1,1 Milliarden Euro: RTL ist Ecclestones bester Kunde
Bernie Ecclestone hat für die Formel 1 bereits 18,5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet - 1,1 Milliarden davon gehen auf das Konto des TV-Senders RTL
(Motorsport-Total.com) - Neue Recherchen über den Einfluss von Bernie Ecclestone auf die Formel 1 haben ergeben, dass er in den vergangenen 30 Jahren seit seiner Machtübernahme Deals im Wert von insgesamt 23,4 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 18,5 Milliarden Euro) abgeschlossen hat. Der größte davon ist der Vertrag mit dem deutschen Fernsehsender RTL, der für den Sport 1,4 Milliarden Dollar Umsatz (1,1 Milliarden Euro) eingespielt hat.
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Bernie Ecclestone mit Formel1.de-Kolumnist Kai Ebel: RTL ist sein bester Kunde Zoom
Ecclestone hat vermutlich mehr Einnahmen generiert als jede andere Person im Profisport, aber seine Bilanz wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung der Formel 1 auf, da er am 28. Oktober 84 Jahre alt wird und noch immer kein Nachfolger bestimmt wurde.
Im August zementierte er mit einem der wichtigsten Deals seiner Karriere seine Kontrolle über die Formel 1 durch die Zahlung von 100 Millionen Dollar, um Bestechungsvorwürfe der Münchner Staatsanwaltschaft beizulegen. Er kümmert sich auch heute noch selbst um die Geschäfte und trat etwa beim ersten Grand Prix von Russland in Sotschi mit Machthabern wie Wladimir Putin auf. Bei einer jährlichen Gebühr von 40 Millionen Dollar ist Sotschi Ecclestones größter neuer Vertrag in diesem Jahr.
1991 unterschrieben, dank "Schumi" im Wert gestiegen
Aber bei weitem nicht der größte seiner Karriere. Diese Ehre geht an den TV-Vertrag mit RTL, der 1991 unterschrieben und durch die Erfolge von Michael Schumacher im Wert enorm gesteigert wurde. Der Vertrag läuft noch heute, ist also eines der langfristigsten TV-Abkommen überhaupt, und wurde von Ecclestone persönlich ausgehandelt.
Die meisten globalen Sportarten haben hochrangige Manager, von denen jeder einzelne für das Verhandeln und Unterschreiben von neuen Verträgen zuständig ist, oftmals unterteilt in Einzelbereiche wie Sponsoren, Fernsehen und Corporate Hospitality. Die Formel 1 ist die große Ausnahme.
Die Königsklasse des Motorsports hat keinen Marketingchef, keinen Pressesprecher und noch nicht einmal einen Stellvertretenden Geschäftsführer. Ecclestone selbst ist dafür verantwortlich, neue Geschäfts in allen Einnahmenbereichen der Formel 1 anzubahnen. Deswegen mehren sich die Rufe, dass CVC Capital Partners, der Private-Equity-Fonds, der den Sport kontrolliert, einen Stellvertreter nominieren sollte.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Formel 1 einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 1,35 Milliarden Euro) aus vier wesentlichen Quellen. Neben 68 Millionen Dollar aus sonstigen Bereichen, etwa Rahmenserien und Zinsen, stehen da 87,8 Millionen aus Corporate Hospitality und 259 Millionen von Sponsoren wie Rolex (Uhren) und DHL (Zustelldienst). Die verbleibenden 1,3 Milliarden Dollar kommen aus TV-Verträgen und Grand-Prix-Gebühren, die die lokalen Veranstalter überweisen müssen.
Australien-Vertrag im Pub ausgehandelt
Der zweit- und drittgrößte Deal jemals von Ecclestone eingefädelt sind übrigens Grand-Prix-Verträge. Der kleinere davon umfasst 674,8 Millionen Dollar, die die Formel 1 mit dem Vertrag für den britischen Grand Prix in Silverstone verdient. Ecclestone hat den ehemaligen Flughafenkurs 1987 als permanenten Austragungsort für die Königsklasse in Großbritannien ausgewählt, und der Vertrag läuft noch bis 2026 - also länger als mit jedem anderen Rennen.
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In Australien hat Bernie Ecclestone schon 712 Millionen Dollar verdient Zoom
Übertroffen wird Silverstone nur von den 712 Millionen Dollar, die der Grand Prix von Australien über die 24-jährige Laufzeit des Deals für die Formel 1 einspielen wird. Der Vertrag wurde im August bis 2020 verlängert, das Rennen wird seit 1996 in Melbourne ausgetragen. Die Premiere in Australien fand 1985 statt. Ecclestone vereinbarte den Vertrag direkt mit John Bannon, damals Premierminister von Südaustralien. Die Verhandlungen wurden in einem Pub nahe der Fabrik des Brabham-Teams geführt, dessen Inhaber Ecclestone damals war.
Nach dem Verkauf des Teams übernahm Ecclestone 1995 die Kontrolle über die kommerziellen Rechte an der Formel 1 und baute durch den Verkauf von Anteilen ein Privatvermögen von 4,1 Milliarden Dollar auf. Auch wenn heute nur noch 5,3 Prozent der Anteile direkt auf seinen Namen laufen, ist er weiterhin unumstrittener Drahtzieher im Grand-Prix-Sport.