• 22.11.2013 21:07

  • von Stefan Ziegler

80 Runden für Marussia im Regen von Sao Paulo

Marussia macht aus der Not eine Tugend und lässt seine Piloten im Freien Training in Brasilien viel im Nassen üben - Balanceprobleme noch nicht ganz gelöst

(Motorsport-Total.com) - Mischwetter und Marussia. Das hat in diesem Jahr noch nicht besonders gut gepasst. Auch deshalb ließ Teamchef John Booth seine Piloten beim Trainingsauftakt zum Großen Preis von Brasilien in Sao Paulo insgesamt 80 Runden zurücklegen. Dabei gelang Marussia zumindest ein kleiner Erfolg: Jules Bianchi blieb im zweiten Freien Training als 18. knapp vor den direkten Konkurrenten von Caterham.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Im Aufwind? Marussia legte am Freitag zumindest etliche Proberunden zurück Zoom

Und auch Testpilot Rodolfo Gonzalez setzte sich gut in Szene - zumindest mit seinen absolvierten Kilometern. Der aus Venezuela stammende Rennfahrer nahm im ersten Training den Platz von Max Chilton ein und spulte insgesamt 19 Runden ab. Damit schraubte er seine persönliche Saisonausbeute auf über 250 Runden und fast 1.500 Kilometer im Formel-1-Auto von Marussia.

"Ich habe heute mein neuntes Freies Training in diesem Jahr absolviert. Und so nahe war ich meinem Heimatland dabei noch nie. Es war daher schön, eine saubere Session zu haben", meint Gonzalez und merkt an: "Der Regen hat natürlich für gewisse Einschränkungen gesorgt. Wir haben dennoch 19 Runden hingekriegt und haben somit einen Großteil unseres geplanten Programms abgespult."

Bianchi solide, aber nicht ganz fehlerfrei

"Die dabei gesammelten Daten werden im weiteren Verlauf des Wochenendes noch nützlich sein. Ich wünsche dem Team viel Glück für das richtige Ergebnis am Sonntag." Und dabei geht es um nichts Geringeres als den zehnten Platz in der Konstrukteurs-WM, also um Gelder aus den TV-Einnahmen der Formel 1. Auch deshalb haben sich die Stammfahrer Bianchi und Chilton gewissenhaft vorbereitet.

"Das Wetter hatte heute großen Einfluss auf den Verlauf der Trainings", sagt Bianchi nach Platz 23 im Tagesklassement. "Wir haben dennoch gute Fortschritte bei den unterschiedlichen Szenarien, auf die wir im weiteren Wochenend-Verlauf treffen könnten, gemacht. Als die Linie erst einmal trocken war, konnten wir dann auch mit etwas mehr Selbstvertrauen agieren." Dabei ging's aber auch über das Limit.


Fotostrecke: Formcheck: GP Brasilien

Das räumt Bianchi ohne großes Federlesen ein: "Auf meiner schnellsten Runde mit Intermediates sind mir ein paar Fehler unterlaufen. Da ist also sicherlich noch mehr drin. Wir konzentrieren uns weiterhin vorrangig auf die Balance. Vor den Ingenieuren liegt also eine weitere lange Nacht", erklärt er. Und das an einem "sehr wichtigen Wochenende für uns", wie Bianchis Teamkollege Chilton hinzufügt.

Chilton nach Interlagos-Debüt zufrieden

"Weil Rodolfo am Vormittag mein Auto übernommen hat, habe ich die Einheit angesichts der Bedingungen damit verbracht, seinen Rückmeldungen und denen von Jules an die Ingenieure zu lauschen. Am Nachmittag konnte ich dann erstmals selbst ins Lenkrad greifen. Es ist ein toller Kurs, aber im Nassen durchaus fordernd", meint der Brite nach seiner Fahrt zu Platz 24 im Gesamtergebnis.

Er klingt dennoch zufrieden, wenn er sagt: "Wir haben bei den tückischen Verhältnissen einige Fortschritte gemacht. Auf dem Programm standen einige Szenarien, auf die wir in den kommenden Tagen je nach Wetterlage treffen könnten. Wir hoffen aber, dass wir den meisten Regen bereits hinter uns haben. Insgesamt kann ich mich gut mit meinem Tempo arrangieren." Das gilt auch für Teamchef Booth.

"Wir sind ohne Entwicklungsteile hierher gereist, hatten uns aber auf einen umfangreichen Test der neuen Reifen für 2014 vorbereitet. Leider mussten wir dieses Programm aufgrund der Bedingungen außen vor lassen. Wir hatten trotzdem einen guten Testtag", berichtet der Marussia-Teamchef. "Nasse Verhältnisse waren stets ein Bereich, in dem wir nie zu 100 Prozent zufrieden mit Balance und Leistung waren."

Booth lässt seine Fahrer im Regen trainieren

"So gesehen war es gut, dass wir viel Zeit hatten, um daran zu feilen. Am Nachmittag haben wir scheinbar gewisse Fortschritte gemacht", meint Booth. "Gut war auch, dass beide Stammpiloten ein Gefühl für die Regenreifen entwickeln konnten. Das ist sicherlich eine gute Erfahrung vor einem möglichen nassen Qualifying oder Rennen. Das Wetter sieht ja weiter ziemlich unvorhersehbar aus."

"Wir dürfen zuversichtlich sein, dass wir uns für jede Situation gut vorbereitet haben", sagt der britische Formel-1-Teamchef, würde aber trotzdem gern noch einige Proberunden unter normalen Bedingungen absolvieren: "Hoffentlich bekommen wir im dritten Freien Training am Samstag noch ein bisschen Streckenzeit im Trockenen, um zu sehen, wie sich unser Fahrzeug hier generell verhält."