2014 womöglich weniger Stress für Vettel
Daniel Ricciardo ist sportlich noch ein unbeschriebenes Blatt, steht aber für Talent und gute Laune - und macht Vettel zur klaren Nummer eins bei Red Bull
(Motorsport-Total.com/SID) - Das Erste, was Helmut Marko von Daniel Ricciardo sah, war dessen Lächeln: "Im Jahr 2007, ich hatte ihn vorher noch nie gesehen, stieg er mit einem breiten Grinsen aus dem Auto", erzählt der Motorsportberater von Red Bull bei 'ServusTV': "Das war seither sein Markenzeichen." Ein Lächeln dürfte auch über das Gesicht von Weltmeister Sebastian Vettel gehuscht sein, als die Verpflichtung seines Teamkollegen für 2014 endlich offiziell war: Ricciardo bringt nicht nur gute Laune ins Team, sondern macht den Heppenheimer endgültig zur klaren Nummer eins.
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Sebastian Vettel wird 2014 wohl weniger harte Duelle mit dem Teamkollegen haben Zoom
Zwar betont Marko, der sich teamintern gegen Teamchef Christian Horner durchgesetzt hatte, dass es "keine Stallorder gibt": "Sie haben den gleichen Status, das gleiche Material. Der Bessere wird gewinnen." Doch der 24 Jahre alte Nobody Ricciardo wird im Gegensatz zu seinem australischen Landsmann Mark Webber oder zum von Horner favorisierten Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen kaum ernsthaft an Vettels Stellung im Team rütteln.
Entsprechend gedämpft fällt auch die erste "Kampfansage" Ricciardos in Richtung Vettel aus: "Für mich wird es eine große Herausforderung sein, mich auch gegen Sebastian Vettel behaupten zu müssen. Ich kann viel von ihm lernen, er ist ein unglaublicher Fahrer." Klingt nicht gerade nach einem Duell Reifen-an-Reifen, wie es sich Vettel und Webber in ihren gemeinsamen Jahren Österreicher Team in schöner Regelmäßigkeit geliefert hatten.
Weniger Stress aber auch weniger Punkte?
Allerdings war das teaminterne Kampf auch immer ein Garant dafür, dass Red Bull den millionenschweren Konstrukteurstitel zuletzt abonniert hatte. Daran wird sich der hoch talentierte Ricciardo messen lassen müssen. "Man braucht eine gewisse Zeit, bis man mit dem Team eine gewisse Harmonie und Effizienz gefunden hat. Aber das sind drei bis fünf Rennen, dann muss das sitzen", stellt Marko klar: "Er soll die Punkte einbringen, die uns den Gewinn der Konstrukteurswertung einbringen."
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Daniel Ricciardo will zunächst einmal von Sebastian Vettel lernen Zoom
Ricciardo, dessen Vertrag bis einschließlich 2016 läuft, galt schon lange als Favorit auf den Platz neben Vettel. Neben dem Australier war auch Vettels Kumpel Räikkönen als möglicher Anwärter auf den Job gehandelt worden. Doch am Ende setzte sich der Nobody gegen den Finnen durch. Der Sonnyboy aus Perth gilt als Idealbesetzung für den australischen Markt, der für Red Bulls Marketingmaschine immer wichtiger wird. Webber hatte im Sommer seinen Abschied aus der Formel 1 bekannt gegeben. Der 37-Jährige wechselt zum Jahresende zu Porsche in die Langstreckenweltmeisterschaft.
Ricciardo entstammt wie Vettel der Nachwuchsförderung von Red Bull. 2011 feierte Ricciardo, der leidenschaftlicher Sammler von Figuren des Motorrad-Stars Valentino Rossi und Anhänger von Manchester United ist, sein Formel-1-Debüt im HRT - 2012 wechselte er dann zu Toro Rosso und konnte durch gute Leistungen überzeugen.
Rennfahrer-Metamorphose
Ricciardo gilt als absoluter Gute-Laune-Onkel des Fahrerlagers: Immer freundlich, immer fröhlich und immer höflich. Oft spaziert er laut pfeifend und grinsend in kurzen Hosen und Badeschlappen durch die Boxengasse. "Wir Australier sind meistens freundliche Menschen, damit wachsen wir auf", sagt Ricciardo, der schon seit Jahren mit seiner Freundin Jemma Boskovich skandalfrei liiert ist, "außerdem ist Formel-1-Pilot ein Traumjob. Wenn mich der nicht glücklich macht, dann gibt's im Leben wahrscheinlich nicht viel, was mich glücklich machen würde."
Nur im Auto verwandelt er sich - genau wie Vettel - zu einem Killer mit Babyface. Beide suchen auf der Strecke bedingungslos ihren Vorteil. Ricciardos Fahrstil wurde schon mit dem des legendären Ayrton Senna verglichen. Horner glaubt sogar, "dass Daniel in der Zukunft ein großer Star im Formel-1-Zirkus wird." Doch noch ist er der Nobody mit dem breiten Grinsen.