Dolan hakt Silverstone-Crash ab: "Unfälle sind Teil des Sports"

Simon Dolan hat mit dem Crash in Silverstone abgeschlossen und nimmt den schuldigen Ferrari-Kollegen aus dem Schussfeld: "Nicht mit Absicht gemacht"

(Motorsport-Total.com) - Die Schrecksekunde aus Silverstone hat Simon Dolan mittlerweile vergessen. Körperlich hat der Jota-Pilot keine Beeinträchtigungen erleiden müssen, einzig das Ergebnis war nach der missglückten Überrundungs-Aktion gegen einen GT-Ferrari und dem harten Einschlag in die Mauer futsch. Doch ansonsten blieben dem Engländer Nachhaltigkeiten erspart, weswegen er auch offen über den Unfall beim ELMS-Rennen Ende April sprechen kann - und dem Ferrari-Piloten, der den Crash ausgelöst hat, verzeihen kann.

Titel-Bild zur News: Harry Tincknell, Marc Gene

Der Jota-Zytek schützte Simon Dolan in Silverstone vor größeren Verletzungen Zoom

"Ich denke nicht, dass er das mit Absicht gemacht hat", hegt der Geschäftsmann bei 'speedchills.com' keinen Groll auf seinen Kollegen. "Wenn ich glauben würde, dass jemand dies tun würde, dann würde ich keine Rennen fahren." Stattdessen glaubt Dolan, dass sein Gegner ihn einfach übersehen habe. Das kann passieren - sollte aber nicht. "Ich bin in die Wand gefahren und war aus dem Rennen, ich bin daher nicht sicher, ob das wirklich eine gültige Entschuldigung ist."

Doch Dolan akzeptiert, dass Unfälle ein Teil des Rennsportes sind. Wenn man im Auto sitzt, denke man gar nicht darüber nach, weil man viel zu sehr damit beschäftigt sei, das Auto gerade in der Spur zu halten. Dennoch dürfe Sicherheit nicht zu kurz kommen, fordert er. Und da müssten sich alle Kollegen an die eigene Nase fassen. "Man kann schnell oder langsam sein, aber man kann immer sicher sein", so Dolan. "Sicher sein bedeutet, dass man sich immer dessen bewusst ist, was um einen herum ist."

Lob für Prototypen-Sicherheit

"Wäre ich in einem GT-Fahrzeug gewesen, dann hätte ich jetzt gebrochene Beine." Simon Dolan

Das war sich der Ferrari-Pilot in Silverstone anscheinend nicht, als er Dolans Zytek übersah, wodurch der Brite in Chapel zu weit nach außen kam und die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. Zum Glück kam Dolan aber mit ein paar kleineren Schrammen davon. "Wäre ich in einem GT-Fahrzeug gewesen, dann hätte ich jetzt gebrochene Beine", lobt er die Sicherheit der Prototypen und stellt heraus: "Die Prototypen sind so gebaut, dass man einen verdammt heftigen Einschlag hinnehmen kann und trotzdem mit nichts Schlimmerem als einer Gehirnerschütterung, ein paar Wunden und Prellungen herauskommt." Auch darum würde er nicht mehr in ein GT-Fahrzeug steigen.

Denn dass ein heftiger Unfall im Zweifel auch einmal anders ausgehen kann, hat das vergangene Jahr gezeigt. Allan Simonsen, Sean Edwards und Andrea Mame sind nur drei Piloten, die 2013 ihr Leben auf der Rennstrecke ließen. Natürlich kommen auch Dolan diese Unfälle in den Kopf. Größere Gedanken um die Sicherheit macht er sich deswegen aber nicht: "Ich denke, dass alle drei Freak-Unfälle waren, und es ist einfach Zufall, dass sie alle auf einmal passiert sind."

"Ich denke, dass alle drei Freak-Unfälle waren, und es ist einfach Zufall, dass sie alle auf einmal passiert sind." Simon Dolan über tödliche Unfälle 2013

In seinem Zytek-Gefährt fühlt er sich sicher, zumal er erklärt, dass schlimme Unfälle zu jeder Zeit an jedem Ort passieren können. "Michael Schumacher zum Beispiel ist viele Jahre gefahren und hatte viele Unfälle - in einem seiner letzten Rennen ist sogar ein Auto wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbei geflogen. Dann geht er mit Frau und Kindern Skifahren und es passiert."

Risiko häufig unvermeidbar

Seiner Meinung nach könne man nur eines tun: "Es geht darum, das Risiko zu minimieren." Und das gilt auch für die Rennstrecke - zumindest so gut es geht. Doch in Silverstone sei es dem Briten gar nicht möglich gewesen, das Risiko zu minimieren. Denn an einer anderen Stelle wäre es mit seinem Boliden schwer gewesen, den Ferrari zu überholen. Testfahrten in Paul Ricard haben gezeigt, dass der Jota-Zytek am Ende der langen Geraden mit 274 km/h unterwegs gewesen ist - der Ferrari hingegen mit 287 km/h.


Simon Dolans Unfall in Silverstone

"Das Problem ist: Obwohl wir auf einer Runde schneller sind, können wir nur in den Kurven an ihnen vorbeigehen. Das ist okay, wenn man der Person vor sich trauen kann. Aber wenn man jemand unerfahrenen oder nicht ganz so guten vor sich hat - oder jemanden, der dich nicht sieht - dann können sie in dich reinziehen", so Dolan. Auch er hätte lieber auf der Geraden überholt, musste aber häufig das riskantere Manöver in den Kurven auf sich nehmen. "Im Rennen musste ich das häufig machen, denn wenn man jedes Mal zögert, dann ist man schnell 20 Sekunden hintendran."

Und so bleibt dem Engländer nach dem Heimrennen in Silverstone die Erkenntnis, dass es im Motorsport nicht ohne Risiko geht, dass man es aber größtenteils minimieren sollte. Übrigens: Auch er nimmt sich in die Verantwortung des bewussten Fahrens mit ein, muss aber zugeben, dass auch er nicht immer vor Fehlern gefeit ist: "Das passiert jedem. Beim Testen im vergangenen Jahr habe ich es geschafft, ein Loch in Zytek-Form in der Seite von Jaques Nicolets Oak zu hinterlassen. Manchmal kann man einfach nur hingehen und sagen: 'Es tut mir leid. Ich habe das wirklich vermasselt.'"