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Allan McNishs Vorschau auf die neue Saison
Allan McNish gibt in Form einer Kolumne seine Prognose für die am Sonntag in Melbourne beginnende Formel-1-Saison ab
(Motorsport-Total.com) - Nach der schlechten Presse, die die Formel 1 in letzter Zeit abbekommen hat, bin ich froh, dass die FIA Veränderungen in die Wege geleitet hat, um die Zuschauer wieder zurück zum Sport zu bewegen. Es wird interessant sein zu sehen, welche Teams davon am meisten betroffen sind ? positiv wie negativ.

© Toyota
Für Allan McNish ist Michael Schumacher wieder klarer WM-Favorit
Insgesamt glaube ich natürlich, dass Ferrari wieder an stärksten sein wird, denn sie haben ein bereits erstaunliches Auto noch besser gemacht. Ich erwarte nicht, dass sie große Probleme bekommen werden. Das Auto macht einen zuverlässigen und noch schnelleren Eindruck als letztes Jahr, was ein schlechtes Zeichen ist! Michael zielt auf seinen sechsten WM-Titel ab und ich denke, Rubens wird sein größter Herausforderer sein, weil er mit den Eigenschaften des Ferrari immer besser zurechtkommt.
Von den anderen Teams wird McLaren der stärkste Bewerber sein. Das Interimsauto, das sie über den Winter produziert haben, ist definitiv schneller als am Ende der letzten Saison. Mercedes ist von der PS-Leistung her gut dabei und ich würde sagen, dass sie konstant vorne mitfahren werden. Bei den Tests war David meistens zwei Zehntel hinter den Ferraris, was ein gutes Zeichen für ein paar spannende Rennen zu Saisonbeginn ist. Außerdem kommt ja ? vielleicht zu Saisonmitte ? das neue Auto, was so spät nicht ideal ist, aber sie brauchen die Zeit im Windkanal, um zu Ferrari aufholen zu können. "DC" und Kimi sind sicher bereit, die Herausforderung anzunehmen.
Dann ist da Williams und wenn man ihre Zeiten bei den Tests anschaut, haben sie in der Entwicklung wohl einen Schritt nach hinten gemacht. Sie wirken nicht mehr so stark wie voriges Jahr. Trotzdem waren sie in Barcelona im Regen eine Sekunde schneller als alle anderen. Ob sie vielleicht Ballast mitgeschleppt haben? Man kann anhand der Testzeiten nie wirklich messen, wie gut ein Team ist, weil gerade Williams ein Team ist, welches dazu neigt, mit viel Sprit zu fahren und erst dann aufzuzeigen, wenn es wirklich nötig ist. Alle werden sie am Freitag in Melbourne beobachten. Sie haben eine starke Fahrerpaarung, in der zwischen Ralf und Juan-Pablo sicher nicht allzu viel Liebe entstanden ist. Williams ist ein Team, welches keine Stallorder ausgibt, also können wir uns auf gute Fights gefasst machen.
Nach den Top-3 gibt es einen großen Kampf im Mittelfeld, den hoffentlich Renault gegen Sauber, BAR, Jordan und möglicherweise Toyota anführen wird.
Renault belegte letztes Jahr Platz vier in der Meisterschaft und sie haben das Chassis stark verbessert und machen auch mit dem einzigartigen weitwinkligen Motor Fortschritte. Sie wissen, was für den Erfolg notwendig ist, und haben dieses Jahr alles beisammen, um ihre Position zu festigen und den Abstand zur Spitze zu verringern. Jarno und Fernando haben bei den Tests bewiesen, dass sie schnell sind, und sind sehr hoffnungsvoll.
Sauber hat sich offenbar auch nach vorne bewegt und ein hübsches kleines Auto gebaut. Ich glaube, dass ihnen Frentzens Ankunft helfen wird und ich glaube auch, dass er Heidfeld herausfordern und bald die Rolle der Nummer eins im Team übernehmen wird.
Toyota hat große Fortschritte gemacht. Beim Motor, wo sie ohnehin schon stark waren, sollen sie jetzt ? wie BMW ? mehr als 900 PS erreicht haben. Auch die Aerodynamik scheint gelungen zu sein, was ja das größte Problem des 2002er-Fahrzeugs war. Ich denke, Panis ist in einer recht guten Ausgangsposition, aber es ist da Mattas erste Saison und wegen seiner mangelnden Testerfahrung könnte er im Nachteil sein. Bis jetzt scheint er sich im Auto noch nicht wohl zu fühlen und es wird vielleicht eine Weile dauern, bis er sich findet und die erwartete Leistung bringt.
Jordan hat sich offenbar wieder ein wenig Atemluft verschafft und das Auto sieht insgesamt stärker aus. Sie haben den Cosworth-Motor, der letztes Jahr im Arrows war und sich als sehr gut erwiesen hat. Jordan könnte zum Fragezeichen der Saison werden, aber sie hatten einen schwierigen Winter und hinken daher womöglich in der Entwicklung hinterher. Ralph Firman ist neu in der Formel 1, aber er ist ein schneller und talentierter Rennfahrer und er verdient definitiv eine Chance, aber im Vergleich mit Fisichella, der ein sehr schneller und erfahrener Teamkollege ist, könnte ihm ? genau wie da Matta ? die fehlende Testzeit auf den Kopf fallen.
Bei Jaguar gibt es viele Veränderungen. Nicht mehr mit dabei sind Niki Lauda, Irvine und de la Rosa, dafür sind jetzt eine neue Management-Struktur und zwei neue Fahrer da. Mark Webber kommt mit einem Jahr Rennerfahrung und Antonio Pizzonia hat zwei Jahre für Williams getestet. Ihre Performance wird stark vom neuen Jaguar abhängen.
BAR hat ein neues Auto, einen neuen Motor und mit Jenson Button einen neuen Fahrer. Sie verbessern sich unter der Regie von David Richards und könnten 2003 eine ernstzunehmendere Kraft sein. Der interessante Kampf hier spielt sich zwischen Villeneuve und Button ab. Jacques hat ziemlich klar ausgedrückt, dass er nicht viel von Jenson hält und die Nummer eins sein will, aber Jenson hat professionell darauf reagiert und hat vor, Taten anstatt von Worten sprechen zu lassen.
Minardi hat vielleicht die beste Kombination aller Zeiten beisammen, denn sie haben wieder ein hübsches Chassis, welches letztes Jahr okay war, sowie mit Cosworth einen leistungsstarken Motor. Mit Justin Wilson, der 2001 die Formel-3000-Meisterschaft für sich entscheiden konnte und in Australien seinen ersten Grand Prix bestreiten wird, und Jos Verstappen, der sehr erfahren ist, haben sie auch gute Fahrer. Ich denke, die Balance stimmt. Vielleicht erwarten uns da ein paar Überraschungen.
Aber jetzt hört in Australien das Gerede auf und dann zählen wieder nur die Resultate!

