Abu Dhabi: Lotus bringt neue Teile und will cleverer agieren

Das Lotus-Team will sich in Abu Dhabi nicht wie in Indien bei der Abstimmung verpokern und hofft auf das Update - Kimi Räikkönen will seine Bilanz aufbessern

(Motorsport-Total.com) - Nach der starken ersten Saisonhälfte sah Lotus wie ein Geheimtipp in der Weltmeisterschaft aus. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis beim Teams aus Enstone der Knoten platzt und zumindest der erste Sieg gelingt. Sogar eine Siegesserie schlossen einige Experten nicht aus, denn für die zweite Saisonhälfte kündigte das Team revolutionäre Entwicklungen wie das Doppel-DRS an. Doch der Schuss ging nach hinten los, und das System konnte nie im Rennen eingesetzt werden. Und auch die Performance des Teams ließ mehr und mehr nach.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Rasen in der Dämmerung: Lotus hofft in Abu Dhabi auf ein Erfolgserlebnis Zoom

Nur die Konstanz von Kimi Räikkönen sorgte schließlich dafür, dass sich der Finne, der seinen Vertrag eben für 2013 verlängert hat, drei Rennen vor Schluss immer noch theoretische Hoffnungen auf den WM-Titel ausrechnen darf. Im Gegensatz zu den vergangenen zwei Kursen kennt er die Strecke in Abu Dhabi: "Bisher habe ich dort nur ein Rennen bestritten - mein letztes mit Ferrari und mein letztes vor dem Wechsel in den Rallyesport."

Räikkönen will Abu-Dhabi-Bilanz aufbessern

Räikkönen hat schlechte Erinnerungen an Abu Dhabi 2009: "Das war ein langweiliges Rennen, das muss ich wirklich sagen! Ich beendete das Rennen als Zwölfter und konnte während des Rennens nichts dagegen tun. Ich hoffe, dass ich meine Bilanz auf dieser Strecke verbessern kann, und ich bin sicher, dass das Rennen dieses Jahr interessanter werden wird."

"Das Layout macht es wirklich herausfordernd, zu überholen." Kimi Räikkönen

Er weiß, dass es auch am Streckenlayout liegt, dass die Rennen nicht immer für Begeisterung sorgen: "Die Einrichtungen sind einzigartig, aber das Layout macht es wirklich herausfordernd, zu überholen, denn es gibt nicht viele Möglichkeiten dafür. Man muss wirklich ein gutes Qualifying hinkriegen, um vorne zu sein und ein gutes Ergebnis zu erreichen. Es gibt viele Kurven, und man benötigt einen guten allgemeinen Abtrieb und Grip. Auch über die Randsteine muss das Auto gut funktionieren."

Dass das Rennen in der Dämmerungen stattfindet, hält er für eine gute Idee: "Die Mischung aus Tag und Nacht sorgt für eine Herausforderung, die wir auf keiner anderen Strecke haben. Wir starten bei Sonnenschein und wir kommen bei Flutlicht ins Ziel. Das ist anders, interessant und auch spektakulär."

Was in Indien schieflief

In Indien hatte Räikkönen große Probleme mit der Abstimmung seines Lotus-Boliden, denn durch den niedrigen Topspeed hatte er keine Chance, am Ferrari-Piloten Felipe Massa vorbeizugehen. Somit musste er sich mit Platz sieben begnügen - ein Rückschlag im WM-Rennen. "Ich hatte dort eine sehr gutes Auto, aber ich konnte es überhaupt nicht nutzen, da ich auf der Gerade einfach nicht überholen konnte", sagt der Finne.

"Das war sehr enttäuschend, aber so kann es auch laufen. Wir haben uns am Samstag beim Setup für das Qualifying dafür entschieden und dann den Preis gezahlt. Wir hatten den Speed, aber nicht an der richtigen Stelle. Wenn man hinter jemandem liegt, dann kann man nicht viel tun", zeigt er sich frustriert. Die Ursache war eine Fehleinschätzung der Lage: "Ich dachte wirklich, dass wir ein Auto hatten, mit dem wir um das Podest kämpfen könnten, da unsere Rundenzeiten gut waren, aber der Fehler am Samstag hat alle Hoffnungen zunichte gemacht."

Räikkönen gibt Titel auf

Daher rechnet sich nun auch Räikkönen kaum noch Titelchancen aus: "Das hat sich ziemlich erledigt, aber hoffentlich haben wir beim nächsten Rennen den Speed um mehr WM-Punkte zu holen." Das Auto sollte es seiner Meinung nach auf jeden Fall zulassen: "Hoffentlich sind wir etwas klüger und nutzen unseren Rennspeed etwas besser. Das Auto ist gut, und wenn es uns gelingt, uns weiter vorne zu qualifizieren, dann wären wir in einer guten Position, um das Beste aus den nächsten Rennen zu machen."

"Der Titel hat sich ziemlich erledigt." Kimi Räikkönen

Wie auch immer diese Rennen ausgehen - Räikkönen zieht schon jetzt eine positive Comeback-Bilanz: "Diese Saison hat mir gezeigt, dass ich das Rennfahren immer noch so sehr wie früher liebe. Ich wäre natürlich nicht zurückgekehrt, wenn ich nicht dieses Gefühl gehabt hätte. Ein Formel-1-Auto zu fahren ist für mich nach wie vor inspirierend, und ich habe die gleiche Leidenschaft wie früher."

Dazu trägt auch sein Team bei: "Ich bin hier sehr glücklich - mit der Art, wie sie arbeiten, wie sie an die Rennen herangehen und wie sie sich bemühen, das Auto zu entwickeln. Mit den Fortschritten, die hinter den Kulissen in Enstone erzielt werden, können wir nächstes Jahr noch öfter um Podestplätze kämpfen. Zudem können wir die anderen im Kampf um die Weltmeisterschaft noch stärker herausfordern." An ihm soll es jedenfalls nicht scheitern, meint er: "Meine Motivation ist so groß wie immer. Ich will unbedingt weitermachen."

Grosjean schwärmt von Indien-Leistung

Teamkollege Romain Grosjean hielt sich nach nach Südkorea auch in Indien aus allen Problemen heraus und sicherte sich mit Platz neun immerhin zwei WM-Punkte. "Das war ehrlich gesagt eines meiner besten Rennen in dieser Saison", ist er mit seiner Leistung hochzufrieden. "Ich bin in jeder Runde mit 100 Prozent gefahren. Ich hatte einen guten Start und habe dann wirklich gepusht, um Punkte zu holen - dabei hatte ich einige gute Überholmanöver. Leider blieb ich hinter einem Force India hängen - wie in Südkorea. Daher kenn ich die Heckansicht dieses Autos jetzt schon sehr gut. Hoffentlich sehen sie bald mein Auto von hinten. Das Rennen war dennoch gut, das Auto war gut, und der Boxenstopp war fantastisch. Ich glaube, dass wir vom Anfang bis zum Ende der Boxengasse die Zweitschnellsten im gesamten Feld waren - so etwas ist immer gut."

"Das war ehrlich gesagt eines meiner besten Rennen in dieser Saison." Romain Grosjean

Zudem kam er erstmals in den Genuss des neuen Coanda-Auspuffs, den Räikkönen bereits beim Rennen davor einsetzte: "Wir verstehen den Coanda-Auspuff jetzt viel besser. Wir müssen jetzt daran arbeiten, bei Bedingungen mit wenig Grip bessere Resultate zu erreichen, vor allem im Qualifying, wo wir uns verbessern können. Im Rennen ist das Auto wie immer sehr gut. Daher werden wir daran weiterarbeiten und versuchen, in Abu Dhabi ein gutes Ergebnis zu erreichen."

Der Franzose hofft vor allem auf einen besseren Auftakt des Wochenendes: "Die ersten drei Trainings liefen in Indien nicht gut. Ich hatte nicht auf Anhieb das richtige Gefühl für das Auto - das hat uns zurückgeworfen, und das müssen wir für Abu Dhabi in Ordnung bringen. Unser Ziel ist es, gut zu starten, hart zu arbeiten und mit mehr Wissen in das Qualifying zu gehen."

Grosjean siegte bereits in Abu Dhabi

Er freut sich auf das Wochenende: "Abu Dhabi ist ein weiterer exotischer Schauplatz. Die Strecke wird nicht sehr oft benutzt, daher wird es am Anfang des Wochenendes wenig Grip geben. Die Strecke sieht im TV sehr schön aus, und es gibt viele Zweiter-Gang-Kurven, die dem E20 liegen sollten. Ich freue mich darauf."

Er hat gute Erinnerungen an den Yas Marina Circuit: "Ich kenne ihn auch sehr gut. Im Vorjahr holte ich dort die Pole-Position und wurde beim GP2-Asia-Rennen Zweiter, außerdem habe ich dort auch ein Rennen der GT1-WM gewonnen. Zudem kehrte ich im Vorjahr auf diesem Kurs in einem Freien Training in die Formel 1 zurück, also freue ich mich auf ein Wiedersehen. Normalerweise ist es dort sonnig, und es ist ein schöner Ort."

Neue Teile geben Hoffnung

Auch in Abu Dhabi muss Grosjean zunächst mit wenig Grip zurecht kommen, weil die Strecke selten benutzt wird. Er hofft aber auf etwas Unterstützung durch ein Rahmenrennen: "Wir haben ja die V8-Supercars, sie könnten die Strecke also etwas säubern. Hoffentlich gibt es etwas mehr Grip als in Indien, denn ich bremse gerne spät, und das ist etwas schwierig, wenn es keinen Grip gibt."

"Hoffentlich gibt es etwas mehr Grip als in Indien." Romain Grosjean

Er setzt außerdem Hoffnungen in die neuen Teile, die das Team nach Abu Dhabi bringen wird: "Das ist sehr befriedigend und sehr wichtig für uns, wie für jeden anderen im Feld. Alles, was wir jetzt finden und das am Auto funktioniert, können wir auch nächstes Jahr verwenden. Der Entwicklungsprozess ist fortlaufend - für die Gegenwart und für die Zukunft."