitzt."

Der Red Bull Racing-Pilot hat die Meinung vernommen, dass es sich aktuell um die beste Formel-1-Weltmeisterschaft seit Jahren handelt, aber dies sei schließlich eine Frage des Standpunktes: "Wenn man ein italienischer Ferrari-Fans ist, dann könnte man vielleicht denken, dass die erste Hälfte des Jahrzehnts die besten Weltmeisterschaften seit Jahren bot..."

Um wirklich zu wissen, welcher Fahrer der Beste ist, hat Coulthard einen Vorschlag: "Was ist, wenn jeder Fahrer im Verlauf einer Saison jedes Auto fährt? Wenn man wirklich einen wahren Mann-gegen-Mann-WM-Titel sehen möchte, dann sollten wir dies tun, aber es ist nicht realistisch. Die Formel 1 ist ein Team-Sport, und das Team verdient ebenfalls Anerkennung."

David Coulthard selbst hatte beim vergangenen Rennen in der Türkei keine Chance, gegen die Konkurrenz zu fahren. Man müsse das Auto um eine Sekunde pro Runde verbessern, damit man Rennen gewinnen kann.

Würde das Auto schneller, wäre es aber auch schwieriger zu fahren, wie der 36-Jährige weiß: "Ein langsameres Auto ist üblicherweise leichter zu fahren wohingegen ein schnelleres ein schmaleres Limit hat."

"Als ich zum Beispiel 1995 den McLaren testete, nachdem ich das Sieger-Auto von Williams in Jerez gefahren war, dachte ich, dass dies die beängstigende Erfahrung meines Lebens werden würde. Schlussendlich war das Auto um zwei Sekunden pro Runde langsamer, aber leichter zu fahren!" Mit dem McLaren-Mercedes von 1998, mit dem man beim Saisonauftakt in Melbourne das gesamte Feld überrundete, sei sehr schwierig zu fahren gewesen.