• 23.02.2005 14:58

Alain Prost: Der "Professor" wird 50

Am Donnerstag feiert Alain Prost seinen 50. Geburtstag, doch vom Rennfahren hat der Franzose noch lange nicht genug

(Motorsport-Total.com/sid) - Mit 51 Siegen und 798,5 WM-Punkten hatte er in der Formel 1 Marken gesetzt, die für die Ewigkeit schienen - bis ein gewisser Michael Schumacher auftauchte. Der viermalige Weltmeister Alain Prost ist aber immer noch der zweiterfolgreichste Pilot in der Geschichte der Königsklasse. Am Donnerstag feiert der "Professor" seinen 50. Geburtstag und hat endlich seine Ruhe gefunden. "Je näher der 50. kommt, desto gelassener sehe ich ihm entgegen. Vielleicht ist die Zeit jetzt reif, um das Leben in vollen Zügen zu genießen", sagte der nur 1,60 Meter große Franzose zuletzt in einem Interview mit der Fachzeitung 'Motorsport aktuell'.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost fährt mit seinen bald 50 Jahren immer noch Rennen

Am 7. November 1993 fuhr Prost in Adelaide sein 199. und letztes Rennen in der Formel 1. Seinen vierten WM-Titel nach 1985, 1986 und 1989 (alle mit McLaren) hatte er im überlegenen Williams-Renault schon im 14. von 16 Rennen perfekt gemacht, und danach seinen endgültigen Rücktritt erklärt, nachdem er in der Saison 1992 nach seiner Entlassung bei Ferrari schon einmal ein Jahr pausiert hatte.#w1#

Sein ursprüngliches Ziel, die fünf Weltmeistertitel des legendären Argentiniers Juan Manuel Fangio einzustellen, gab der Franzose freiwillig auf. Seine Begründung: "Ich will auf dem Höhepunkt meiner Karriere aufhören." Es wurde seinerzeit allerdings vermutet, dass Prost aus Angst vor seinem Erzrivalen Ayrton Senna (Brasilien) als Teamkollege bei Williams das Handtuch geworfen hat.

Seine Leistung konnte Prost nie in Popularität umsetzen, wie sie beispielsweise seinem "Imtimfeind" Senna zuteil wurde. "Wer ganz oben steht, hat wenig Freunde", lautete Prosts verbitterte Erkenntnis. "Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Entweder man ist ein Siegertyp oder nicht. Das ist alles eine Charakterfrage", sagte der Franzose, der 1980 für seine Formel-1-Karriere ganze 700 Francs investierte und in der Endphase seiner Karriere Jahresgagen von zehn bis 15 Millionen Dollar kassierte.

Schuld an der Hassliebe zu Alain Prost waren dessen Intrigen und politische Schachzüge im eigenen Team. Er duldete keinen Star neben sich, bremste seine Gegner mitunter vor dem Rennen rücksichtslos aus. Niemand verstand es besser als der "Giftzwerg", die Leute für seine Zwecke einzuspannen. "Er ist ein Feigling", tobte Senna, als ihn Prost mit einer dubiosen Vertragsklausel vor der Saison 1993 als Teamkollegen bei Williams aussperrte.

Nigel Mansell (40), Vorgänger Prosts bei Williams und auf dem WM-Thron, denkt noch heute mit Schrecken an die gemeinsamen Tage bei Ferrari 1990 zurück. "Er geht über Leichen", urteilte der Engländer, ehe er damals Italien fluchtartig verließ. "Mit Prost fahre ich nie wieder, das war die Hölle."

Ein Jahr später bekam der Franzose die Quittung für seine Politik der "verbrannten Erde" (Senna), wurde von Ferrari vor die Tür gesetzt. Für den dreimaligen Weltmeister Senna, der am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückte, war Prost seit den Suzuka-Kollisionen 1989 und 1990 ein rotes Tuch. Damals waren die beiden Streithähne Teamkollegen bei McLaren.

Auch bei Formel-1-Promotor Bernie Ecclestone stand Prost, der 1981 im Renault bei seinem Heimspiel in Frankreich seinen ersten GP-Sieg feierte, in der Endphase seiner Laufbahn nicht hoch im Kurs: "Er hat ein großes Mundwerk, aber keinen Mumm. Wenn es regnet, fährt er nicht. Ich mag richtige Rennfahrer, Typen wie Senna, Mansell und Schumacher."

So gut, wie es Prost als Fahrer verstand, in seinen Teams Politik zu machen, so kläglich scheiterte er als Chef seines eigenen Rennstalls. Zwischen 1997 und 2001 holte sein Team gerade einmal 35 WM-Punkte, 21 davon sogar im ersten Jahr, und ging schließlich pleite.

Die heutige Formel 1 erlebt Prost nur noch als Zuschauer, allerdings als interessierter und sehr kritischer Beobachter. "Das Spektakel ist nicht so, wie es sein sollte. Die Formel 1 wurde nicht zerstört, man hat sie zugrunde gerichtet", sagt Prost: "Das größte Problem ist, dass sich alles nur noch ums Geld dreht. Ich vermisse Fahrer mit Charisma, richtige Charakterköpfe. Es sind die Geschichten der Piloten, die die Leute faszinieren." Wie die vom "Professor".