1000 km Silverstone: LMS-Showdown und Beginn einer Ära

Spannung pur beim 1000-km-Rennen in Silverstone: Peugeot will sich bei Audi revanchieren, die ILMC feiert den Startschuss, die LMS den Titel-Showdown

(Motorsport-Total.com) - Darauf haben Sportwagen-Fans lange gewartet: In Silverstone bricht mit dem 1000-Kilometer-Rennen am kommenden Wochenende eine neue Ära an - erstmals seit 18 Jahren gibt es wieder eine weltweite Rennserie für Le-Mans-Prototypen, den Intercontinental Le Mans Cup. 1992 wurde die legendäre Gruppe C eingestellt - die Kostenexplosion durch die Einführung von Formel-1-Triebwerken sorgte für eine Abwanderung der Hersteller, obwohl die Serie bei den Zuschauern äußerst populär war. Doch Mercedes und Peugeot hatten plötzlich einen Formel-1-Motor in ihren Händen - die Konzentration auf die noch publikumswirksamere "Königsklasse" war für Sportwagen-Fans die bittere Konsequenz.

Titel-Bild zur News: Allan McNish, Rinaldo Capello, Pedro Lamy, Simon Pagenaud, Tom Kristensen, Sébastien Bourdais

Gelingt Peugeot in Silverstone die Revanche für Le Mans gegen Audi?

Ausgerechnet Peugeot galt in der Gründungsphase des Intercontinental Le Mans Cup, der dieses Jahr aus den 1000-km-Rennen in Silverstone (Europa) und Zhuhai (Asien) und Petit Le Mans (USA) besteht, als Wackelkandidat. Ursprünglich gab man an, sich voll auf die 24 Stunden von Le Mans konzentrieren zu wollen, jetzt wird man werksseitig aber doch mit einem Peugeot 908 HDi FAP in Silverstone starten. Da der Auftakt zum ILMC auch gleichzeitig das Finale der Le-Mans-Serie 2010 darstellt, setzt auch Oreca einen Peugeot-Boliden ein.#w1#

Peugeot will sich für Le Mans an Audi rächen

Da Audi ebenfalls mit zwei Audi R15 TDI zugegen ist, kommt es im "Home of British Motor Racing" zur großen Revanche für die bittere Niederlage der "Löwen" an der Sarthe, als alle Boliden mit Defekt ausschieden. Im Werks-Auto sitzen Routinier Nicolas Minassian und Lokalmatador Anthony Davidson, der zu Silverstone eine besondere Beziehung hat: "Hier bin ich zum ersten Mal ein Rennauto gefahren. Außerdem habe ich hier in vielen Klassen gewonnen und freue mich, am Steuer des Peugeot vor heimischem Publikum zu fahren."

Das Werksteam darf auf die Unterstützung der Oreca-Mannschaft hoffen - ein Doppelsieg für Peugeot wird angepeilt. Doch für Oreca geht es um viel mehr: Man will den Sack zumachen und beim Saisonfinale der Le-Mans-Serie beide Titel einfahren - derzeit führt man in beiden Wertungen. Statt Olivier Panis, der in der FFSA-GT-Serie antritt, wechselt sich diesmal Peugeot-Werkspilot und LMS-Leader Stéphane Sarrazin mit Nicolas Lapierre ab. Teamchef Hugues de Chaunac gibt eine klare Direktive aus: "Unser klares Ziel ist ein Sieg für Peugeot. Wenn es sich dabei um das Auto mit der Nummer vier handelt, dann freut es mich natürlich. Wir wollen nach Portimao einen zweiten Sieg feiern, das würde auch Peugeot im Intercontinental Le Mans Cup helfen."

Ob man in Hinblick auf den Titel vielleicht etwas vorsichtiger zu Werke geht? De Chaunac winkt ab: "Wenn wir den Sieg holen, dann erreichen wir als Resultat davon auch unser Ziel. Wir werden sicher nicht vorsichtig an die Sache herangehen, um ein paar Punkte mitzunehmen. Wir sind hier, um uns für Le Mans zu revanchieren." Das bestätigt auch Lapierre: "Das gesamte Team will zeigen, dass es so gut ist wie in Le Mans. Das Rennen hier ist fast wie ein zweites Le Mans. Wir fahren also auf Sieg, denn dann haben wir die Punkte, die wir brauchen. Da Audi antritt, Aston-Martin ein Werksauto bringt und da es um den Titel geht, ist der Druck natürlich größer." Doch die Vergangenheit spricht für Oreca: Schon 2005 und 2009 siegte man beim 1000-km-Rennen in Silverstone. Lapierre strotzt vor Selbstvertrauen: "Ich bin hier, um die Pole und den Sieg aus dem Jahr 2009 zu verteidigen."

Audi: Bernhard und die Le-Mans-Legenden

Audi ist freilich da, um Peugeot das Leben so schwer wie möglich zu machen. Ein Sieg in Silverstone wäre ein weiterer empfindlicher Schlag gegen die "Löwen" nach der Demütigung von Le Mans. Am Steuer der zwei von Joest eingesetzten Audi R15 TDI: die Routiniers Tom Kristensen und Allan McNish im Auto mit der Nummer sieben und die Mischung aus Routine und Jugend in Form von Dindo Capello und Timo Bernhard im Auto mit der Nummer acht.

"Ich freue mich, dass Audi nach dem Riesenerfolg in Le Mans in dieser Saison noch einmal auf mich zurückgreift", sagt der 29-jährige Bernhard. "Ich bin der mit Abstand Jüngste im Team und denke, dass ich mit Dindo (Capello) eine gute Crew bilden werde." Zu Beginn wird es darum gehen, sich schnellstmöglich an den Kurs zu gewöhnen - denn: "Silverstone ist im Prototyp neu für mich, aber das war auch in Le Mans und Spa kein Problem. In Silverstone beginnt eine neue Ära für die Sportwagen - und ich bin froh, dabei zu sein. Das Rennen ist super besetzt. Das zeigt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht."

Heimspiel für Aston Martin und die Mansells

Tatsächlich haben zwölf Le-Mans-Prototypen für die ILMC-Premiere genannt, darunter auch drei Lola Aston Martin. Die Autos mit den Nummern 007 (Adrian Fernandez, Harold Primat) und 009 (Andy Meyrick, Sam Hancock, Juan Barazi) werden vom Werk eingesetzt, der Bolide mit der Nummer 008 (Pierre Ragues, Franck Meilleux, Vanina Ickx) stammt aus dem Signature-Team und darf sich mit nur zwei Punkten Rückstand in der Gesamtwertung auf den Oreca-Peugeot gute Titelchancen in der Le-Mans-Serie ausrechnen. Meyrick, der in Le Mans im Oreca-Prototypen Vierter wurde, gibt sein Aston-Martin-Debüt und freut sich auf das Heimspiel: "Es ist wirklich ein Privileg, als britischer Fahrer mit einem Aston Martin auf unserer Heimstrecke anzutreten. Das Auto hat sich in der Le-Mans-Serie als konkurrenzfähig erwiesen, mit Adrian und Harold habe ich zwei großartige Teamkollegen - also hoffe ich auf ein gutes Resultat."

Ähnlich zuversichtlich kommt auch Teamchef Goerge Howard-Chappell nach Silverstone: "Die Unterstützung der Fans ist hier großartig und wir erwarten sechs Stunden mit extrem hartem Wettkampf gegen die Diesel-Autos." Auch mit Meyricks Einfügung ins Team ist er zufrieden: "Er kommt mit dem LMP1-Auto gut zurecht, auch mit der Crew und unseren Fahrern hat er sich beim Testen schnell zurechtgefunden. Es freut mich, dass ich ihn bei uns begrüßen darf." Die traditionsbewussten, britischen Rennfans dürfen währenddessen ihren großen Helden in Silverstone begrüßen: Nigel Mansell wird nach dem bitteren Crash in der Anfangsphase der 24 Stunden von Le Mans wieder mit seinen Söhnen Greg und Leo an den Start gehen. Das Trio sitzt im Ginetta-Zytek.

Auch in der LMP2-Klasse dürfen sich die Zuschauer auf zwölf Autos freuen: Mit dabei ist das deutsche KSM-Team aus Siegburg, das die letzten zwei LMS-Wochenenden in Portugal und Ungarn auslassen musste. Neben den Stammpiloten Jean de Pourtales und Jonathan Kennard sitzt diesmal auch Lucas Ordonez im Lola - der Spanier gibt sein Debüt in der Le-Mans-Serie. "Wir sind mehr als glücklich, dass wir wieder dabei sind", verweist Teamchef Hardy Schiller auf die Rennpause. "Unser Lola Judd wurde in den vergangenen Wochen in der Werkstatt in Siegburg gut vorbereitet und ist jetzt in perfektem Zustand. Der Wettbewerb wird hart, doch ich bin optimistisch, dass wir ein gutes Resultat erzielen."

Die Startliste beim 1000-km-Rennen in Silverstone:

LMP1:

007 - Aston Martin Racing - Lola Aston Martin - Fernandez/Primat/Meyrick
008 - Signature - Lola Aston Martin - Ragues/Mailleux/Ickx
009 - Aston Martin Racing - Lola Aston Martin - Barazi/Hancock
1 - Team Peugeot Total - Peugeot 908 HDi-FAP - Davidson/Minassian
4 - Team Oreca Matmut - Peugeot 908 HDi FAP - Lapierre/Sarrazin
5 - Beechdean Mansell - Ginetta Zytek - Mansell/Mansell/Mansell
7 - Audi Sport Team Joest - Audi R15 TDI - Kristensen/McNish
8 - Audi Sport Team Joest - Audi R15 TDI - Bernhard/Capello
11 - Drayson Racing - Lola Judd - Drayson/Cocker
12 - Rebellion Racing - Lola Rebellion - Prost/Jani
13 - Rebellion Racing - Lola Rebellion - Belicchi/Boullion
20 - Team LNT - Ginetta Zytek - Burgess/Mowlem/McMurry

LMP2:

24 - Oak Racing- Pescarolo Judd - Lahaye/Nicolet
25 - RML - Lola HPD - Erdos-Newton-Collins
27 - Race Performance - Radical Judd - Frey/Buncombe
29 - Racing Box - Lola Judd - Perazzini/Cioci/Pirri
30 - Racing Box - Lola Judd - Babini/Geri/Leo
31 - RLR msport - MG Lola AER - Gates/Garofall/Phillips
35 - Oak Racing - Pescarolo Judd - Hein/Moreau
36 - Pegasus Racing - Courage Oreca AER - Schell/Da Rocha
39 - KSM - Lola Judd - De Pourtales/Noda/Ordonez
40 - Quifel ASM Team - Ginetta Zytek - Amaral/Pla
41 - Team Bruichladdich - Ginetta Zytek - Ojjeh/Greaves/Ebbesvik
42 - Strakka Racing - HPD - Leventis-Watts-Kane

Formula Le Mans:

43 - Dams- Formula Le Mans - Barlesi/Cicognani/Chalandon
44 - Dams - Formula Le Mans - Firth/Hughes
45 - Boutsen Energy Racing - Formula le Mans - Kraihamer/De Crem/Delhez
46 - JMB Racing - Formula Le Mans - Kutemann/Basso/Hartshorne
47 - Hope Polevision Racing - Formula Le Mans - Moro/Zacchia/Lombard
48 - Hope Polevision Racing - Formula Le Mans - Pillon/Capillaire/Verdonck
49 - Applewood Seven - Formula Le Mans - Toulemonde/Beche

LMGT1:

50 - Larbre Competition - Saleen S7-R - Gardel/Goueslard/Rees
66 - Atlas FX-Team FS - Saleen S7-R - Van Dam/Baumgartner/Winslow

LMGT2:

75 - Prospeed Competition- Porsche 997 GT3 RSR - Holzer/Westbrook
76 - IMSA Performance Matmut - Porsche 997 GT3 RSR - Narac/Pilet
77 - Team Felbermayr Proton - Porsche 997 GT3 RSR - Lieb/Lietz
78 - BMW Team Schnitzer - BMW M3 - Müller/Werner
85 - Spyker Squadron - Spyker C8 Laviolette GT2 - Dumbreck/Coronel
88 - Team Felbermayr Proton - Porsche 997 GT3 RSR - Ragginger/Ried/Dumas
89 - Hankook Team Farnbacher - Ferrari F430 GT - Farnbacher/Simonsen
90 - CRS Racing - Ferrari F430 GT - Ehret/Quaife/Kaffer
91 - CRS Racing - Ferrari F430 GT - Kirkaldy/Mullen
92 - JMW Motorsport - Aston Martin V8 Vantage - Bell/Turner
94 - AF Corse - Ferrari F430 GT - Companc/Russo
95 - AF Corse - Ferrari F430 GT - Fisichella/Vilander/Alesi
96 - AF Corse - Ferrari F430 GT - Bruni/Melo
99 - Gulf Team First - Lamborghini LP560 - Giroix/Goethe