• 23.02.2021 15:45

AsLMS-Champion Rene Binder: "Hoffentlich nicht der letzte Titel"

Rene Binder spricht im Interview über seinen Titelgewinn mit Ferdinand Habsburg und Yifei Ye für G-Drive in der Asiatischen Le-Mans-Serie und über seine Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Rene Binder feierte am vergangenen Samstag auf dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi gemeinsam mit seinem österreichischen Landsmann Ferdinand Habsburg und dem jungen Chinesen Yifei Ye den Titelgewinn 2021 in der Asiatischen Le-Mans-Serie (AsLMS). Im Interview spricht Binder über seinen starken Auftritt im Meisterteam G-Drive und über seine Zukunft im Langstreckensport.

Titel-Bild zur News: Yifei Ye, Rene Binder, Ferdinand Habsburg

AsLMS-Champions 2021: Yifei Ye, Rene Binder, Ferdinand Habsburg Zoom

Frage: "Rene, zunächst einmal herzliche Gratulation zum Titelgewinn und zu einer makellosen Vorstellung, die es im Finish dieser sehr speziellen Meisterschaft auch gebraucht hat."

Rene Binder: "Vielen Dank! Ja, es ist noch einmal unnötig spannend geworden, weil wir im letzten Rennen einige chaotische Boxenstopps hatten. Dadurch habe ich meine Führung verloren und bei meinem Teamkollegen, Yifei Ye, ist beim Stopp sogar zweimal alles danebengegangen. Wenn drei Autos gleichzeitig dieselbe Box ansteuern, ist das eben mindestens ein Auto zu viel. Es waren zwar genügend Mechaniker da, aber viel zu wenig Platz."

Frage: "Ihr habt unterm Strich immerhin zwei Rennsiege und einen zweiten Platz in vier Rennen erzielt. Da war Platz vier zum Abschluss nur ein kleiner Schönheitsfehler, oder?"

Binder: "Das sehe ich aus so. Wir hatten ein Top-Auto und durchaus den Speed, um alle vier Rennen zu gewinnen. Und das, obwohl auch Jota, Phoenix und unser zweites Auto im Team von G-Drive stark besetzt waren. Die wollten sich natürlich alle direkt für die 24 Stunden von Le Mans qualifizieren. Die AsLMS war an der Spitze sicher schon lange nicht mehr so stark besetzt wie diesmal."

Frage: "Gegen Vandoorne, Blomqvist und Gelael sind Sie ja schon in den Nachwuchsformeln gefahren. Wie war das Gefühl, in der AsLMS noch einmal gegen diese Jungs anzutreten?"

Binder: "Die wichtigste Erfolgsvoraussetzung im Motorsport ist und bleibt ein konkurrenzfähiges Paket. Das war mir immer klar und daran habe ich auch gleich in Dubai denken müssen, als wir zum Auftakt überlegen gewonnen haben. Ich kann mich nur noch einmal bei G-Drive bedanken und hoffen, dass ich auch meinen Marktwert im Langstreckensport ein bisschen steigern konnte."

Frage: "Ihre Aufgabe bei G-Drive bestand jeweils darin, das Auto sicher durch die ersten Runden zu bringen, Sprit zu sparen und dennoch in Führung liegend zum ersten Fahrerwechsel an die Box zu kommen, nicht wahr?"

Yifei Ye, Rene Binder, Ferdinand Habsburg

AsLMS-Champions 2021: Yifei Ye, Rene Binder, Ferdinand Habsburg Zoom

Binder: "Ich denke, dass sie bei G-Drive mit meiner Leistung zufrieden waren. Die Rückmeldungen vom Renningenieur und von der Teamführung waren zumindest sehr positiv. Mein Ansatz war schon immer der, so schnell wie nötig, nicht so schnell wie möglich zu fahren. Das heißt, ich habe als Führender nie versucht einen riesigen Abstand herauszufahren, wenn jeden Moment das Safety-Car auf die Strecke gehen und alles wieder neutralisieren kann. Im Langstreckensport kommt natürlich auch noch der Faktor Materialschonung dazu. Das heißt es ergibt schon Sinn, die Reifen zu schonen und sein Auto nicht ständig über die Kerbs zu prügeln."

Frage: "Sie haben mit dem österreichischen Kaiserenkel Ferdinand Habsburg und dem jungen Formel-3-Open-Champion Yifei Ye eine perfekte Fahrerbesetzung gebildet. Wie war die Zusammenarbeit mit den beiden?"

Binder: "Sie hätte nicht besser sein können. Beide sind sehr gute Fahrer, mit denen man gut zusammenarbeiten kann, wo aber auch der Spaßfaktor nicht zu kurz kommt. Vielleicht sollten wir mit dem 'Ferdi' und einem anderen schnellen Landsmann noch einmal ein rein österreichisches Line-up an den Start bringen. Das hätte doch was."

Frage: "Sie meinen, dass Sie es noch einmal ein paar Leuten beweisen wollen?"

Binder: "Ich fahre nicht, um jemandem etwas zu beweisen, sondern gehe meinen eigenen Weg. Hinter den Kulissen höre ich, dass das, was da momentan in der Langstrecken-WM im Gange ist, wirklich eine neue Ära einläuten soll. In Le Mans werden in zwei Jahren mindestens fünf Hersteller um den Sieg kämpfen. Es wäre natürlich ein Traum, dort in der Königsklasse mit einem LMDh-Fahrzeug dabei zu sein."

Frage: "Bevor Ihr großer Traum in Erfüllung gehen kann, werden Sie 2021 noch für Duqueine in der Europameisterschaft, also in der ELMS, nicht wahr?"

Binder: "Hinter Duqueine stehen ein kleiner französischer Rennwagenhersteller und eine erfolgreiche Unternehmensgruppe, die in der Medizintechnik und in der Flugzeugindustrie vertreten ist. Wir hatten neulich in Dubai schon ein erstes gemeinsames Abendessen mit Teammanager Max Favard und mit dem neuen Technischen Direktor Greg Wheeler, der das Team auf die Überholspur bringen soll. Greg war viele Jahre in der Formel 1 und hat bereits Le-Mans-Siege und sogar Rallye-WM-Titel auf dem Konto. Seine immense Erfahrung sollte uns helfen, vor allem die neuen Goodyear-Reifen, die in der ELMS künftig vorgeschrieben werden, besser zu verstehen. Sofern man uns Tiroler überhaupt außer Landes lässt, werde ich Anfang März die ersten Testfahrten bestreiten."

Neueste Kommentare