• 07.04.2011 15:35

  • von Dieter Rencken

Alguersuari: Williams als Hauptgegner für Toro Rosso

Toro-Rosso-Pilot Jaime Alguersuari über die Erfahrungen aus Melbourne und die Erwartungen für das Wochenende in Malaysia: Williams kontrollieren

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jaime, ist euer derzeitiges Leistungsniveau wie erwartet?"
Jaime Alguersuari: "Ja, ganz eindeutig hat das Team einen guten Job gemacht. In Australien waren wir im Qualifying auf den Plätzen, die wir erwartet hatten. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass Williams schneller sein würde. Für uns war es ein solider Auftakt in das Jahr. Auch mein Rennen war okay. Wenn du mit einem zusätzlichen Boxenstopp auf Platz elf kommst, dann musst du zufrieden sein. Mehr ging nicht."

Titel-Bild zur News: Jaime Alguersuari

Jaime Alguersuari will das Beste aus den aktuellen Möglichkeiten machen

"Leider musste ich nach der Berührung mit Michael meinen Flügel wechseln lassen und deswegen einen Stopp mehr einlegen. Insgesamt war es ein positives Wochenende. Ich muss bezüglich des Setups noch etwas mehr arbeiten, um noch mehr Gespür für das Auto zu entwickeln. Aber das geht wohl jedem so. Wir müssen uns alle im Auto noch mehr einrichten. Es ist nicht nur das neue Auto, sondern auch neue Reifen. Es sind mehr Faktoren, mit denen man spielen kann. Unsere Basis stimmt auf jeden Fall."

Frage: "Gibt es dir persönlich auch mehr Selbstvertrauen, mit einem verbesserten Auto in die Saison gehen zu können?"
Alguersuari: "Ja, definitiv. Auch im vergangenen Jahr hatten wir eine recht gute Basis. Aber jetzt sind wir näher dran. Man spürt regelrecht, dass der Wagen aktuell sehr konkurrenzfähig ist. Aber wir müssen aufpassen. Andere Teams sind sehr groß, machen gewaltige Schritte. Es sind eben wieder einige Teams da, die dermaßen schnell sind, sodass wir sie niemals angreifen können."

"Grundsätzlich geht es in den kommenden Rennen für uns darum, unsere Position zu verteidigen. Wir müssen sicherstellen, dass wir das Potenzial bezüglich Setup und Reifen voll ausschöpfen. Im Qualifying in Melbourne war ich nicht zu hundert Prozent zufrieden. Trotzdem stimmte die Leistung. Es hätte schlimmer kommen können."

Frage: "Wächst mit dem besseren Auto nun auch der Druck auf dich, weil du die entsprechenden Ergebnisse einfahren musst?"
Alguersuari: "Ja, natürlich ist das so. Das Ziel ist nun, regelmäßig in die Punkte zu fahren. Wir als Team wollen mindestens Platz acht in der Konstrukteurswertung erreichen. Also müssen wir Fahrer auch immer die entsprechenden Zähler einfahren."

"Die Grundlage dafür bilden Boxenstopps und Strategie, aber ganz sicher auch die Leistung im Qualifying. Ehrlicherweise muss man sagen, dass Williams das schnellere Auto hat. Ich hatte sie deswegen auch schon in Australien vor uns erwartet. Immer dann, wenn wir mal vor denen stehen, müssen wir das Maximum herausholen."

Frage: "Du bist nun in deiner zweiten vollen Saison. Geht alles etwas leichter von der Hand?"
Alguersuari: "Ja, klar. In der Formel 1 kannst du aber immer weiter lernen - so ist es im gesamten Leben. Ich lerne bezüglich Setup und Reifen immer weiter hinzu. Jedes Jahr ist anders, weil es wieder ein neues Auto gibt. Du musst dich auf das Fahrzeug, die Reifen und bezüglich des Fahrstils einstellen."

"Solange die Basis des Autos aber stimmt, ist alles gut. So ist es bei uns derzeit. Es kommt dort noch mehr, auch von meiner Seite als Fahrer. Wir arbeiten am Auto und ich im Auto weiter an Optimierungen."

¿pbvin|512|3574||0|1pb¿Frage: "Tritt das Team nun noch mehr als Einheit auf?"
Alguersuari: "Ja, ganz sicher. Das Team kann sich realistisch einschätzen, wir Piloten ebenso. Wir - also Sebastien und ich - sind eine gute Kombination. Das Team hat ein tolles Paket zusammengestellt. Wir müssen nun konstant Verbesserungen an das Auto bringen, was im vergangenen Jahr zum Beispiel mit dem F-Schacht noch nicht ganz reibungslos geklappt hat. Wir Piloten müssen das Beste aus Grip und Aerodynamik herausholen und das Team muss in allen Bereichen möglichst große Schritte schaffen."

Frage: "Ihr geht in diesem Jahr mit eurem doppelten Unterboden einen ganz eigenen Weg. Ist das richtig?"
Alguersuari: "Im vergangenen Jahr hat Giorgio Ascanelli gesagt, dass wir ganz bewusst auf ein aggressives Design setzen. Er meinte, dass wir die anderen Teams nur auf solchem Wege herausfordern können. Machen wir es genauso wie die anderen, dann haben wir kaum eine Chance. Die meisten Teams sind größer, haben mehr Erfahrung und so weiter."

"Er war der festen Überzeugung, dass wir es nur so schaffen können. Nun haben wir diesen Unterboden, der immer noch deutliches Potenzial für weitere Entwicklungen bietet. Wenn wir jetzt andere Teams kopieren würden, dann ist ziemlich sicher, dass es nicht funktionieren würde. Ich bin sehr zuversichtlich, dass unser Team das Paket, den Unterboden, die Aerodynamik noch weiterentwickeln kann."

"In Melbourne haben wir es auf die Startplätze zehn und zwölf geschafft, vielleicht klappt das hier noch einmal. In ein paar Rennen gibt es weitere Entwicklungen, sodass wir diese Position vielleicht halten können. Wenn wir in dieser Position bleiben, dann haben wir immer die Chance auf Punkte. Wenn du - wie bei uns vergangenen Jahr - von den Plätzen 17 und 18 losfahren musst, dann kannst du nur etwas holen, wenn alles optimal läuft, oder ein Safety-Car im Spiel ist."


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Pre-Events


Frage: "Liegt euch diese Strecke vielleicht sogar ganz besonders?"
Alguersuari: "Das ist schwierig zu sagen. Dies ist ein besonderes Wochenende, wegen der Temperaturen unter anderem. Dieses Rennen wird wichtig. Die wirkliche Hackordnung wird deutlicher sichtbar als in Melbourne, auch was die Reifen anbelangt ist es eher aussagekräftig."

Frage: "Es gab zuletzt etwas Missstimmung bei euch. Man warf dir sehr aggressives Fahren vor..."
Alguersuari: "Man muss immer aggressiv unterwegs sein. Unsere Fahrerpaarung ist gut, auch gut für das Team. Sebastien ist ein schneller Pilot, wir lernen gegenseitig voneinander. Bezüglich der Zwischenfälle: Wir haben keinen Red Bull, den man womöglich mit einer Hand fahren kann. Wir müssen in unseren Autos immer alles geben. Bei Sauber oder bei anderen Teams im Mittelfeld ist es genauso. Du musst stets alles herausholen. Gerade in diesem Jahr ist es im engen Wettbewerb enorm wichtig, etwas Erfahrung zu haben. Nur so kann man das letzte bisschen herauskitzeln."