Wendlinger-Kolumne: "Denke nicht mehr an die Meisterschaft"
Karl Wendlinger in seiner aktuellen Kolumne über den Ausfall beim Saisonhighlight in Spa-Francorchamps und die Aussichten für die zweite Saisonhälfte
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Karl Wendlinger wurde in Belgien mit Pokalen für seine 14 FIA-GT-Siege geehrt
leider ist mir vom großen Saisonhighlight in Spa-Francorchamps im Rückblick nur eines hängen geblieben: unser Ausfall. Das ist extrem schade, weil wir wieder sehr konkurrenzfähig gewesen wären. Nach sechs Stunden lagen wir mit unserem Aston Martin wirklich aussichtsreich nur knapp hinter der Corvette von Mike Hezemans und dem Gigawave-Auto. Auch die beiden führenden Maseratis waren noch in der gleichen Runde. Das heißt, es wäre alles drin gewesen.
Wir sind extrem gute Rundenzeiten gefahren und alle vier Jetalliance-Fahrer sind mit dem Auto richtig gut zurecht gekommen. Es hätte eigentlich alles gepasst. Es gibt im Nachhinein nichts, wo man jetzt sagen müsste, dass wir etwas ändern müssen nach dem 24-Stunden-Rennen. Wir müssen jetzt die Standfestigkeit hinbekommen und durchfahren. Das ist wichtig.#w1#
Vielleicht haben wir zu viel über unseren Ausfall im vergangenen Jahr gesprochen, denn irgendwie ist es wie verhext: Auch in diesem Jahr sind wir nach sechseinhalb Stunden aus dem Rennen gerissen worden - Die verflixte siebte Stunde. Ich habe den Unfall gut überstanden, was erstmal wichtig ist. Aber ich weiß bis heute nicht, wie der Unfall eigentlich zu Stande gekommen ist, ich kann es mir nicht erklären. Sofort am Beginn meines Bremsmanövers brach das Auto schlagartig aus und drehte sich um 180 Grad um die eigene Achse. Es kommt zwar immer wieder vor, dass bei Bremsmanövern die Hinterräder zu blockieren beginnen - aber in diesem Fall war ich absolut chancenlos, das Auto war nicht zu kontrollieren.
Leider habe ich dann noch die Corvette getroffen. Ich habe den Ernst Moser von Phoenix angerufen und ihm gesagt, dass es mir leid tut, ich in diesem Fall aber wirklich nichts dafür kann. So etwas ist aber immer blöd, wenn bei solch einem Zwischenfall ein Konkurrent auch noch getroffen wird.

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Die Jetalliance-Mannschaft fuhr auch in Spa-Francorchamps mit Olympischen Ringen Zoom
Unsere Autos sind immer perfekt vorbereitet, dadurch haben wir heuer auch schon zwei Rennen gewinnen können, sind andererseits aber schon dreimal ohne Schuld des Teams ausgeschieden. Das macht es einfach extrem Schade. Von 60 möglichen Punkten haben wir jetzt 24 und das ist ganz bestimmt zu wenig.
Daher beschäftige ich mich mit der Meisterschaft jetzt nicht mehr. Lang herumreden nützt mir auch nichts. Wir haben im letzten Jahr nach Spa auch 20 Punkte Rückstand gehabt und konnten das dann noch fast ganz aufholen, aber wir können jetzt nicht so einfach sagen: Heuer wiederholen wir das. Wir müssen jetzt das Auto für Bukarest komplett neu aufbauen. Wir müssen durchkommen und möglichst volle Punkte holen. Schnell genug sind wir auf jeden Fall.
Ich nehme von dem Spa-Wochenende aber ganz bestimmt noch ein paar positive Dinge mit. Unser Team hat toll gearbeitet, der Wagen war schnell und wichtig war auch, dass wir als Jetalliance-Fahrerquartett uns gut verstanden und aufeinander eingestellt haben. Sonst fahren wir ja nur zu zweit auf einem Auto, dieses Mal waren wir aber zu viert. Man muss sich halt sonst nur auf einen Teamkollegen einstellen, jetzt auf drei. Das hat richtig gut funktioniert.
Für mich persönlich gab es noch eine ganz besondere Anerkennung da am Wochenende in den Ardennen. Ich habe dort eine riesige Trophäe bekommen, weil ich die meisten FIA-GT-Siege habe. 14 Mal habe ich gewonnen und dafür gab es für mich einen Pokal, den ich behalten darf und eben eine Art Wanderpokal, den ich wieder abgeben muss, falls mich einer überholt. Im Moment gehört diese riesige Trophäe aber erst einmal mir und ich will versuchen, meine Siegbilanz weiter auszubauen.
Bis zum nächsten Rennen in Bukarest bin ich so viel wie möglich zuhause. Ich habe ein paar Sponsorentermine, aber sonst nutze ich die Zeit mit der Familie, weil meine Kinder zurzeit Ferien haben. Außerdem schaue ich natürlich auch einige Wettkämpfe von Olympia. Leichtathletik finde ich spannend, besonders die Sprints. Die Schwimm-Wettbewerbe schaue ich auch gerne und natürlich auch das Stabhochspringen der Frauen. Dabei kann man dann das Wochenende in Spa auch ganz gut vergessen und voll motiviert in Bukarest an den Start gehen. Dazu dann in der nächsten Kolumne mehr. Drückt mir die Dauen!


