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  • 05.05.2008 12:38

  • von Britta Weddige

McNish dachte ans Anhalten und Aussteigen

Audi-Pilot Allan McNish bekam den Horrorcrash seines Freundes Stéphane Ortelli aus nächster Nähe mit - Dank an die Sicherheitsbemühungen der FIA

(Motorsport-Total.com) - Der Horrorcrash von Stéphane Ortelli beim LMS-Rennen in Monza ließ bei allen Beobachtern den Atem stocken - vor allem bei Audi-Pilot Allan McNish, der den Unfall aus allernächster Nähe auf der Strecke mitbekam. "Ich war gerade in die erste Rechtskurve nach der Start-Ziel-Geraden gefahren, als ich im Augenwinkel eine Staubwolke sah", berichtete der Schotte in seiner Kolumne bei 'autosport.com'. "Ich bin sofort nach außen gefahren und vom Gas gegangen, für den Fall dass sich jemand gedreht hat und vor mir quer über die Strecke schießt."

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Allan McNish erlebte den Horrorunfall von Monza aus der Cockpit-Perspektive

Das nächste, was McNish sah, war ein Auto, das sich direkt vor ihm mehrfach überschlug. Am Helm konnte er sofort erkennen, dass es sich um seinen Freund Stéphane Ortelli handelte, mit dem er 1998 in Le Mans gewonnen hatte und mit dem er auch privat eine enge Freundschaft pflegt.#w1#

Was tun in dieser Situation?

"Ich musste Trümmerteilen des Getriebes, der Flügel, der Aufhängung und Gott weiß, was sonst noch ausweichen", erklärte McNish. Für den Bruchteil einer Sekunde habe er überlegt, anzuhalten und auszusteigen. "Aber was hätte ich tun können? Ich bin ein Fahrer, kein Arzt. Ich habe per Funk das Audi-Team verständigt und gebeten, dass ein Arzt geschickt wird. Aber das Ärzte-Team der Rennstrecke hatte die Lage da schon unter Kontrolle."

"Aber was hätte ich tun können? Ich bin ein Fahrer, kein Arzt." Allan McNish

Als er per Funk die Nachricht bekam, dass Ortelli sich im Cockpit bewege, sei er "sehr, sehr erleichtert gewesen", berichtete McNish. Zwischen zwei Piloten, die sich ein Auto teilen "gibt es ein spezielles Band, das über ein professionelles Verhältnis hinausgeht", umschreibt der Schotte seine Verbindung zu Ortelli: "Man versteht sich blind und baut auch eine enge emotionale Verbindung auf. Die Beziehung zwischen zwei Fahrern, die sich ein Auto teilen, ist ein bisschen wie eine Ehe."

Nur die Hälfte mitbekommen

Noch dankbarer für den glimpflichen Ausgang sei er gewesen, als er zu Hause einen Videoclip des Unfalls gesehen habe. "Da habe ich erst realisiert, dass das Auto in weniger als einem Meter Entfernung hinter dem Heck meines Audis vorbei flog. Das war ein richtiger Schock. Ich dachte, ich hätte den ganzen Unfall gesehen. Aber in Wirklichkeit hatte ich nur die zweite Hälfte mitbekommen."

"Da habe ich erst realisiert, dass das Auto in weniger als einem Meter Entfernung hinter dem Heck meines Audis vorbei flog." Allan McNish

Der Ortelli-Unfall habe gezeigt, wie sicher auch die Sportwagen inzwischen geworden seien. Zwar könne man Unfälle nicht verhindern, aber ihre Folgen reduzieren. "Die Tatsache, dass Stéphane sich nur den Knöchel gebrochen hat - das ist eine leichte Verletzung und Yannick Dalmas hat das auch schon beim Einkaufen geschafft - haben wir den Bemühungen von Max Mosley, der FIA und des ACO zu verdanken, die die Sicherheit von Autos und Strecken in den vergangenen Jahren enorm verbessert haben", so McNish. Ohne diese Verbesserungen hätte er in den vergangenen Jahren wohl ein oder zwei Kollegen verloren.