• 26.06.2006 11:46

100 Jahre Grand-Prix-Geschichte mit Renault

Vor genau 100 Jahren gewann Renault den ersten Grand Prix der Geschichte - mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 101,19 km/h...

(Motorsport-Total.com/sid) - Es war ein heißer Tag, als Renault vor genau 100 Jahren am 27. Juni 1906 den ersten Grand Prix der Motorsportgeschichte gewann und den Grundstein für die heutigen Erfolge von Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso legte. Beim Großen Preis von Frankreich auf einer Piste östlich von Le Mans triumphierte nach zwei Tagen und der stolzen Gesamtdistanz von 1.240 Kilometern der Ungar Ferenc Szisz. Er kassierte die damals stolze Summe von 45.000 Francs und wurde über Nacht ein Star.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso gewann 100 Jahre nach Ferenc Szisz in Kanada für Renault

"Es ist unglaublich, was damals geleistet wurde", sagt Alonso. Der Siegerwagen seines Vorgängers war ein nur 90 PS starker Zweisitzer mit stolzen 13 Litern Hubraum, der es auf die damals unglaubliche Höchstgeschwindigkeit von 154 Stundenkilometern brachte. Der Vierzylinder erreichte Drehzahlen von 1.200. Zum Vergleich: Der Achtzylinder-Dienstwagen von Alonso mobilisiert 700 PS aus 2,4 Litern Hubraum und wird über 300 km/h schnell. Das Triebwerk erreicht 19.000 Umdrehungen pro Minute.#w1#

Als es im Grand-Prix-Sport noch Beifahrer gab...

Bremsen gab es vor 100 Jahren nur an der Hinterachse, die Kraftübertragung erfolgte über ein damals revolutionäres Dreiganggetriebe. Mit 990 Kilogramm war der Renault ein Schwergewicht - heute bringt ein Formel-1-Bolide dank Kohlefasertechnik gerade 605 Kilogramm auf die Waage. Das Regelwerk war beim Großen Preis von Frankreich dagegen vor einem Jahrhundert recht einfach: Das Fahrzeug durfte ein Gewicht von 1.000 Kilogramm nicht überschreiten - ohne Polsterung, Hupe und Werkzeugkasten - und der Wechsel von Fahrer und Beifahrer war unzulässig.

Zum Erfolgsgeheimnis von Renault wurden die abnehmbaren Radfelgen von Michelin: Während andere Fahrer beim Reifenwechsel mühevoll die heißen Gummireste von den Felgen kratzen mussten, tauschten der gut trainierte Szisz und sein Beifahrer die hölzernen Kompletträder in kaum vier Minuten aus. Der 1873 geborene Ungar hatte eine Karriere vom Schlosser zum Ingenieur hinter sich und war seit 1900 bei Renault als Fahrer unter Vertrag. Die Unternehmensgründer Louis und Marcel Renault, der später tödlich verunglückte, saßen damals auch selbst als Rennfahrer am Steuer.

Belastungsprobe für Mensch und Material

Das Rennen vor 180.000 Zuschauern entwickelte sich bei Temperaturen bis 40 Grad zur Belastungsprobe für Mensch und Material, denn der von den Fahrzeugen aufgewirbelte Teer erzeugte bei einigen Fahrern Verbrennungen. Szisz fuhr klug und hatte schon nach dem ersten Tag einen Vorsprung von 26 Minuten herausgefahren. Selbst der Bruch einer Hinterachsfeder konnte ihn nicht mehr aufhalten - nach zwölf Stunden, 14 Minuten und sieben Sekunden fuhr er als Sieger mit 32 Minuten Vorsprung über die Ziellinie. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit von 101,19 km/h war für die damalige Zeit eine Sensation.

"Szisz war bewundernswert. Ohne wie ein Rennmonster zu wirken, gab er ein kraftvolles Beispiel für Kraft und Geschwindigkeit", schrieb das 'Journal Paris Illustre'. Szisz setzte seine Karriere bis zum Ersten Weltkrieg fort. 1944 starb der erste Grand-Prix-Champion im Alter von 71 Jahren in Auffargis bei Paris, wo er auch heute noch begraben liegt.