• 28.08.2001 10:16

  • von Fabian Hust

1998 - unvergessene Regenschlacht in den Ardennen

Ein Haufen Schrott - Spa 1998 ging als die größte Massenkarambolage in der Geschichte der Formel 1 ein

(Motorsport-Total.com) - In Spa-Francorchamps gehört der Regen zum Programm und meistens macht der Regen auch das Programm. In Spa ist jedes drittes Rennen verregnet und meistens sind gerade die Regenrennen in Belgien äußerst spannend und aufregend. Auch für dieses Rennwochenende sagen die Meteorologen den einen oder anderen Regenschauer voraus - seit drei Jahren gab es ja auch kein richtiges Regenrennen in Spa mehr...

Titel-Bild zur News: Spa-Francorchamps 1998

Im Regenrennen 1998 schepperte es bereits am Start heftig

Das letzte spektakuläre Regenrennen fand 1998 statt. Eine feuchte Strecke und leichter Regen zwang die Fahrer beim ersten Start auf Regenreifen zu setzen. Ferrari-Pilot Michael Schumacher auf Startposition vier gehörte zu den wenigen Fahrern, die das Risiko eingingen, auf Intermediates zu starten. Der Start verlief reibungslos, doch auf der Geraden zur 'La Source' kam es zur bisher größten Massenkarambolage in der Geschichte der Formel 1.

Auslöser war McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard, der nach einer Berührung eines Gegners quer über die ganze Strecke rutschte, in die Boxenmauer einschlug, zurückgeworfen wurde und dadurch weitere Autos in eine Karambolage zwang. Durch die starke Gischt behindert konnten viele Fahrer nicht ausweichen, da sie die Gefahr zu spät erkannten und rasten in das Chaos hinein. Ganze 13 Fahrzeuge hatten nachher nur noch Schrottwert.

Zahlreiche Reifen flogen durch die Luft, verfehlten einen Zuschauer am Kopf nur ganz knapp und auch die Fahrer in ihren offenen Cockpits wurden teilweise von den Geschossen nur ganz knapp verfehlt - nach dem Rennen entschied man sich, ab der kommenden Saison aus diesem Grund Halteseile einzuführen, die das Wegfliegen der Räder verhindern sollen.

Das Rennen wurde logischerweise abgebrochen und nach rund 50 Minuten Wartezeit wieder aufgenommen. Für Rubens Barrichello, Olivier Panis, Mika Salo und Ricardo Rosset war der Rennsonntag gelaufen, da für sie kein Ersatzauto mehr zur Verfügung stand. Andere Fahrer wie Eddie Irvine nahmen das Ersatzauto des Teamkollegen.

Am besten weg kam beim zweiten Start Jordan-Pilot Damon Hill, der sich sofort in Führung setzte. Auch Michael Schumacher kam bedeutend besser als beim ersten Start vom Fleck und konnte außen an Mika Häkkinen vorbeiziehen. Dabei kam es zu einer leichten Berührung, bei der sich Mika Häkkinen drehte und Opfer von Johnny Herbert wurde, der mit seinem Sauber-Petronas über das linke Vorderrad des Finnen fuhr und den McLaren-Mercedes-Piloten zur Aufgabe zwang.

Danach sah alles nach einer guten Ausgangsposition für Michael Schumacher aus. Er lag hinter Damon Hill und schloss Runde für Runde näher auf. David Coulthard rutschte unterdessen von der Strecke, konnte das Rennen aber wieder aufnehmen. In der achten Runde gelang es Schumacher, mit einem ausgezeichneten Manöver am Briten vorbeiziehen und baute seine Führung danach pro Runde um über eine Sekunde aus.

In der 15. Runde begann es wieder sehr stark zu regnen. Sowohl Michael Schumacher als auch Damon Hill gingen daraufhin an die Box um auf Regenreifen umzurüsten. Jacques Villeneuve, der zu lange auf Intermediates geblieben war, wurde Opfer von Aquaplaning und musste in der gleichen Runde aufgeben. Ralf Schumacher unterdessen arbeitete sich Platz für Platz nach vorne durch und konnte sogar am Dritten, Jean Alesi, vorbeigehen. Immer näher kam der junge Kerpener an den Zweitplatzierten Damon Hill ran.

Die alles entscheidende Szene spielte sich in der 24. Runde ab. Michael Schumacher schließt auf den hoffnungslos unterlegenen David Coulthard auf und setzt sich in dessen Windschatten um ihn zu überrunden. Urplötzlich kracht der Kerpener in das Heck des Schotten und verliert die rechte Vorderradaufhängung samt Rad. Beide Autos fahren an die Box. Schumacher steigt wutentbrannt aus dem Auto und schreitet mit wütender Miene und entschlossen zur McLaren-Mercedes-Box. Teammitglieder versuchen beide Fahrer zu beruhigen und halten sie zurück.

Damit waren sicher geglaubte 10 Punkte für Michael Schumacher verloren. Auch den zweiten Ferrari verlor das Team in der 26. Runde, als Irvine nach einem Fahrfehler in das Kiesbett rutschte. Giancarlo Fisichella passierte ähnliches wie Schumacher zuvor mit Coulthard. Beim Versuch, Pedro Diniz zu überrunden, kracht er in das Heck und rutscht nur knapp an der Boxenmauer vorbei. Das Rennen wurde durch eine Safety-Car-Phase eingebremst. Unterdessen reparierte man die Heckpartie bei David Coulthard und der Schotte konnte das Rennen mit fünf Runden Rückstand wieder aufnehmen. Ralf Schumacher unterdessen kam dem jetzt Führenden Damon Hill durch die Safety-Car-Phase wieder bedeutend näher.

Nach dem Restart versuchte Schumacher gleich an Hill vorbeizukommen, was aber nicht gelang. Danach erhielt er vom Team die Anweisung, keinen weiteren Angriff zu wagen. Jordan feierte damit nicht nur den ersten Sieg des Teams, sondern obendrein gleich einen Doppelsieg. Dies gab es in der langen Geschichte der Formel 1 nur 1960 mit Lotus. Damon Hill gewann nach Suzuka 1996 seine erstes Rennen. 14 der 22 Autos sahen an jenem 30. August 1998 die Zielflagge nicht.