• 13.10.2004 13:33

  • von Marco Helgert

100 Jahre FIA - eine Erfolgsgeschichte

1904 schlossen sich 13 Automobilklubs zusammen - 100 Jahre später ist dieser Zusammenschluss eine der mächtigsten Organisationen

(Motorsport-Total.com) - Die FIA - Federation Internationale de l'Automobile - wird 100 Jahre alt. Viel hat sich auf dem Gebiet der motorisierten Fortbewegungsmittel und des Motorsports seither bewegt. Auch wenn sich die FIA heute mehr denn je um das Automobil als solches kümmert, gegründet wurde die Vereinigung basierend auf den motorsportlichen Aktivitäten zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Die führende Rolle dabei spielte ohne Zweifel Frankreich.

Titel-Bild zur News: FIA

Die FIA ist nicht nur 100 Jahre alt, sondern auch stärker als je zuvor

Auch heute noch hat die FIA ihren Sitz in Paris, und auch heute ist zumindest die inoffizielle "Amtssprache" Französisch. Die Deutschen mögen das Automobil erfunden, die Amerikaner es zum Massenprodukt gemacht und die Japaner neue Produktionstechnologien eingeführt haben - auf die Idee, Wettkämpfe auf den damals noch motorisierten Ungeheuern auszutragen, kamen die Franzosen.#w1#

So war es nicht verwunderlich, dass der ACF (Automobile Club de France) bei der Gründung federführend war. Die großen Veranstaltungen in der Gründerzeit des Motorsports waren die Rennen von Stadt zu Stadt. Paris-Bordeaux oder Marseille-Madrid waren die Meilensteine dieser Kategorie. Doch die Autos waren bereits atemberaubend schnell - und gefährlich, nicht nur für die Fahrer, sondern vor allem für die Zuschauer, die entlang der Strecke standen.

13 Automobilklubs schlossen sich zusammen

Doch es fehlte der Einigungswille der verschiedenen Automobilklubs, die, wie auch die frühe FIA, rein aristokratische Klubs waren. Hierfür sorgten erst die Rennen zum 'Gordon Bennett Cup'. Erstmals waren Delegationen aus anderen Ländern aktiv beteiligt und eingeladen. Eine Veranstaltung im Jahr brachte alle Klubs zusammen und diese begannen, auch für andere Rennen ein gemeinsames Regelwerk auszuarbeiten.

Auf einer Konferenz am 20. Juni 1904 war es soweit. Am Rande des Gordon-Bennett-Cup-Rennens, das in jenem Jahr nördlich von Frankfurt/Main ausgetragen wurde, trafen sich die Automobilklubs der Länder Frankreich, Deutschland, Großbritannien/Irland, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Italien, Schweiz, Spanien, der USA, Russland, Dänemark und Portugal. Recht schnell wurde beschlossen, eine gemeinsame Organisation zu gründen: Die 'Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus' (AIACR, der FIA-Vorläufer) war geboren.

Der erste Vorsitzende, jene Rolle, die heute Max Mosley begleitet, wurde der Belgier Baron Etienne de Zuylen. Der Einfluss der neu gegründeten Gruppe blieb vorerst überschaubar. Vornehmlich war es der ACF, der das Renngeschehen in Europa diktierte. Doch auch diese Rennen, bereits oft Grands Prix genannt, liefen im Rahmen der sportlichen Regeln, welche von der AIACR ausgegeben wurden.

'AIACR' gewann massiv an Einfluss

Ab den 20er Jahren wurde der Einfluss größer. Europaweite Rennaktivitäten brachten den Motorsport in alle Herren Länder. 1922 entstand so eine Unterkommission, die CSI (Commission Sportive Internationale), welche sich ausschließlich um den Motorsport kümmerte und generelle Regeln für den Grand-Prix-Sport durchsetzte. Die CSI war schlanker organisiert, nur Frankreich, Italien, Großbritannien, die USA, Belgien und Österreich besaßen anfänglich ein Mitspracherecht.

Die Fangemeinde des Motorsports wuchs nun stark an, und die AIACR trug dem Rechnung. Der Rennsport wurde neu organisiert, der zehn Klassen umfassende Tourenwagensport wurde aufgelöst. Nunmehr waren es nur Renn- oder Sportwagen, die Rennen austrugen. Während die CSI sich dem Motorsport annahm, konzentrierte man sich in der AIACR bereits auf die Entwicklungen der Straßenautos und auf den Tourismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der weitere Aufstieg, wieder federführend vom ACF begleitet. Rennen fanden wieder statt, nur Deutschland musste bis 1950 von internationalen Veranstaltungen fernbleiben. Rasch fanden Traditionsrennen wieder statt, verschiedene Fahrzeugklassen bildeten sich heraus, die schließlich zur Formel 1 und Formel 2 wurden. Die FIA schrieb für 1950 erstmals eine Formel-1-Weltmeisterschaft aus, in welche die 500 Meilen von Indianapolis eingebunden wurden. Ein Tribut an den Titel Weltmeisterschaft, denn alle anderen Rennen fanden in Europa statt.

Die FIA der Neuzeit - viele neue Aufgaben

Bekanntlich wurde die Formel 1 ein Erfolg, im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nahm die FIA auch andere Serien unter ihre Fittiche: Rallye, GT-Sport, Karts, Trucks, Dragster-Sport, Bergrennen und andere Disziplinen. Auch die Mitglieder der FIA, wie der ADAC in Deutschland, der 'AAA' in den USA oder 'JAF' in Japan wuchsen.

Heute kann die FIA auf 100 Jahre Arbeit zurückblicken, zehn Präsidenten zeigten sich in dieser Zeit für die Geschicke der Organisation verantwortlich - fast keiner entging dabei der öffentlichen Kritik. Auch der elitäre Kreis der aristokratischen Automobilklubs ist verschwunden. Heute gehören 160 allgemeine Klubs aus mehr als 120 Ländern der FIA an. Doch das Wichtigste ist: Die FIA ist noch immer eine eigenständige Vereinigung, die weder direkt der Politik oder der Wirtschaft unterstellt ist. Dieser Garant der Unabhängigkeit muss auch weiter gewahrt bleiben.

Die FIA feierte sich mit einer Gala-Veranstaltung selbst. Dabei stand nicht nur der Motorsport im Mittelpunkt. Die Aufgaben wurden in jüngsten Jahren stark ausgedehnt. So ist die Sicherheit auf den Straßen ein weiteres Arbeitsfeld, auf dem bereits unheimlich viel geleistet wurde, nun müsse man die gewonnenen Erkenntnisse auch auf die ärmeren Länder der Welt ausdehnen.

Auch der Umweltschutz spielt eine immer wichtigere Rolle. So arbeitet die 'FIA Foundation' eng mit der UNO zusammen, um Kraftstoffe und Autos umweltfreundlicher zu machen und auf Gefahren hinzuweisen. Die Aufgaben der FIA sind heute fast unüberschaubar, doch ohne Zweifel ist ihre internationale Stellung so stark, dass sie einen großen Einfluss ausüben kann. 100 Jahre FIA, in denen es viele Probleme zu bewältigen gab, die kommenden 100 Jahre könnten da fast einfacher werden.