• 07.02.2002 17:35

  • von Fabian Hust

Alain Prost holt zum Rundumschlag aus

Prost ist überzeugt, dass man ihn nicht alleine für die Prost-Pleite verantwortlich machen kann und holt zum Rundumschlag aus

(Motorsport-Total.com) - Nachdem sich Alain Prost in den letzten Wochen viel Kritik hatte anhören müssen, holt der ehemalige Teamchef von Prost Grand Prix jetzt zum Gegenschlag aus. In einem Interview mit der französischen Zeitung 'Auto Hebdo' lehnte es der vierfache Formel-1-Weltmeister ab, die Schuld am Scheitern seines Rennstalls alleine auf sich zu nehmen.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost stellt einige seiner Ex-"Partner" an den Pranger

Besonders über Motorenpartner Peugeot, mit dem das Team noch bis im Jahr 2000 zusammengearbeitet hatte, regt sich Prost auf: "Einen der Fehler, den ich gemacht habe, war jener, dass ich zu Peugeot zu nett gewesen bin. 1994 hat Ron Dennis sofort gemerkt, was da vorgeht und den Vertrag mit ihnen gekündigt. Er konnte das leicht tun, denn er hatte Mercedes-Benz, die schon an die Tür klopften. Der Fehler war, dass ich nicht stark genug war, um 'nein' zu sagen."

Verbittert ist Alain Prost auch über das Verhalten einiger seiner Sponsoren, die ihn hängen gelassen haben. Besonders das Internetunternehmen Yahoo!, das in der Saison 2000 einen 100 Millionen Dollar schweren Dreijahresdeal nicht einhielt, stößt dem ehemaligen Formel-1-Piloten noch heute sauer auf. Das Internet-Unternehmen hatte wegen eigener finanzieller Probleme das Abkommen nach wenigen Monaten gekündigt. Abgesehen davon traf auch der Rückzug von Hauptsponsor Gauloises sowie einiger weiterer, kleinerer Sponsoren das Team schwer.

Die vielfach geäußerten Anschuldigen, Prost habe leichtfertig ein Kaufangebot von Anteilseigner Pedro Diniz abgelehnt und damit die Pleite seines Rennstalls herbeibeschworen, weißt Prost entschieden zurück. Laut Prost sei Diniz "nicht sehr ernst" sowie "unreif" und habe ihm ein nicht ernst zu nehmendes Angebot unterbreitet. Außerdem habe er den Eindruck gehabt, dass er nur "Playboy" spielen wollte, statt ein Team zu leiten und sowieso alles sein Vater entschieden habe. Missfallen habe es ihm auch, dass Diniz nicht zu Übernahmegesprächen kommen konnte, da er "auf seinem Boot bei St. Tropez" liege.

Mit Kritik spart Alain Prost auch nicht an seinem ehemaligen Designer Alan Jenkins, der das Team mitten in der Katastrophensaison 2000 verlassen musste: "Ich habe mit ihm bei McLaren gearbeitet, dort war er freundlich, offenherzig und für jeden da. Bei mir war er dann sehr verschlossen und vollständig Anti-Französisch eingestellt. Er zerstörte alles, was Bernhard Dudot im Team und mit den Partnern aufgebaut hatte. Das war eine enorm fehlerhafte Rollenbesetzung. Eine Katastrophe, die ich so schnell wie möglich beendete."

Auch mit dem Auftreten der französischen Regierung zeigt sich Prost nicht zufrieden. Besonders die verpflichtende vom Staat festgelegte 35-Stunden-Woche habe dem Team schwer zu schaffen gemacht. Des Weiteren sei das Team trotz finanzieller Schwierigkeiten steuerlich stark belastet worden, wohingegen man Renault finanziell beim Kauf des Benetton-Teams unter die Arme gegriffen habe. "Ich bin empört, wie manche Dinge in Frankreich gelaufen sind", so Prost, der nach seiner Einschätzung die Politik der Briten und "sogar jene der Italiener" besser verstehe.

Nach Aussage des 46-Jährigen war er kurz davor, die Pleite seines Rennstalls zu verhindern, hätte man ihm nur mehr Zeit eingeräumt, was der Staat sicherlich hätte machen können. Zwei Gruppen amerikanischer Investoren hatten großes Interesse am Team und ein Angebot sei durchführbar gewesen ? jedoch sei die Zeit davon gerannt und man konnte vor Ablauf der Frist des Handelsgerichts von Versailles keine Einigung finden.